Eine fröhliche Stimmung war überall anzutreffen bei den Protesten gegen den G-8-Gipfel in Evian. Das Geplantsche im
Genfer See mit Badeinseln und Badekappen hatte Event-Charakter - erinnerte mich allerdings auch ein bißchen an
Schlingensief. Die Symbolik bedurfte zudem der Erklärung. Und die Zeiten von Seattle, wo die Medien erfolgreich
instrumentalisiert werden konnten, um unterdrückte politische Inhalte rüberzubringen, scheinen unwiederbringlich vorbei.
Ernüchternd - und im Widerspruch zum so fröhlichen Bild - ist die Erkenntnis, daß der bisher doch vorwiegend
appellative (manche meinen ja: die Sprecher der NGOs dienen sich als Berater den Regierungen an) Charakter der
Anti-Globaliserungs-Bewegung auf taube Ohren gestoßen ist: "Ob Schuldenerlass oder Afrika-Initiative - den großen
Ankündigungen sind bisher kaum Taten gefolgt", kritisierte Philipp Hersel vom Attac-Koordinierungskreis. "Zudem
erweisen sich viele angebliche Wohltaten als Privatisierungen durch die Hintertür, die mehr den G8 als den
Entwicklungsländern nützen."
Völlig ins Leere lief dann die (ja, ja, gewaltfreie - aber wo ist der Sinn?) Besetzung der Schnellstraße Genf-Evian, die
den G-8-Gipfel-Zirkus nicht ernsthaft behindern konnte. Oder war das etwa ein symbolischer Hinweis auf die
Notwendigkeit einer Verkehrswende? Ich hatte eher den Eindruck, da ging es um »AutofahrerInnen ärgern statt
Love-Parade«. Hauptsache, es macht Spaß.
Wenn dieses Gipfel-Hopping zukünftig Spaß UND Sinn machen soll, müssen die Aktionen besser geplant werden.
Die Schwierigkeit ist nur: Wie soll an einem willkürlich von Regierungen und Konzernen ausgewählten Ort eine
gewaltfreie Aktion aussehen, die sich nicht allein in Symbolik oder Blockade um der Blockade willen erschöpft?
Frank Bayer