Schloß Bellevue ist vorerst verwaist. Bundespräsident Christian Wulff hat seinen Rücktritt erklärt. Besser wird damit kaum etwas, denn das Amt des Bundespräsidenten wird von der Parteien-Politik sicherlich nicht abgeschafft werden.
Offenbar war die Geduld von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit der Einleitung staatsanwaltlicher Ermittlungen gegen Wulff endgültig an ihre Grenzen gekommen. Ohne den nötigen Druck wäre Christian Wulff vermutlich noch monatelang an seinem Sessel kleben geblieben und hätte sich der Hoffnung hingegeben, über die Vielzahl der seit Mitte Dezember aufgetauchten Skandälchen werde irgendwann Gras wachsen. Ohne irgendein Schuldbewußtsein trat er heute vor die MedienvertreterInnen und erklärte seinen Rücktritt mit der "Entwicklung der vergangenen Tage und Wochen," die gezeigt habe - nicht etwa seine Verfehlungen, sondern - daß das "Vertrauen einer breiten Mehrheit der Bevölkerung" und damit seine "Wirkungsmöglichkeiten" beeinträchtigt sind. Und - offenbar auf dem Bildungsstand weiter Kreise - fügte er hierbei das Wörtchen "nachhaltig" ein.
Wulff sprach lediglich von "Fehlern", die er gemacht habe und beteuerte, er sei "immer aufrichtig" gewesen. Wenn es ihm heute auch an Selbstkritik mangelte, erlaubte er sich, den Umgang der Medien mit seinem "Fall" zu kritisieren. Die Berichterstattung habe ihn und seine Frau verletzt.
Bundeskanzlerin Merkel trat bereits kurze Zeit danach an die Öffentlichkeit, stellte es so dar, als habe Wulff nun plötzlich aus freien Stücken die Brocken hingeschmissen, erzählte von der "Stärke des Rechtsstaates", der "Gleichheit vor dem Gesetz" und ihrem Dank und Respekt für Wulff. Wie kaum anders zu erwarten sprachen sich etliche Partei-PolitikerInnen dafür aus, diesmal einen Präsidenten im Konsens aufstellen zu wollen.
Sowohl Wulff als auch der im Mai 2010 zurückgetretene Köhler bekommen einen sogenannten Ehrensold von jährlich 199.000 Euro. Wenn zukünftig alle 20 Monate der Bundespräsident wechselt, wird dieses Amt auf die Dauer eine recht kostspielige Angelegenheit, dessen Ertrag schon bislang in keinem Verhältnis zu den Kosten stand.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Witz der Woche
Auch wir sind gegen einen Rücktritt von Wulff (21.12.11)
Christian Wulff
Müssen wir uns diesen Namen merken? (17.12.11)
Der Witz des Tages
Köhler tritt nicht zurück (31.05.10)
Der deutsche Bundespräsident sagt die Wahrheit...
und bezieht Prügel von Schwarz-Rot-Grün-Gelb (27.05.10)