Was sind die Ursachen?
Nachlässigkeit? Desinteresse? Gier?
Die Fakten sind längst bekannt:
Deutsche Diesel-PKW stoßen jedes Jahr 9.000 Tonnen Ruß aus. Von 1960 bis heute hat sich
der Autoverkehr vervierfacht, Tendenz steigend. 1980 waren 2 Prozent aller
PKW-Neuzulassungen Dieselfahrzeuge. Heute sind es 40 Prozent, Tendenz steigend.
Heute haben die Rußpartikel im Diesel-Abgas eine Größe zwischen 0,01 Mikrometer und 3
Mikrometer (Mikrometer = Tausendstel Millimeter). Die Partikel dringen bis in die
feinsten Verästelungen der Lungen vor, wo sie sich festsetzen und Entzündungen
hervorrufen. Die natürlichen Abwehr- Mechanismen der Lunge (die Makrophagen = Freßzellen)
versagen, weil sie diese kleinen Partikel nicht mehr erkennen können. Nach neueren
Untersuchungen können die ultrafeinen Dieselrußpartikel möglicherweise auch direkt
durch die Zellwände ins Blut gelangen.
Sind tausende Tote der "unvermeidliche Blutzoll" des zivilisatorischen Fortschritts wie
gerne und oft von Seiten der Industrie behauptet wird? Vor 100 Jahren starben noch weit
mehr Bergarbeiter allein in den Kohleminen... Doch diese Diskussion wäre hier fehl am
Platze, denn seit mehr als zwei Jahrzehnten ließen sich die durch Dieselruß verursachten
Krebstodesfälle ohne großen Aufwand vermeiden.
Die ersten Dieselrußfilter im PKW-Bereich setzte Mercedes Benz (heute: DaimlerChrysler)
bereits Anfang der 80er-Jahre in den Modellen 300 SD Turbo, 300 CD etc. ein, die nur in
der USA und in Kanada offiziell vertrieben wurden. Immer wenn dies bekannt wurde, hieß es,
diese
Rußfilter hätten zu viele technische Probleme verursacht. Was hierzulande von den großen
Medien verschwiegen wird, berichten beispielsweise Auto-Fans in Fach-Puplikationen:
"Vor Kurzem hatte ich die Gelegenheit einen 300 SD T (Bj. 85, 200.000 km) in Kanada zu
fahren. Es gab selbst nach dem Kaltstart keine sichtbare Rußentwicklung!"
Deutschen AutokäuferInnen, die über die in dieser Hinsicht weiter fortgeschrittene
Umweltgesetzgebung in der USA und Kanada unterrichtet waren und die Anfang 1986 einen
VW-Bus mit Turbo-Diesel kaufen wollten, wurde versichert, dieser könne "bis spätestens
zum Herbst" mit Rußfilter nachgerüstet werden. Dann wurde immer wieder weiter vertröstet.
Der Deutsche Städtetag forderte bereits 1987 den Rußfilter. Bei MAN wurden bis 1991
Rußfilter für Nutzfahrzeuge entwickelt, deren Serienproduktion dann aber aus
konzernpolitischen Gründen blockiert wurde. Ebenso bei Daimler, dessen langjähriger
Betriebsrat Achim Zoller zu erzählen weiß: "Wir waren beim Rußfilter weltweit führend."
Jahrelang wurde in Europa blockiert. Erst im Jahr 2000 durchbrach Peugeot/Citroën die
Blockade und in Frankreich sind seitdem alle Neuwagen serienmäßig mit Dieselrußfiltern
ausgerüstet - auch die kleineren Modelle. 2002 wurden bereits 270.000 Autos mit
Partikelfilter in Deutschland verkauft! Selbst der ADAC bestätigt die hohe Effizienz,
lange Lebensdauer und positive Wartungseigenschaften des französischen Rußfilters -
und fordert (jetzt endlich!) im Sinne des Verbraucherschutzes dessen allgemeine
Einführung durch die deutsche Autoindustrie. 2
Auch ein deutscher Hersteller hat den Rußfilter bereits bis zur Produktionsreife
entwickelt. Die 'Frankfurter Allgemeine' meldete am 19. November: "Wenn deutsche
Autohersteller einen Partikelfilter wollten, könnte ihn Bosch nach einer Anpassungszeit von wenigen Wochen liefern." Und DaimlerChrysler liefert seit dem Jahr 2000 Stadtbusse mit dem CRT-Rußfilter. An
technischen Problemen hat es also offensichtlich nicht gelegen.
Auch jetzt versucht die deutsche Automobilindustrie weiter zu blockieren und zu verzögern.
Vorneweg DaimlerChrysler und VW, die sich über all die Jahre hinweg damit herausredeten,
daß es keine Beweise gäbe, daß Dieselruß Krebs verursachen würde. Aber sowohl führende
Wissenschaftler als auch der Sachverständigenrat der Bundesregierung bestätigen das
Gegenteil.
Inzwischen berufen sie sich darauf, daß sie die Euro-4-Grenzwerte für Abgase einhalten.
Diese sind aber völlig unzureichend, da hier nur die Gesamt-Menge des Rußes gemessen wird.
Das hat dazu geführt, daß Motoren gebaut wurden, die immer kleinere Partikel ausstoßen und
so für die Gesundheit immer gefährlicher wurden.
Wenn überhaupt wollen Mercedes und VW die Filter nur in die großen Limousinen einbauen.
Selbst das haben sie aber zur Zeit nicht vor, da sie sich damit herausreden, daß bessere
Filter als die derzeit erhältlichen in Entwicklung seien. Auf einen Zeitpunkt, wann diese
serienreif seien werden, wollen sie sich nicht festlegen lassen.
Greenpeace hat einen gebrauchten Mercedes C-220 CDI-T nachträglich mit einem
Dieselrußfilter französicher Bauart ausgerüstet.
Zwei PKWs im Vergleich:
Links: der von Greenpeace nachgerüstete Mercedes, Rechts: das "Dieselschwein" (ein
original Mercedes).