27.04.2001

Leserbrief

Zur Kündigung
eines Gelöbniss-Aktivisten
in Bad Tölz

Lob und Anerkennung für Zivilcourage

Bürgermeister Sepp Niedermaier hat dem städtischen Mitarbeiter Thomas Krahe seinen Arbeitsplatz gekündigt, weil dieser an einer Demonstration und Störung des Bundeswehrgelöbnisses teilgenommen hat. Der Bürgermeister soll dies so begründet haben: "Herr Krahe ist als städtischer Bediensteter auch ein Repräsentant unseres Staates. Er und seine Kollegen haben mit ihrer Protestaktion das Image der Stadt massiv geschädigt."

Dazu ist festzustellen:
Thomas Krahe hat dem Image der Stadt Bad Tölz genutzt. Er hat gezeigt, daß in dieser Stadt Menschen zu Zivilcourage fähig sind, die sich Kriegspropaganda nicht ohne weiteres gefallen lassen. Da die Bundeswehr zu einer weltweit einsetzbaren Interventionsarmee geworden ist, die sich bereits 1999 an dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien beteiligt hat, muß sie sich der Kritik stellen. Die Forderung nach Abschaffung der Bundeswehr ist höchst aktuell.

Derjenige, der dem Image der Stadt Bad Tölz massiv geschädigt hat, ist Bürgermeister Sepp Niedermaier. In Dänemark ist das unübersetzbare Wort "Berufsverbot" Symbol für eine antidemokratische Grundhaltung seines südlichen Nachbarn, von der man glaubte, daß sie eigentlich bereits überwunden sei. Ein Bürgermeister, der einen Mitarbeiter für die Wahrnehmung eines selbstverständlichen und demokratischen Grundrecht maßregelt, verkörpert das Bild des "häßlichen Deutschen", mit dem man hier nichts zu tun haben will: Ein Machtmensch, der sein Amt mißbraucht. Ein Bürgermeister wird nämlich nicht dazu eingesetzt, um die politische Gesinnung seiner Mitarbeiter zu kontrollieren und gar zu sanktionieren. Da mit Thomas Krahe jemand betroffen ist, der sich für Frieden und Abrüstung einsetzt, stellt sich Bürgermeister Sepp Niedermaier durch seine Maßregelung auch noch als unverbesserlicher, aggressiver Militarist dar.

Wenn die Stadt Bad Tölz Wert darauf legt, daß Touristen aus demokratischen Ländern zu Besuch kommen, sollte sie sich von einem solchen städtischen Repräsentanten schleunigst trennen. Thomas Krahe hingegen ist unverzüglich wieder einzustellen und hat für seine zivilcouragiertes Handeln Lob und Anerkennung verdient.

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. med. Ralf Cüppers
Sønderborg
Danmark

 

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