3.06.2003

Zum G-8-Protest in Evian:
Zwiespältiger Eindruck

Eine fröhliche Stimmung war überall anzutreffen bei den Protesten gegen den G-8-Gipfel in Evian. Das Geplantsche im Genfer See mit Badeinseln und Badekappen hatte Event-Charakter - erinnerte mich allerdings auch ein bißchen an Schlingensief. Die Symbolik bedurfte zudem der Erklärung. Und die Zeiten von Seattle, wo die Medien erfolgreich instrumentalisiert werden konnten, um unterdrückte politische Inhalte rüberzubringen, scheinen unwiederbringlich vorbei.

Ernüchternd - und im Widerspruch zum so fröhlichen Bild - ist die Erkenntnis, daß der bisher doch vorwiegend appellative (manche meinen ja: die Sprecher der NGOs dienen sich als Berater den Regierungen an) Charakter der Anti-Globaliserungs-Bewegung auf taube Ohren gestoßen ist: "Ob Schuldenerlass oder Afrika-Initiative - den großen Ankündigungen sind bisher kaum Taten gefolgt", kritisierte Philipp Hersel vom Attac-Koordinierungskreis. "Zudem erweisen sich viele angebliche Wohltaten als Privatisierungen durch die Hintertür, die mehr den G8 als den Entwicklungsländern nützen."

Völlig ins Leere lief dann die (ja, ja, gewaltfreie - aber wo ist der Sinn?) Besetzung der Schnellstraße Genf-Evian, die den G-8-Gipfel-Zirkus nicht ernsthaft behindern konnte. Oder war das etwa ein symbolischer Hinweis auf die Notwendigkeit einer Verkehrswende? Ich hatte eher den Eindruck, da ging es um »AutofahrerInnen ärgern statt Love-Parade«. Hauptsache, es macht Spaß.

Wenn dieses Gipfel-Hopping zukünftig Spaß UND Sinn machen soll, müssen die Aktionen besser geplant werden. Die Schwierigkeit ist nur: Wie soll an einem willkürlich von Regierungen und Konzernen ausgewählten Ort eine gewaltfreie Aktion aussehen, die sich nicht allein in Symbolik oder Blockade um der Blockade willen erschöpft?

 

Frank Bayer

 

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