12.06.2003

Bericht über den Kongreß

Frauen stoppt GATS!
Dienste ohne Grenzen?

Unter dem Titel "Frauen stoppt GATS!" "Dienste ohne Grenzen? GATS, Privatisierung und die Folgen für Frauen" fand in Köln vom 9. - 11. Mai 2003 ein internationaler Kongreß statt. Der Kongreß wurde organisiert von frauennetz attac. Es nahmen mehr als 500 Frauen an dem Kongreß teil.

Ich war neugierig, von GATS wußte ich soviel, daß es etwas mit der Privatisierung im Dienstleistungssektor zu tun hat. Als erste Referentin sprach Maude Barlow aus Kanada. Sie ist Direktorin des Council of Canadians in Toronto und langjährige Aktivistin im Kampf gegen den globalisierten Freihandel.

Sie berichtet von Nafta und dem MAI Widerstand, der das Abkommen 1998 zu Fall brachte. Doch zunächst verstand ich wenig. Die Begriffe hatte ich zwar schon mal gehört, aber was sie genau bedeuten, wußte ich nicht. GATS sei ein Abkommen das die Länder zur Liberalisierung ihrer Dienstleistungen zwinge. Den Konzernen werde damit gleiches Recht wie den nationalen Regierungen eingeräumt. GATS bedeute das Ende der öffentlichen Dienstleistung, weil den Konzernen die gleiche staatliche Unterstützung eingeräumt werden müsse, wie z.B. den freien Trägern der Wohlfahrtspflege, berichtet sie. Der gesamte non-Profit Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge müsse den Unternehmen geöffnet werden.

GATS diene dazu, berichtet sie leidenschaftlich, die Völker zu disziplinieren. Die Regierungen würden nicht mehr die Zustimmung des Volkes brauchen, oder müssen um die Wählergunst werben. Die Konzerne haben, wenn GATS ratifiziert wird, endgültig die Macht, schalten und walten zu können wie sie wollen, ohne Rücksicht auf nationale Gesetze, auf Arbeitsrecht oder Umweltschutz nehmen zu müssen. Sie spricht von einem Machtsystem und einer Art globalen Kriegsführung. Und Frauen sind weltweit von diesen Auswirkungen als erste betroffen, denn sie sind für die Gesundheit zuständig und haben weniger Geld als Männer. Wir dürfen unsere Zukunft nicht verkaufen, appelliert sie, es darf nicht nur eine wirtschaftliche Zukunft gegen.

Als nächstes spricht Vandana Shiva, Wissenschaftlerin und Aktivistin gegen die konzerngesteuerte Globalisierung.

Für Vandana Shiva bedeutet Privatisierung sich etwas mit Gewalt nehmen. Die Privatisierung lösche die Gesellschaft aus. Privatisierung gehe von der Annahme aus, daß alles Eigentum ist. In Indien zeige sich das viel deutlicher als hier. Wasser beispielsweise, gehöre der Natur, in der der Mensch lediglich ein Teil ist. In der Gegend von Kerala erzählt sie, sei soviel Wasser verkauft worden, daß der Grundwasserspiegel so weit gesunken ist, das im Umkreis von vielen Kilometern jeder See austrocknete. Die Menschen müssen teueres Trinkwasser kaufen, wer es sich nicht leisten kann, muß auch schmutziges Wasser trinken. Man habe jetzt angefangen das Wasser des Ganges zu verkaufen. Montsanto verbiete den Menschen ihr eigens Saatgut zu verwenden. Die Bauern müssen teueres genmanipuliertes Saatgut kaufen, die internationalen Verpflichtungen, die Indien über IWF und Weltbank eingegangen sei, zwinge sie dazu. Das treibe viele in die Armut und beraube sie ihrer Existenzgrundlage.

Vandana Shiva ist der Meinung, daß GATS nur möglich sei, weil viele nationale Regierungen und die Industriestaaten zusammenarbeiten. Die Entscheidungen geschehen hinter verschlossenen Türen. Demokratie wird durch geheime Verhandlungen ersetzt. Dem Widerstand werde auch mit Lügen und Druck begegnet. Sie macht das an einer Aussage von Jay Garner fest, der gesagt haben solle, wenn ihr nicht macht was wir wollen, werden wir einfach Bomben werfen, dann seid ihr Terroristen.

