Ein Verband von Nichtregierungsorganisationen hat kützlich auf
einer Pressekonferenz in Tirana gegen den geplanten Import von
genmanipulierten Produkten aus den USA protestiert. Die "Gesellschaft für
Organische Landwirtschaft" (Shoqata e Bujqesise Organike, ShBO ) übte Kritik
an der albanischen Regierung, die den Import von gentechnisch veränderten
Mais und Sojabohnen im Rahmen einer Hilfslieferung an Albanien zuließ. Die
Gesellschaft betonte: "Die Entscheidung ist übereilt getroffen worden und
auch in anderen Ländern auf dem Globus gibt es Proteste gegen solche
Produkte".
Befürchtungen
Das albanische Parlament und die Regierung unter Fatos Nano haben grünes
Licht für den Import von 10.000 Tonnen genmanipuliertem Mais und 6.000 Tonnen
Soja gegeben. Der ShBO-Vorsitzende Lavdosh Feruni warnte, der Import werde
Bio-Produkten Schaden zufügen." Die genetisch veränderten Produkte schaden
den Unternehmen, den Kleinbauern und bringen das natürliche Ökosystem
durcheinander", erklärte Feruni. Es wachse das Risiko, daß die
einheimischen Pflanzen nach und nach assimiliert würden. Der Verband
befürchtet schwere Umweltschäden und warnte vor den langfristigen
gesundheitlichen Folgen einer Ernährung mit gentechnisch veränderten
Lebensmitteln. Scharf wurde auf der Pressekonferenz das Landwirtschafts- und
Umweltministerium attackiert. Ein Bauer sagte: "Das
Landwirtschaftsministerium hüllt sich in Schweigen und das Umweltministerium
begrüßt den Vorgang".
Proteste angekündigt
Der Verband für Bio-Landwirtschaft, kündigte Straßenproteste
gegen die Regierung an. Die Bauern in Albanien sind arm, aber mit ihren Bio-
Produkten produzieren sie schmackhafte und gesunde Nahrung. Ihre Produkte
sind noch auf dem albanischen Markt vertreten im Gegensatz zu fast allen
industriellen Gütern, die einst im Land hergestellt wurden. Es gibt nur noch
eine extrem minimierte albanische Industrie - sie war der Weltmarktkonkurrenz
nicht gewachsen. Neben der albanischen Schwerindustrie wurde auch die
Leichtindustrie durch die Wolfsgesetze des kapitalistischen Weltmarktes
zerschlagen. Der albanische Markt wird von der EU, vor allem von Italien,
als Absatzmarkt für Waren dritter Wahl genutzt. Albanische Kids tragen am
Strand Fußballtrikots mit den Namen von Maradonna oder von Jürgen
Klinsmann. Die albanischen Bauern leisten sozialen und politischen
Widerstand gegen den kapitalistischen Weltmarkt. In dieser
Auseinandersetzung gibt es neben der Möglichkeit des Erfolges für die
Bio-Bauern auch noch eine andere Variante. Ein Bauer sagte am Rande der
Pressekonferenz: "Wenn wir ruiniert werden sollen, dann bauen wir halt
Pflanzen an, aus denen bestimmte Stoffe gemacht werden können. Die Substrate
dieser Produktion können wir problemlos exportieren" Dafür gibt es in
Europa wohlfeile Preise.
Max Brym