Kosovo: Bundeswehr entzieht serbischen Mönchen
Schutz vor albanischen Terroristen
"Ich bin entsetzt über die Behandlung meiner Mönche. Dieses
Verhalten seitens des deutschen Militärkontingents wird zur
vollständigen Vertreibung der serbischen Kirche aus einer
Region führen, in der sie jahrhundertelang überlebt hat, selbst
unter türkischer Herrschaft", protestierte Bischof Artemije, der
höchste Würdenträger der serbisch-orthodoxen Kirche im
Kosovo, Anfang Februar.
Die aktuelle Verschlechterung des Verhältnisses zwischen
Besatzungsmacht und Gläubigen geht auf einen Überfall von
30 albanischen Gewalttätern am 21. Januar auf orthodoxe
Mönche in Djakovica zurück, die ein ARD-Fernsehteam und eine
KFOR-Eskorte begleitet hatte. Die Diozöse informierte
daraufhin die Presse, Belgrader Zeitungen berichteten
ausführlich. Die deutschen Militärs, die nach der Beschädigung
ihrer Fahrzeuge bei der Attacke allen Grund gehabt hätten, die
albanischen Täter mit Nachdruck zu verfolgen, wandten
seltsamerweise ihren Zorn gegen die serbischen Opfer. Als
erstes verweigerten sie dem gerade angegriffenen Kloster
Djakovica die weitere Verwendung ihres Stromgenerators -
mitten im Winter eine beinahe tödliche Maßnahme. Als zweites
stoppten sie die Lebensmittellieferungen an den letzten
serbischen Priester, der im Bischofssitz in Prizren, der
Hauptstadt der deutschen Zone, die Stellung hält. Drittens
wurden alle Militäreskorten gestrichen, die bisher Reisen der
Gläubigen innerhalb Kosovos geschützt hatten. "Die Mönche
werden nur deswegen bestraft, weil sie die Wahrheit über den
Vorfall in Djakovica veröffentlichten. Die deutsche KFOR wollte
alles verschleiern", protestierte Bischof Artemije.
Wenn die KFOR die Serben nicht mehr mit Lebensmitteln,
Elektrizität und Eskorten unterstützt, sind sie albanischen
Gewalttätern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Diese
haben seit Stationierung der KFOR im Juni 1999 30 Kirchen und
Klöster allein im deutschen Sektor zerstört, 100 im gesamten
Kosovo, darunter viele unersetzliche Baudenkmäler mit
Fresken aus dem frühen Mittelalter. "Keiner der Täter ist je vor
Gericht gebracht worden, und es gibt nicht einmal einen
Beweis, daß überhaupt Ermittlungen angestellt wurden",
kritisiert die Diözese. Djakovica und Prizren sind die letzten
Stützpunkte der Orthodoxie in der deutschen Zone. In Prizren,
wo vor dem NATO-Einmarsch 20000 Serben lebten, sind
gerade noch 60 übrig. Insgesamt sind seit Juni 1999 zwischen
200000 (Angaben des Roten Kreuzes) und 360000 (serbische
Regierungsangaben) Nicht-Albaner aus dem Kosovo geflüchtet
oder vertrieben worden, 80 000 bis 120 000 sollen noch in der
Provinz leben. Die Bevölkerungszahl der albanischen Mehrheit
wird mit knapp zwei Millionen angegeben. "In den letzten vier
Jahren sind trotz des KFOR- Protektorats 2 500 Serben und
andere Nicht-Albaner ums Leben gekommen", klagte der
serbische Ministerpräsident Zoran Zivkovic, ein durchaus
NATO-freundlicher Politiker, beim Staatsbesuch in Berlin Ende
November 2003.
Bei einer Visite im Kloster Djakovica Ende Januar erklärte
Hauptmann Maik Stiehlers, Sprecher der deutsche
KFOR-Kommandantur, daß die Geistlichen eben mit Überfällen
rechnen müßten, da "Serben hier viele Albaner getötet
haben". Insbesondere kritisierte er Bischof Artemije, da dieser
"immer auf der UN-Resolution 1244 besteht und darauf, daß
das Kosovo ein Teil Serbiens ist". Die genannte UN-Resolution
ist die völkerrechtliche Grundlage für die Stationierung der KFOR
im Kosovo und legt als deren Auftrag unter anderem die
"Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung"
(Artikel 9d) fest.
Jürgen Elsässer