Als letzte des ersten Kongresstages spricht Christa Wichterich, Soziologin und u.a. aktiv im wissenschaftlichen Beirat von attac Deutschland.

GATS torpediere und knacke unser Solidarsystem, sagt sie. Über die Einforderung von Eigenverantwortlichkeit wird eine Versorgungsungleichheit der öffentlichen Dienste geschaffen. Durch die Kommerzialisierung fließe die Versorgung dorthin wo das Geld sei. Die öffentlichen Güter würden zur Ware erklärt, die Grundrechte der EinwohnerInnen werden ausgehöhlt. Die Polarisierung des Angebots, in einen teuren privaten und einen billigen öffentlichen Bereich führe zu einem Zweiklassensystem. Die Liberalisierung, die alle Angebote der öffentlichen Daseinsvorsorge unter Wettbewerb stelle, führe zu einer Deregulierung von Arbeit. Frauen als billige Arbeitskräfte in häufig wenig gesicherten Arbeitsplätzen sind davon besonders betroffen. Sie müssen entweder unter noch schlechtern Bedingungen arbeiten oder würden ihren Arbeitsplatz ganz verlieren und in den unbezahlten Bereich der Pflege und Versorgung von Familienangehörigen abgeschoben werden. Sie prangert die Rosinenpickerei der privaten Unternehmen an, die einzig den Blick auf die Rentabilität richtet. Frauen haben aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung ein größeres Risiko im Alter zu verarmen. Sie können sich dann, die teuer gewordene Versorgung nicht mehr leisten.

Nach dem Abendessen sollten Zeuginnen aus dem öffentlichen Sektor sprechen, die meisten aus Deutschland, um die bereits wirksamen Auswirkungen von GATS deutlich zu machen. Leider konnte ich das nicht anhören.

Nach dem ersten Tag, war ich ziemlich erschüttert, ich begann die Tragweite der GATS-Regelungen zu verstehen. Das ungute Gefühl nahm Gesicht an. Und ich fragte mich, ob frau/man noch was dagegen tun könne.

 

Samstag, 10.5.03

Am Samstagmorgen beginnt Maude Barlow mit einem Vortrag über Wasser. Sie hält ein Statement für die Bedeutung des Wassers für die Natur und den Menschen. Es gebe wissenschaftliche Untersuchungen die zeigen, daß das Wasser seine Qualität verändere, wenn es schlecht behandelt werde. Die Erde bestehe zu 2/3 aus Wasser, genauso wie der Mensch. Das ökologische Gleichgewicht des Wassers und seine Einbettung in die klimatischen Bedingungen sei leicht zu stören. Wasser dürfe keine Ware werden. Der Zugang zu Wasser muß ein Grundrecht der Natur und der in ihr lebenden Wesen sein. Sie fragt, wem gehört der Regen? Kalifornien z.B. erhalte sein Wasser aus Kolumbien und Israel aus Palästina. Die Weltbank biete den Wasserländern Schuldenerlass an, wenn sie Verträge über ihr Wasserreservoire abschließen und es verkaufen. Sie berichtet von Cochabamba, einer Stadt in Bolivien. Die Stadt habe im Frühjahr 2000 unter Druck der Weltbank ihre Wasserversorgung an ein US amerikanisches Wasserunternehmen verkauft. Die Wasserpreise stiegen drastisch innerhalb kurzer Zeit, die Menschen mußten ein Drittel ihres Einkommens für Wasser ausgeben. Ein viertägiger Streik und massive Proteste der Bevölkerung legten die Stadt lahm. Die Stadt erklärte den Kriegszustand, aber die Proteste gingen weiter. Erst nachdem ein 17-jähriger durch eine Schußwaffe im Gesicht schwer verletzt wurde, lenkte die Stadt ein und machte die Privatisierung rückgängig. Hätte Bolivien damals schon GATS ratifiziert, wäre es nahezu unmöglich gewesen, die Privatisierung rückgängig zu machen. Das zeige, daß sich Widerstand lohne. Eine Strategie könne sein, Anträge an die Kommunen zu stellen und GATS-freie Zonen in Bezug auf Wasser zu fordern.

