In den Bergwerksstollen bei Mayen und Niedermendig in der Eifel treffen sich alljährlich Tausende von Fledermäusen zur
Paarung. Viele der Fledermäuse, die bis zu 25 Jahre alt werden können, legen Strecken von mehreren hundert Kilometern
zurück, um die unterirdischen Basalt-Dome aufzusuchen, in denen sie selbst gezeugt und gesäugt wurden.
Fledermaus-ForscherInnen vermuten, daß dieses Verhalten evolutionär angelegt wurde, um Inzucht zu vermeiden.
Mindestens zehn verschiedene Fledermaus-Arten, von der Zwergfledermaus über das Große Mausohr bis hin zur
äußerst seltenen, an den großen Ohren leicht zu erkennenden Bechsteinfledermaus geben sich hier ein Stelldichein.
Ein ortsansässiges Unternehmen, dem der "Bierkeller" gehört, will im Bergwerk Basalt abbauen. Dies erfolgte zwar
bereits zur Zeit der Kelten - mit den heutigen Methoden jedoch und den damit unweigerlich verbundenen Zerstörungen
wäre dies das Ende des von den ForscherInnen als "Herz des mitteleuropäischen Fledermaus- Aufkommens" bezeichneten
Reservats.
Zwar wurde das Gebiet wegen seiner überragenden Bedeutung für den Fledermausschutz bereits 1998 vom Land
Rheinland-Pfalz für das europaweite Schutzgebietssystem 'Natura 2000' vorgeschlagen. Dennoch besteht weiterhin ein
Abbaurecht des Bergwerks- Unternehmens und eine Entscheidung über geforderte Entschädigungszahlungen wird
hinausgezögert. Erst als NaturschützerInnen massiv Druck machten und juristische Schritte ankündigten, wurde
von den Behörden die Abbau-Genehmigung vorläufig ausgesetzt.
Siegfried Schuch, Vorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) Rheinland-Pfalz, weist darauf hin, daß durch die
mit dem Basaltabbau verbundenen Sprengungen Tausende Tiere getötet würden, was ein klarer Verstoß gegen das
Tierschutzgesetz bedeuten würde. Zunächst sei der Abbau sogar für den Winter geplant gewesen. "Wenn die
Fledermäuse sich im Winterschlaf befinden, benötigen sie mehrere Stunden, ehe sie überhaupt bewegungsfähig sind.
Sie hätten keine Chance zu entkommen", erklärt Siegfried Schuch.
Bis zum Dezember soll die Entscheidung fallen. Nur wenn genügend Öffentlichkeit hergestellt werden kann, haben die
Fledermäuse eine Überlebens-Chance. Immerhin hat das Unternehmen bereits signalisiert, daß es bei angemessener
Entschädigung bereits sei, die Stollen im gegenwärtigen Zustand zu belassen. Ob die rheinland-pfälzischen Behörden
die finanziellen Mittel allerdings locker machen werden, hängt stark davon ab, wieviel öffentliche Aufmerksamkeit auf
diesen Fall gelenkt werden kann. Für die WissenschaftlerInnen jedenfalls steht fest, daß eine Zerstörung dieses
Lebensraums schlicht eine "Katastrophe" für die mitteleuropäischen Fledermäuse wäre.
Petra Willaredt