9.02.2004

Artikel

Moderne Christenverfolgung

Kosovo: Bundeswehr entzieht serbischen Mönchen Schutz vor albanischen Terroristen

"Ich bin entsetzt über die Behandlung meiner Mönche. Dieses Verhalten seitens des deutschen Militärkontingents wird zur vollständigen Vertreibung der serbischen Kirche aus einer Region führen, in der sie jahrhundertelang überlebt hat, selbst unter türkischer Herrschaft", protestierte Bischof Artemije, der höchste Würdenträger der serbisch-orthodoxen Kirche im Kosovo, Anfang Februar.

Die aktuelle Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Besatzungsmacht und Gläubigen geht auf einen Überfall von 30 albanischen Gewalttätern am 21. Januar auf orthodoxe Mönche in Djakovica zurück, die ein ARD-Fernsehteam und eine KFOR-Eskorte begleitet hatte. Die Diozöse informierte daraufhin die Presse, Belgrader Zeitungen berichteten ausführlich. Die deutschen Militärs, die nach der Beschädigung ihrer Fahrzeuge bei der Attacke allen Grund gehabt hätten, die albanischen Täter mit Nachdruck zu verfolgen, wandten seltsamerweise ihren Zorn gegen die serbischen Opfer. Als erstes verweigerten sie dem gerade angegriffenen Kloster Djakovica die weitere Verwendung ihres Stromgenerators - mitten im Winter eine beinahe tödliche Maßnahme. Als zweites stoppten sie die Lebensmittellieferungen an den letzten serbischen Priester, der im Bischofssitz in Prizren, der Hauptstadt der deutschen Zone, die Stellung hält. Drittens wurden alle Militäreskorten gestrichen, die bisher Reisen der Gläubigen innerhalb Kosovos geschützt hatten. "Die Mönche werden nur deswegen bestraft, weil sie die Wahrheit über den Vorfall in Djakovica veröffentlichten. Die deutsche KFOR wollte alles verschleiern", protestierte Bischof Artemije.

Wenn die KFOR die Serben nicht mehr mit Lebensmitteln, Elektrizität und Eskorten unterstützt, sind sie albanischen Gewalttätern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Diese haben seit Stationierung der KFOR im Juni 1999 30 Kirchen und Klöster allein im deutschen Sektor zerstört, 100 im gesamten Kosovo, darunter viele unersetzliche Baudenkmäler mit Fresken aus dem frühen Mittelalter. "Keiner der Täter ist je vor Gericht gebracht worden, und es gibt nicht einmal einen Beweis, daß überhaupt Ermittlungen angestellt wurden", kritisiert die Diözese. Djakovica und Prizren sind die letzten Stützpunkte der Orthodoxie in der deutschen Zone. In Prizren, wo vor dem NATO-Einmarsch 20000 Serben lebten, sind gerade noch 60 übrig. Insgesamt sind seit Juni 1999 zwischen 200000 (Angaben des Roten Kreuzes) und 360000 (serbische Regierungsangaben) Nicht-Albaner aus dem Kosovo geflüchtet oder vertrieben worden, 80 000 bis 120 000 sollen noch in der Provinz leben. Die Bevölkerungszahl der albanischen Mehrheit wird mit knapp zwei Millionen angegeben. "In den letzten vier Jahren sind trotz des KFOR- Protektorats 2 500 Serben und andere Nicht-Albaner ums Leben gekommen", klagte der serbische Ministerpräsident Zoran Zivkovic, ein durchaus NATO-freundlicher Politiker, beim Staatsbesuch in Berlin Ende November 2003.

Bei einer Visite im Kloster Djakovica Ende Januar erklärte Hauptmann Maik Stiehlers, Sprecher der deutsche KFOR-Kommandantur, daß die Geistlichen eben mit Überfällen rechnen müßten, da "Serben hier viele Albaner getötet haben". Insbesondere kritisierte er Bischof Artemije, da dieser "immer auf der UN-Resolution 1244 besteht und darauf, daß das Kosovo ein Teil Serbiens ist". Die genannte UN-Resolution ist die völkerrechtliche Grundlage für die Stationierung der KFOR im Kosovo und legt als deren Auftrag unter anderem die "Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung" (Artikel 9d) fest.

 

Jürgen Elsässer

 

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