Als nächste spricht Vera Morgenstern von Ver.di

Die Gewerkschaften wenden sich weltweit gegen die Profitorientierung der sozialen Dienstleistungen. Die EU argumentiere wie die Weltpolitik, Dienstleistungen, die im öffentlichen Interesse liegen, haben sich den marktwirtschaftlichen Prinzipien zu unterwerfen. Den Gewerkschaften gehe es um die Gestaltung der Inhalte von GATS, sie versuchen demokratische Prinzipien in den Entscheidungsprozessen einzufordern. Sie haben vier Forderungen formuliert: 1. Transparenz der Verhandlungen, 2. Einbeziehung der NROs und der Gewerkschaften, 3. Partnerschaften auch auf anderen Ebenen z.B. nach dem Prinzip der public-public-relationsships: Wassergesellschaften in Europa sollen Partnerschaften mit Wassergesellschaften in den Entwicklungsländern übernehmen. 4. Die Gender Perspektive sei einzubeziehen.

Vera Morgenstern erhält massiven Protest von Maria Mies, die der Meinung ist, GATS sei gegen die Menschenrechte. Ein System, das verfassungswidrig sei, lasse sich nicht demokratisch verhandeln. Wer mitverhandelt, verhalte sich auch verfassungswidrig und verletze die Menschenrechte. Es gehe nicht darum die Inhalte zu gestalten, GATS müsse grundsätzlich abgelehnt werden. Das Ziel müsse heißen: Stopp GATS.

Eva Hack vom autonomen Frauenhaus in Kassel berichtet von den Auswirkungen der DIN-ISO-Qualitätssicherung auf Frauen-/soziale Projekte. Sie zeigt wie über die Qualitätssicherungsdebatte die sozialen Einrichtungen gezwungen werden Qualitätsstandards ihrer Arbeit zu benennen. Wer an der Standardisierung nicht teilnimmt erhält kein Geld. Kürzungen der Mittel, oder Schließungen der Einrichtungen sind Alltag geworden. Der Abbau der Leistungen kommt mit schönen Worten daher. Es wird von mehr Eigenverantwortung der Menschen, von Qualität und Kunde geredet und damit werden die Leistungskürzungen begründet oder verschleiert. Die staatliche Aufgabe und Verpflichtung zur öffentlichen Daseinsvorsorge, wird nur noch sehr eingeschränkt erfüllt. Gemeinnützige Vereine sollen in wirtschaftliche Organe mit Gewinnorientierung umgewandelt werden. Im Frauenhausbereich erscheint das wenig sinnvoll. Sicher gibt es die zahlungskräftige Frau, die ihren Aufenthalt selbst bezahlen kann. Doch was ist mit den anderen, den von Männern abhängigen Frauen, den Ausländerinnen, den Geringverdienerinnen. Eine Verweigerung der Marktöffnung, selbst wenn sie konzeptionell zu begründen wäre, kommt der Vernichtung gleich. Die Einrichtung muß schließen, weil sie kein Geld mehr erhält. Der soziale Sektor soll marktkompatibel werden. Wie makaber dies geschehen kann, erzählt sie am Beispiel der Umgestaltung des Kinderjugendhilfegesetzes in Qualitätsnormen. Als Grundlage dienten die ISO-Normen aus der Industrie. Die Standardisierung habe nichts mit der Qualität der Arbeit zu tun, sie diene der Vorbereitung zur Privatisierung. Leistungsangebote müssen vergleichbar werden.

Naila Khan ist Ärztin und in der Basisgesundheitsbewegung in Bangladesh aktiv. Bei der Basisgesundheitsversorgung der Bevölkerung gehe es in erster Linie um Profit und nicht um die Gesundheit der Menschen, auch bei manchen NROs. Die Medikamente und Impfstoffe müssen teuer importiert werden. Die Regierung hat die traditionelle Geburtshilfe abgeschafft. Sie verhindert und verbietet die Ausbildung junger Frauen zu Hebammen. Die Ausbildung entspreche nicht den modernen Standards. Private Geburtskliniken erhalten so ihre Kundschaft. Die Unternehmen haben mehr Einfluß auf die Regierung als die dort lebenden Menschen. Beispielsweise werde dort ein Wehenmittel eingesetzt das zu Gebärmutterrissen führe. Es werde trotzdem weiter angewendet, obwohl die Risiken bekannt seien, eine Aufklärung finde nicht statt. Die Menschen seien außerdem schlecht ernährt, sie hätten nur Reis zum Essen, kein Gemüse. Die Gewässer seinen verschmutzt. Vor einiger Zeit sei eine Häufung von Epilepsie bei Kindern beobachtet worden. Untersuchungen hätten ergeben, daß die Ursache das stark verbleite Benzin sei, das die Regierung zugelassen habe. Erst nach Protesten sei es verboten worden.

