29.08.2003

Chaos mit Gen-Pflanzen
in Spanien

Hoffnung auf wirksame Vorschriften in Deutschland ?

Während in ganz Europa seit 1998 ein Gen-Moratorium galt, wurden dennoch in Deutschland (50 Tonnen Gen-Mais im Juni 2002) und in Spanien Gen-Pflanzen kommerziell angebaut. In Deutschland wurden zudem die Anbauorte mit Duldung von Ministerin Künast und entgegen den Vorgaben der EU verheimlicht. Am 15.06.2002 entdeckte Greenpeace den Anbau von Gen-Mais in Riedstadt bei Darmstadt. Bürgermeister deutscher Gemeinden und Städte richteten Anfragen beispielsweise an Novartis und andere Konzerne, die den Gen-Mais geliefert hatten. Doch diese verweigerten jegliche Auskunft. Explizit wurde in Antwortschreiben auf die Zerstörung von Versuchsfeldern mit Gen-Pflanzen hingewiesen. Und darüber hinaus wurde 2002 von Greenpeace an drei verschiedenen Orten der illegalen Anbau von Mais der Sorte "Bt-176" aufgedeckt.

Legal wird der Gen-Mais "Bt-176" des Schweizer Konzerns Syngenta dagegen in Spanien angebaut. Doch eine Untersuchung von Greenpeace und FOE ('Friends of the Earth') in Spanien belegt chaotische Zustände. Gen-Mais gelangt unkontrolliert auf benachbarte Felder und in die Lebensmittel. Zudem gibt es wie in Deutschland eine Politik der Geheimhaltung, so daß keinerlei verläßliche Zahlen darüber vorliegen, welche Mengen Gen-Mais wo und von wem angebaut werden. Bei Tests von spanischem Öko-Mais wurden bereits Verunreinigungen durch Gen-Mais bestätigt. Die betroffenen LandwirtInnen verloren ihre Öko-Zertifizierung und damit ihren Absatzmarkt. Sie können ihren Mais nicht mehr zu den für Öko-Produkte bezahlten höheren Preisen verkaufen. Und die Kosten für die Zeit der Umstellung auf ökologischen Landbau, für zusätzliche Arbeitskräfte und die Einbußen für geringere Ernten in Folge des Verzichts auf mineralische Dünger und Pestizide bleiben an ihnen als empfindliche Verluste hängen.

Bt-176 von Syngenta wurde längst in mehreren unabhängigen Studien als gefährlich eingestuft. In diesen Gen-Mais wurde ein Antibiotika-Resistenzgen eingeschleust. Wird Bt-176 mit der Nahrung aufgenommen, kann die Antibiotika-Resistenz im Darm auf andere Bakterien übertragen werden. Deren Immunität gegen Antibiotika wäre die Folge. Die Britische Ärztevereinigung fordert deshalb ein Verbot solcher Gene in Nahrungsmitteln.

Angesichts der desolaten Zustände in Spanien und in Deutschland gerade bei den in letzter Zeit mehrfach vorgefundenen Überschreitungen der Grenzwerte von Pestiziden bei Obst und Gemüse in deutschen Supermärkten, überrascht das Vertrauen mancher Umwelt-Organisationen in die Fähigkeit der europäischen Regierungen. Es stellt sich doch die Frage, wie das viel schwierigere Problem einer Koexistenz zwischen dem Anbau gen-manipulierter Pflanzen auf der einen Seite und gentechnik-freiem Anbau auf der anderen Seite in der Praxis bewältigt werden soll, wenn nicht einmal die Einhaltung der heute schon bestehenden gesetzlichen Grenzwerte durchgesetzt wird.

 

Adriana Ascoli

 

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