Anonymous-Hacker haben Los Zetas, einem der gefährlichsten mexikanischen Drogen-Kartelle, den Kampf angesagt. Los Zetas soll ein mexikanisches Mitglied der Hacker-Gruppe entführt haben. Anonymous droht mit der Veröffentlichung von Namen und Adressen von Los-Zetas-Informanten und könnte so einen Banden-Krieg heraufbeschwören. Als Probe ihres Könnens outeten sie heute den Juristen Gustavo Rosario Torres als Zeta-Handlanger.
In einem im Internet verbreiteten Video
(www.youtube.com/watch?v=3ZL0E1J7wOg&feature=player_embedded)
erklären die Hacker: "Wir wollen, daß ihr wißt, daß sie eines unserer Mitglieder entführt haben. Wir fordern seine Freilassung! Wir wollen, daß Marine und Armee wissen, daß wir die Zetas satt haben, die sich darauf spezialisiert haben, zu entführen, zu rauben und zu erpressen."
Laut Anonymous wurde ihr Mitglied in Vera Cruz entführt. Wenn es nicht bis zum 5. November freigelassen werde, sollen Informationen über Namen und Adressen von Los-Zetas-Informanten veröffentlicht werden. "Noch werden wir keine Namen und Fotos der Beteiligten veröffentlichen. Wenn dies nötig sein sollte, werden wir jedoch nicht davor zurückschrecken. (...) Laßt ihn frei! Wenn ihm irgendetwas zustößt, werdet ihr Hurensöhne für immer diesen 5. November in Erinnerung behalten! Wir sind Anonymous! Wir sind Legion! Wir vergessen nicht! Wir vergeben nicht! Macht euch auf etwas gefaßt!"
Die mexikanische Polizei nimmt diese Drohung sehr ernst. Sie befürchtet, daß es im Falle der angedrohten Veröffentlichung der Informanten-Liste zu Mord-Aktionen kommt. Es handelt sich angeblich um eine lange Liste, die neben den Namen von Taxifahrern, Journalisten und Politikern auch die einer hohen Zahl krimineller Polizisten enthalten soll. Um ihrer Drohung Nachdruck zu verleihen, hat die mexikanische Gruppe von Anonymous heute die Internet-Seite des Juristen Gustavo Rosario Torres gehackt. Dort ist nun zu lesen: "Gustavo Rosario ist ein Zeta". Die Seite konnte offenbar nicht so schnell entfernt werden. Doch mehr als die Behauptung ist dort nicht zu finden, Beweise blieb die Anonymous-Gruppe bislang schuldig. Rosario war bis 2008 oberster Staatsanwalt im mexikanischen Bundesstaat Tabasco. Er ist heute einer der engsten Berater des dortigen Landes-Präsidenten. Schon seit einiger Zeit kursieren Vorwürfe, Rosario habe das Zeta-Kartell geschützt.
Doch unbestreitbar verfügen die Anonymous-Hacker über exzellente Methoden der Informationsbeschaffung. So war es ihnen vor kurzem gelungen, die Daten von 1.500 Besuchern der Kinderporno-Seite Lolita City zu veröffentlichen. Im Falle des Drogen-Kartells Los Zetas nehmen es die Hacker jedoch mit einem äußerst gefährlichen Gegner auf. Das Kartell rekrutiert sich laut Polizei-Aussagen aus ehemaligen Elite-Soldaten und ehemaligen Angehörigen einer Spezialeinheit der Streitkräfte Guatemalas. Nach Schätzungen umfaßt es 1000 bis 3000 Mitglieder.
In Nuevo Laredo, einer Stadt im äußersten Norden des mexikanischen Bundesstaates Tamaulipas an der Grenze zu den USA, hat Ende September offenbar Los Zetas die Journalistin María Macías Castro ermordet. Sie hatte anonym Artikel gegen das Drogen-Kartell veröffentlicht. Neben der Leiche von María Macías Castro lagen zwei PC-Tastaturen, ein CD-Player und mehrere Kabel. Ein Bekenner-Brief war mit "ZZZZ", einem bekannten Zeichen von Los Zetas unterzeichnet. Im vergangenen Jahr drohte Los Zetas, alle EinwohnerInnen der Stadt Ciudad Mier zu töten - die EinwohnerInnen flüchteten und hinterließen eine Geisterstadt. Die Zahl der Todesopfer der vergangenen Jahre, die auf das Konto der Drogen-Kartelle geht, wird auf 50.000 geschätzt.
In Mexiko traut sich schon lange niemand mehr, mit Nennung des eigenen Namens etwas über Los Zetas zu schreiben. Es herrschte eine Art Zensur, die die Drogen-Kartelle mit ihrer Schreckensherrschaft in den letzten Jahren den mexikanischen Medien durchgesetzt haben. Seit einiger Zeit veröffentlichte nun Anonymous über Twitter und andere Internet-Seiten gelegentlich Meldungen über Los Zetas.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Trojaner-Skandal weitet sich aus
"Big Brother" kann noch mehr (19.10.11)
0zapftis - CCC analysiert "Bundes-Trojaner"
Verfassungsignoranz und Dilettantismus (8.10.11)