Sarah Sexton aus Großbritannien sagt, GATS hab die Deregulierung der Regierungen zum Ziel. Alle Abkommen der WTO, ob GATS, TRIPS, NAFTA u.a., sowie der IWF und die Weltbank fordern die Liberalisierung in allen Bereichen des menschlichen Lebens. GATS verstärke den Druck zur Privatisierung. Gesundheit ist ein Menschenrecht das nicht der Handelspolitik geopfert werden darf.

Theresa Wolfwood, aus Kanada ist Jornalistin und seit vielen Jahren aktiv in der Frauen- und Friedensbewegung.

Auch in Kanada gerät das Gesundheitssystem unter dem Druck der GATS-Verhandlungen. Die Wäscherei und die Küche in den Krankenhäusern seien bereits privatisiert worden. Die Arbeitsplätze hätten sich verschlechtert. Auch Wissen werde privatisiert und zu geistigem Eigentum erklärt. Die Informationen werden damit nicht mehr frei zugänglich sein. Für Wissen muß in Zukunft bezahlt werden. Der Virus SARS wird patentiert, diejenigen die die Patentrechte haben können es sich teuer bezahlen lassen, wenn Medikamente entwickelt werden sollen. Mac Donald mache in Kindergärten Vorträge über Verkehrssicherheit, die Leute fänden nichts dabei. Die Schulen seien noch öffentlich, doch die Beiräte der Schulen seien bereits mit Konzernen verseucht.

Claudia Werlhof, Wissenschaftlerin und Professorin an der Universität Innsbruck.

Sie berichtet von den Konsequenzen der Globalisierung für Frauen im Bildungssektor. GATS schränke die Freiheit des Denkens ein, da es zu einer zunehmenden Ent-Hirnung führe. Denken soll nur noch der Kapitaldurchleiter sei, für kapitaladäquates und marktfähiges Denken. Sie fordert, es sei nicht nur notwendig global zu denken und lokal zu handeln, sondern frau müsse wieder global denken und handeln und lokal denken und handeln. Durch die Errichtung eines Weltbildungsmarktes komme es zu einem Ausverkauf des Erziehungs- und Bildungssystems. Bildung und Erziehung müsse sich an den Interessen der Industrie ausrichten, müsse sich der Wirtschaft unterordnen. Es werde zu großen Veränderungen im Bereich Wissen und Bildung kommen, die heute noch nicht in ihrer letzten Konsequenz erfaßt werden könne. Die derzeitigen Entwicklungen, seien die zu Ende gedachte kapitalistische und patriarchale Idee. Sie sei lebensfeindlich und menschenverachtend. Das Gefühl für das eigene Handeln gehe verloren. Sie schließt ihren Vortrag mit dem Satz, wer das Gefühl verliert, verliert den Verstand.

Arbeitsgruppe: DIN-ISO-Qualitätssicherung in Frauen- /sozialen Projekten, Bausteine neoliberaler Wettbewerbs- und Kommerzialisierungspolitik

In den 70er Jahren waren viele Projekte basisdemokratisch organisiert und hatten einen hohen Autonomieanspruch, z.B. die HilfeempfängerInnen arbeiteten im Projekt mit, alle sollten einen Einheitslohn erhalten, unabhängig von der Ausbildung, die politische Arbeit hatte Priorität vor der Sozialarbeit. Geld vom Staat wollten die Projekte häufig nicht, da sie darin ihren Autonomieanspruch bedroht sahen. Die meisten dieser Projekte waren als Selbsthilfeprojekte angelegt, die durchaus gut organisiert waren und von den Betroffenen gern angenommen wurden. Im Rahmen der Professionalisierungsdebatte Mitte der 80er Jahre wurden viele dieser Einrichtungen geschlossen. Die Professionalisierung diente der Entpolitifizierung. Bereits damals deutete sich die Ökonomisierung an, alles was als nicht professionell betrachtet wurde, war auf einmal rückständig und nichts mehr wert. Gleichzeitig wurde die Entlohnung als gesellschaftliche Anerkennung betrachtet. Beziehungsarbeit wurde endlich auch bezahlt.

