30.01.2003

Dieselruß
verursacht 8.000 bis 8.500
Krebstote jährlich

Daß Autos mit Dieselmotoren durch die in den Abgasen enthaltenen Rußpartikel Krebs verursachen, ist seit langem bewiesen. Außerdem kann Dieselruß zu Herz-, Kreislauf,- und Atemwegserkrankungen, Herzinfarkt und Schlaganfällen führen. Bei Allergikern verschlimmert Dieselruß die Symptome der Allergie. Auch können durch Dieselruß neue Allergien ausgelöst werden.

Kinder sind besonders betroffen, da ihre Lungen noch durchlässiger sind und die Lungenabwehr noch nicht voll entwickelt ist. Nach verschiedenen Untersuchungen 1 sterben jährlich 8.000 bis 8.500 Menschen in Deutschland durch Dieselruß an Lungenkrebs. Die Zahl der Erkrankten liegt um ein Vielfaches höher!

Dieselruß macht Krebs

Was sind die Ursachen?
Nachlässigkeit? Desinteresse? Gier?

Die Fakten sind längst bekannt:
Deutsche Diesel-PKW stoßen jedes Jahr 9.000 Tonnen Ruß aus. Von 1960 bis heute hat sich der Autoverkehr vervierfacht, Tendenz steigend. 1980 waren 2 Prozent aller PKW-Neuzulassungen Dieselfahrzeuge. Heute sind es 40 Prozent, Tendenz steigend.

Heute haben die Rußpartikel im Diesel-Abgas eine Größe zwischen 0,01 Mikrometer und 3 Mikrometer (Mikrometer = Tausendstel Millimeter). Die Partikel dringen bis in die feinsten Verästelungen der Lungen vor, wo sie sich festsetzen und Entzündungen hervorrufen. Die natürlichen Abwehr- Mechanismen der Lunge (die Makrophagen = Freßzellen) versagen, weil sie diese kleinen Partikel nicht mehr erkennen können. Nach neueren Untersuchungen können die ultrafeinen Dieselrußpartikel möglicherweise auch direkt durch die Zellwände ins Blut gelangen.

Sind tausende Tote der "unvermeidliche Blutzoll" des zivilisatorischen Fortschritts wie gerne und oft von Seiten der Industrie behauptet wird? Vor 100 Jahren starben noch weit mehr Bergarbeiter allein in den Kohleminen... Doch diese Diskussion wäre hier fehl am Platze, denn seit mehr als zwei Jahrzehnten ließen sich die durch Dieselruß verursachten Krebstodesfälle ohne großen Aufwand vermeiden.

Die ersten Dieselrußfilter im PKW-Bereich setzte Mercedes Benz (heute: DaimlerChrysler) bereits Anfang der 80er-Jahre in den Modellen 300 SD Turbo, 300 CD etc. ein, die nur in der USA und in Kanada offiziell vertrieben wurden. Immer wenn dies bekannt wurde, hieß es, diese Rußfilter hätten zu viele technische Probleme verursacht. Was hierzulande von den großen Medien verschwiegen wird, berichten beispielsweise Auto-Fans in Fach-Puplikationen: "Vor Kurzem hatte ich die Gelegenheit einen 300 SD T (Bj. 85, 200.000 km) in Kanada zu fahren. Es gab selbst nach dem Kaltstart keine sichtbare Rußentwicklung!"

Deutschen AutokäuferInnen, die über die in dieser Hinsicht weiter fortgeschrittene Umweltgesetzgebung in der USA und Kanada unterrichtet waren und die Anfang 1986 einen VW-Bus mit Turbo-Diesel kaufen wollten, wurde versichert, dieser könne "bis spätestens zum Herbst" mit Rußfilter nachgerüstet werden. Dann wurde immer wieder weiter vertröstet.

Der Deutsche Städtetag forderte bereits 1987 den Rußfilter. Bei MAN wurden bis 1991 Rußfilter für Nutzfahrzeuge entwickelt, deren Serienproduktion dann aber aus konzernpolitischen Gründen blockiert wurde. Ebenso bei Daimler, dessen langjähriger Betriebsrat Achim Zoller zu erzählen weiß: "Wir waren beim Rußfilter weltweit führend."

