"Deutschland sucht den Übersinnlichen" - vergeblich
Gestern abend präsentierte das WDR-Wissenschaftsmagazin 'Quarks & Co'1 das Ergebnis eines Psi-Tests. Einer ganzen Reihe von sich selbst überzeugter Wünschelrutengänger
und Geistheiler (ausschließlich Männer - doch leider leiden Frauen nicht weniger häufig unter Gläubigkeit) konnte die Blamage nicht erspart werden. Alle scheiterten.
Die GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) hatte
in Absprache mit dem US-amerikanischen Trick-Experten James Randi die von ihm ausgeschriebne
Million Dollar (z.Z. umgerechnet 800.000 Euro) für den Nachweis einer übersinnlichen
Fähigkeit bei dem von ihr durchgeführten Test ausgeschrieben. Doch die Dollars blieben
liegen.
Die Testanordnung war recht einfach. Dreizehn mal galt es einen Parcours mit zehn abgedeckten Eimern zu durchlaufen. Per Zufall auf den richtigen Eimer zu treffen,
wäre eine Chance von eins zu zehn - also 0,1. Bei dreizehn Duchgängen ist
nach dem Zufallsprinzip mit durchschnittlich 1,3 Treffern zu rechnen. Selbstverständlich
wurde das gesuchte Material bei jedem Durchgang in einem anderen Eimer versteckt und ein
Kontakt zwischen der Person, die die Anordnung der Eimer vornahm, und den Test-Personen
ausgeschlossen. Auch andere mögliche Wege, an die Information im Wert von immerhin einer Million Dollar zu gelangen, wurden vorsorglich berücksichtigt.
Kein einziger der Kandidaten schaffte es, bei den dreizehn Durchläufen auch nur zweimal
den richtigen Eimer zu "erkennen". Manche hatten darauf gehofft, wenigstens acht oder
neunmal einen Treffer zu landen. Doch mit keinem oder einem einzigen Treffer lagen
alle unter dem statistischen Erwartungswert von 1,3.
Mit einem ähnlichen Verfahren wurden Kandidaten getestet, die allein durch "Geisteskraft"
den Geschmack von Wein und von Wasser zu verändern können glaubten. Bei den Versuchen
waren sie allerdings nicht in der Lage, die von ihnen beeinflußte Flüssigkeit später
wieder aus mehreren Angeboten eindeutig herauszuschmecken. Auch hierbei konnte keiner
der Kandidaten bessere Ergebnisse vorweisen als sie auch bei einer per Los ermittelten
Antwort zu erwarten wären.
Damit ist selbstverständlich nicht bewiesen, daß es keine übersinnlichen Fähigkeiten gibt.
Es ist auch bis heute nicht erwiesen, daß es keine Einhörner gibt. Erinnert sei jedoch
an eine Anekdote von Mark Twain. Dieser erklärte einmal: "Wenn mein Nachbar zu mir in
die Redaktion kommt und mir erzählt, in seinem Vorgarten stehe ein Esel, würde ich antworten: Na und? - wenn er mir aber erzählt, da stehe ein Einhorn, würde ich sagen:
Komm, laß uns schnell hingehen und nachsehen, ob das Horn nicht angeklebt ist!"
Es bleibt also dabei: "Deutschland sucht den Übersinnlichen" - und: Wer will, darf auch
weiterhin auf die Suche nach dem Einhorn oder wie der Achttausender-Bezwinger Reinhold Messner in den Himalaya auf die Suche nach dem Yeti gehen.
Solveig Brendel
Anmerkung:
1 Die Seite zur WDR-Serie: www.quarks.de