2.03.2003

Keine Blockade
Neueröffnung einer Friedensbrücke

Am gestrigen Samstag (1. März) trafen sich auf der Europabrücke zwischen Kehl und Straßbourg rund 5.000 Menschen aus Frankreich und Deutschland zu einer gemeinsamen Friedens-Demo.

Zu der Aktion hatten französische und deutsche Gewerkschaften, 'attac', eine große Anzahl Friedensinitativen, PDS u.a. aufgerufen. Der Verkehr war für mehrere Stunden lahmgelegt - aber die TeilnehmerInnen wollten die Demo an diesem Tag nicht als Blockade verstanden wissen, sondern als "Neueröfnung einer Friedensbrücke".

Unter den Redebeiträgen ist besonders der des Musikers Konstantin Wecker hervorzuheben, der gleich zu Beginn die Anti-Irakkrieg-Proteste gegen rechte oder neonazistische Trittbrettfahrer abgrenzte. Ganz klar stellte er heraus, daß es der US-Regierung allein um wirtschaftliche Vorteile und nicht um die vorgeschobenen "humanitären" Gründe gehe. Wecker präsentierte seine Neufassung des 'Willi'-Songs, den er zu einer emphatischen friedenspolitischen Rede aktualisiert hat.

Heike Hänsel berichtete von ihrer Reise in den Irak. Die IrakerInnen mit denen sie dort reden konnte, hätten ihr gesagt, sie wollten nicht durch Krieg befreit werden.

Ungewohnt klar gab sich auch Franz Alt, der nach kritischer Würdigung der vorgeschobenen Kriegsgründe, sagte: "Als einziger Kriegsgrund bleibt also übrig: Es geht ums Öl." (Damit hat er sicherlich bei vielen der Anwesenden die Scharte wieder ausgewetzt, die durch sein Interview bei der rechtsextremen Wochenzeitung 'Junge Freiheit' entstanden war.) Selbstverständlich kam er dann auf sein bereits in Buchform vorliegendes Lieblingsthema "Krieg um Öl oder Frieden durch die Sonne?". Er vertritt die These, daß eine Ersetzung von Öl und Atomenergie, auf der die heutige Energiewirtschaft basierende, durch die vielfältigen Formen solarer Energie zukünftige Kriege an ihrer Wurzel verhindern könne. Nach wie vor läßt er allerdings offen, wie diese wirtschaftliche Umwälzung im erforderlichen Umfang und gegen mächtige Interessen zu bewerkstelligen wäre und appelliert an die Vernunft der Regierenden...

Positiv zu erwähnen ist noch an dieser Demo im Gegensatz zu manch anderen die am selben Tag in Deutschland stattfanden, daß von SPD und "Bündnis 90/Die Grünen" nichts zu sehen war. Der Eklat, den sie durch freches Auftreten als "Speerspitze der Friedensbewegung" in Göttingen provozierten, könnte vielleicht mal zum Nachdenken anregen...

 

Klaus Schramm

 

 

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