Jahrelang wurde in Europa blockiert. Erst im Jahr 2000 durchbrach Peugeot/Citroën die Blockade und in Frankreich sind seitdem alle Neuwagen serienmäßig mit Dieselrußfiltern ausgerüstet - auch die kleineren Modelle. 2002 wurden bereits 270.000 Autos mit Partikelfilter in Deutschland verkauft! Selbst der ADAC bestätigt die hohe Effizienz, lange Lebensdauer und positive Wartungseigenschaften des französischen Rußfilters - und fordert (jetzt endlich!) im Sinne des Verbraucherschutzes dessen allgemeine Einführung durch die deutsche Autoindustrie. 2

Auch ein deutscher Hersteller hat den Rußfilter bereits bis zur Produktionsreife entwickelt. Die 'Frankfurter Allgemeine' meldete am 19. November: "Wenn deutsche Autohersteller einen Partikelfilter wollten, könnte ihn Bosch nach einer Anpassungszeit von wenigen Wochen liefern." Und DaimlerChrysler liefert seit dem Jahr 2000 Stadtbusse mit dem CRT-Rußfilter. An technischen Problemen hat es also offensichtlich nicht gelegen.

Auch jetzt versucht die deutsche Automobilindustrie weiter zu blockieren und zu verzögern. Vorneweg DaimlerChrysler und VW, die sich über all die Jahre hinweg damit herausredeten, daß es keine Beweise gäbe, daß Dieselruß Krebs verursachen würde. Aber sowohl führende Wissenschaftler als auch der Sachverständigenrat der Bundesregierung bestätigen das Gegenteil.

Inzwischen berufen sie sich darauf, daß sie die Euro-4-Grenzwerte für Abgase einhalten. Diese sind aber völlig unzureichend, da hier nur die Gesamt-Menge des Rußes gemessen wird. Das hat dazu geführt, daß Motoren gebaut wurden, die immer kleinere Partikel ausstoßen und so für die Gesundheit immer gefährlicher wurden.

Wenn überhaupt wollen Mercedes und VW die Filter nur in die großen Limousinen einbauen. Selbst das haben sie aber zur Zeit nicht vor, da sie sich damit herausreden, daß bessere Filter als die derzeit erhältlichen in Entwicklung seien. Auf einen Zeitpunkt, wann diese serienreif seien werden, wollen sie sich nicht festlegen lassen.

Greenpeace hat einen gebrauchten Mercedes C-220 CDI-T nachträglich mit einem Dieselrußfilter französicher Bauart ausgerüstet.

Zwei PKWs im Vergleich:
Links: der von Greenpeace nachgerüstete Mercedes,   Rechts: das "Dieselschwein" (ein original Mercedes).

Abgas-Vergleich

Die beiden Papiere unten wurden 5 Sekunden vor den Auspuff gehalten : Links: weiß   -   Rechts: schwarz (Dieselruß)

Die Rußpartikel werden in einem Filter gesammelt. Damit der Filter sich nicht mit Ruß zusetzt, werden die Partikel dann im Filter verbrannt. Ruß ist nämlich nichts anderes als unverbrannter Rückstand aus dem Motor, der bei hohen Temperaturen vollständig verbrennen kann.

Die gesamte Technik kostet nur 150 Euro an Materialwert zusätzlich. Ein solcher Filter reduziert den Ausstoß an Dieselruß-Teilchen auf ein Fünftausendstel. Messungen des TÜV am Greenpeace-Auto nach 5.000, 10.000 und 15.000 Kilometern beweisen, daß die Partikelmasse den Wert von 1 Milligramm pro Kilometer nicht überschreitet. Damit ist es Greenpeace gelungen, ein Auto nachzurüsten, obwohl deutsche Autobauer (VW und Mercedes) seit Jahren abstreiten, daß dies möglich sei.

Rußfilter (oben) und Zubehör

Bauteile des Rußfilters

Am 6.11.2002 hat Greenpeace 26 Krankenbetten vor dem Tor des DaimlerChrysler Konzerns in Stuttgart aufgestellt. Die Betten waren beschriftet mit 26 Krankheiten, die durch Dieselruß verursacht werden können. Während DaimlerChrysler an den Filtern spart, werden die Kosten für die Behandlung von Diesel-Krankheiten auf die Öffentlichkeit abgewälzt

Dieselruß macht Krebs - Mercedes Benz macht mit

Greenpeace bei DaimlerChrysler

Auch in Wolfsburg wurde demonstriert: Vor Volkswagen wurden 48 Friedhofs-Kreuze aufgestellt.

Inzwischen tut sich etwas bei der deutschen Automobilindustrie: Diesen Monat war imerhin von Pressesprechern von VW und DaimlerChrysler zu hören, daß ab 2005 die ersten Fahrzeuge mit Partikelfilter vom Band rollen sollen. Es ist allerdings noch völlig unklar, in welche Modelle diese eingebaut werden sollen. Solange nicht noch mehr Druck aufgebaut wird, bleibt es sicher nur bei Ankündigungen.

1 BUND-Pressemitteilung vom 25.11.02 und
    Umwelt und Prognoseinstitut Heidelberg (UPI)
    laut Greenpeace vom 16.01.03
2 http://www.adac.de/Auto_Motorrad/Kraftstoffe/Umwelt/Russfilter/

 

Klaus Schramm

 

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