Am gestrigen Samstag (1. März) trafen sich auf der Europabrücke zwischen Kehl und
Straßbourg rund 5.000 Menschen aus Frankreich und Deutschland zu einer gemeinsamen
Friedens-Demo.
Zu der Aktion hatten französische und deutsche Gewerkschaften, 'attac', eine große
Anzahl Friedensinitativen, PDS u.a. aufgerufen. Der Verkehr war für mehrere Stunden
lahmgelegt - aber die TeilnehmerInnen wollten die Demo an diesem Tag nicht als Blockade
verstanden wissen, sondern als "Neueröfnung einer Friedensbrücke".
Unter den Redebeiträgen ist besonders der des Musikers Konstantin Wecker hervorzuheben,
der gleich zu Beginn die Anti-Irakkrieg-Proteste gegen rechte oder neonazistische
Trittbrettfahrer abgrenzte. Ganz klar stellte er heraus, daß es der US-Regierung
allein um wirtschaftliche Vorteile und nicht um die vorgeschobenen "humanitären" Gründe
gehe. Wecker präsentierte seine Neufassung des 'Willi'-Songs, den er zu einer
emphatischen friedenspolitischen Rede aktualisiert hat.
Heike Hänsel berichtete von ihrer Reise in den Irak. Die IrakerInnen mit denen sie
dort reden konnte, hätten ihr gesagt, sie wollten nicht durch Krieg befreit werden.
Ungewohnt klar gab sich auch Franz Alt, der nach kritischer Würdigung der vorgeschobenen
Kriegsgründe, sagte: "Als einziger Kriegsgrund bleibt also übrig: Es geht ums Öl."
(Damit hat er sicherlich bei vielen der Anwesenden die Scharte wieder ausgewetzt, die
durch sein Interview bei der rechtsextremen Wochenzeitung 'Junge Freiheit' entstanden
war.) Selbstverständlich kam er dann auf sein bereits in Buchform vorliegendes
Lieblingsthema "Krieg um Öl oder Frieden durch die Sonne?". Er vertritt die These, daß
eine Ersetzung von Öl und Atomenergie, auf der die heutige Energiewirtschaft
basierende, durch
die vielfältigen Formen solarer Energie zukünftige Kriege an ihrer Wurzel verhindern
könne.
Nach wie vor läßt er allerdings offen, wie diese wirtschaftliche Umwälzung im
erforderlichen Umfang und gegen mächtige Interessen zu bewerkstelligen wäre und
appelliert an die Vernunft der Regierenden...
Positiv zu erwähnen ist noch an dieser Demo im Gegensatz zu manch anderen die am
selben Tag in Deutschland stattfanden, daß von SPD und "Bündnis 90/Die Grünen" nichts zu
sehen war. Der
Eklat, den sie durch freches Auftreten als "Speerspitze der Friedensbewegung" in
Göttingen provozierten, könnte vielleicht mal zum Nachdenken anregen...
Klaus Schramm