Zum Unglück der Raumfähre Columbia
Nicht nur 7 Menschenleben sind heute zu beklagen - jeden Tag verhungern auf diesem
Planeten rund 24.000 Menschen. Ich trauere um jedes dieser sinnlos vergeudeten
Menschenleben und will Angesichts des Unglücks nicht rechten, ob die sieben, die im
Glutball der Raumfähre 'Columbia' vernichtet wurden, nun eher zu der Tätern oder
Opfern zu rechnen wären.
Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Verbrechen werden nicht nur durch Krieg und
Mord, sondern auch durch einfaches Unterlassen begangen. Angesichts des fortdauernden
Hungers, des Elends und der Zerstörung auf diesem unserem Planeten, ist es schlichtweg
obszöner Größenwahn, Millionen und Abermillionen in die sogenannte Raumfahrt zu stecken.
Bundeskanzler Schröder schrieb in seinem Kondolenzschreiben, "daß die Erforschung des
Weltraums mit menschlichen Opfern verbunden sein" könne. Er denkt dabei lediglich an
die 7 heute in der 'Columbia' zu Tode gekommenen. Doch geht es überhaupt um die
"Erforschung des Weltraums"?
In Anbetracht der Weite des Weltraums, ja selbst in Anbetracht der Weite unseres
in astronomischen Dimensionen winzigen Sonnensystems, sind diese Flüge nicht mal mit
den Hopsern von Heuschrecken vergleichbar. Sie sind eine reine Prestigesache.
All diese Menschenopfer werden einem Größenwahn dargebracht, der jenen der Pharaonen
und Cäsaren bei weitem an Grauen übertrifft. Denn im Gegensatz zu damals hätte die
Menschheit heute die Mittel, Elend und Hunger auf diesem Planeten zu besiegen.
Wenn es tatsächlich um Weltraumforschung geht, werden längst unbemannte Satelliten
eingesetzt. Doch selbst hier müßte jeder Mensch, der auch nur einen Hauch von Mitgefühl
hat, fragen: Wie kann nur Geld für Projekte ausgegeben werden, die auch in einigen Jahren
ausgeführt werden könnten, während heute noch Menschen auf diesem Planeten verhungern ?
Jede 3,6 Sekunden ein Menschenleben.
Drei Viertel davon Kinder unter 5 Jahren.
Klaus Schramm