Die Qualitätssicherung ist ein Begriff aus der Wirtschaft und dem Militär. Er dient in der Produktion zur Minimierung von Fehlern.

Die Standards sollen eine Wettbewerbsverzerrung und ein Subventionierung verhindern. Die Qualitätssicherung geht von der EU-Ebene aus und orientiert sich an den EU-Richtlinien. Für den sozialen Sektor sind die ISO-Normen 9000-9004 zuständig. Sie soll helfen die Leistungen vergleichbar zu machen. In diesem Zusammenhang sind die Leistungsverträge zu sehen, die sich aus § 78 und § 93 BSHG ergeben. Es werden keine Pauschalbeträge für Leistungen mehr bezahlt, die einzelnen Leistungen müssen in ihre Einzelteile zerlegt werden, normiert und standardisiert werden, um eine Chance auf Finanzierung zu haben. Das Subsidiariätsprinzip wird ausgehebelt. Die Wohlfahrtsverbände müssen in Konkurrenz mit privaten Anbietern gehen. Die Gemeinnützigkeit solle fallen, sie gelte als Subventionierung und wettbewerbsverzerrend.

Statements:

a Standardisierung ist Gleichmacherei und Abtötung der Vielfalt des Lebens.

b Geld ist da, es ist nur woanders

c Es ist notwendig das dahinter stehende System, den Kapitalismus zu kritisieren

d Die Spaltung in Kapitalismus und Kommunismus machte den Kapitalismus sozial

 

Sonntag, 11.5. 03

Widerstand

Wir handeln lokal und wirken global

Maite Llanos aus Argentinien berichtet vom Widerstand der Frauen in Argentinien. Sie würden mit ihren Pfannen und Töpfen auf die Straße gehen.

Die Privatisierung wurde in Argentinien bereits 1976 eingeführt. SAP-Programme wurden von Präsident Menem zugelassen. Alles wurde privatisiert, die Wasserversorgung, Müllentsorgung, das Paßwesen. Alle Rechte der BürgerInnen gingen verloren. Das Land ist hoch verschuldest, die Korruption ist groß. 23 Prozent sind arbeitslos. Es gibt viele arme Menschen.

Doch die Menschen haben trotz ihrer Machtlosigkeit beschlossen auf die Straße zu gehen. Es gibt eine große soziale Bewegung, die der Staat zu unterdrücken versucht. Es werden ständig Straßenblockaden gemacht. Die Polizei versucht dagegen vorzugehen, sie ist besonders gewalttätig gegen junge Männer. Die Frauen demonstrieren dagegen. Ständig gibt es Streiks in den Fabriken, das Risiko den Arbeitsplatz zu verlieren schreckt die Menschen nicht mehr. Es gibt eine große Solidarität in der Bevölkerung.

Claudia von Werlhof betont, die Hoffnung liegt darin, daß das GATS deutlich macht, wo wir stehen und wo unsere Zukunft ist, wenn weiterhin die Konzerne die Werte unseres Zusammenlebens bestimmen. In Österreich wurde in Hallein ein Sozialforum gegründet. Seit den 90er Jahren gab es eine gewisse Unruhe in der kritischen Bevölkerung, doch jetzt kommt eine große Bewegung in Gang. Die Blau-Schwarze Regierung in Österreich will den Staat nach den GATS-Forderungen ausrichten. Seit einigen Jahren wird lokal gegen das GATS gekämpft. Es gebe mittlerweile einige GATS-freie Zonen bzw. Gemeinden, vor allem in Niederösterreich. Es gibt viele lokale Aktionen, es sein viele Leute mobilisiert und es sei bereits viel Aufklärung geleistet worden. Die Friedensbewegung in Österreich macht sich für eine EU-Austritt stark. Im Senat an der Uni Innsbruck wurde über Protestaktionen erfolgreich gegen die UNI-Reform gekämpft. Den Innsbrucker Aufruf haben in Österreich immerhin 10 Prozent der Wissenschaftler unterzeichnet. Es ist notwendig ein Gegenstück zur GATS-Bildungsreform zu bilden. Wir brauchen den Mut uns zu organisieren, um uns von der Geistlosigkeit der markt- und profitorientierten Ideen nicht anstecken zu lassen. Es kann überall im lokalen Raum Aktionen geben, die sich für eine GATS-frei Zone einsetzen.

Theresa Wolfwood fordert, wir müssen Widerstand leisten. Lokale Bewegungen sind notwendig, dann können wir auch etwas bewirken. Wir können z.B. große Konzerne boykottieren, wir können uns für eine unabhängige Medienlandschaft einsetzen, wir können faire Produktion unterstützen oder verstärkt lokale Produkte kaufen. In den USA gibt große Boykottaktionen. Sie ist der Meinung der Irakkrieg war auch ein Krieg gegen Europa. Die USA haben u.a. das Ziel die Entwicklung der EU zu bestimmen. Die EU habe ein größeres Bruttosozialprodukt als die USA. Lokale Bewegungen sollten verstärkt auf Gemeinden und Städte Einfluß nehmen. Wir müssen optimistisch bleiben, wenn wir etwas erreichen wollen. Es ist wichtig sich über unsere Werthaltung und unser Menschenbild Gedanken zu machen. Wir brauchen eine Veränderung auf allen Ebenen, auf der individuellen genauso wie auf der gesellschaftlichen und politischen Ebene.

Der Kongreß hat mich sehr aufgewühlt aber auch begeistert. Es war faszinierend zu sehen, daß die Bewegung in Gang kommt, daß jede/jeder Einzelne/Einzelner etwas tun kann. Es wurde mir verdeutlicht, wie die sozialpolitischen Veränderungen in Deutschland, in Europa, in der ganzen Welt eingebettet sind in die profitorientierten Ideen der Konzerne. Jeder von uns spürt bereits die schmerzhaften Einschnitte. Wir brauchen dringend eine öffentliche Diskussion über die Auswirkungen von GATS.

Ergebnisse:

Nicht-in-meinem-Namen-Aktionen gegen die Privatisierung machen

Regionale Sozialforen gründen

Zu Boykotten von Konzernen und Medien aufrufen

Selber faire-Trade-Produkte kaufen

Lokal produzierte Waren kaufen

Es ist ein globaler Frauenstreik im Herbst geplant

Information und Aufklärung über Foodindustrie

Sich beispielsweise für eine solidarische Gesundheitsversorgung einsetzen und dafür die olympischen Spiele ausfallen lassen

Sich der Aktion Stopp-Stopp-Stopp-das-GATS auf Stoppschildern anschließen

Zusammenhang von Geld und Wissenschaft erkennen

Sich gegen eine geistige Monokultur einsetzen
z.B. verbreitet Coca-Cola, daß 25 Prozent der Nahrung aus Zucker in flüssiger Form gesund seien

Sich gegen die cross-border-leasing Verträge wenden, und damit in die Öffentlichkeit gehen

Sich für eine neue EU-Verfassung einsetzen, denn die geplante ist noeliberal, stark militarisiert und umweltfeindlich z.B. soll Atomenergie als umweltfreundliche Energieform in die Verfassung aufgenommen werden.

Kompostierungsaktion als lokale Aktion

GATS ist Bestandteil der neuen Weltordnung

Anträge und Fragen an kommunale Entscheidungsträger stellen

Gute Infos in dem Buch GATS und Globalisierung
ISBN: 3-980-6757-77

Linux installieren statt microsoft

Coca-Cola, Mac Donald usw. Aktionstag in Schulen Aufklärung über Produktionsbedingungen, Arbeitsbedingungen

Wasserprivatisierung verhindern
das Recht auf Wasser ist ein öffentliches Gut, Wasser darf nicht zur Ware werden

Internationales Moratorium gründen, damit keine Handelsverträge geschlossen werden können. Länder können gemeinsam aussteigen.

 

Martha Hildersperger

 

neuronales Netzwerk