Eine neue Studie belegt auf der Grundlage mathematischer Modelle: genmanipulierte Nutzpflanzen können ihre
Gene durch Pollenflug bereits nach wenigen Jahren in Beständen verwandter Pflanzen verbreiten. Damit ist die
angebliche Sicherheit der "Grünen Gentechnik" ein weiteres mal widerlegt.
Ralph Haygood und Antony Ives, Forscher an der US-amerikanischen University of Wisconsin, haben zusammen mit
Kollegen ein mathematisches Modell entwickelt, das auf den Grundlagen der Populationsgenetik beruht und genaue
Vorhersagen über die Verbreitung einzelner Gene durch Pollenflug zuläßt. Die Ergebnisse ihrer Studie erschienen in der
aktuellen Ausgabe des Magazins 'Proceedings of the Royal Society of London', einem rennomierten Fachblatt. Die
Berechnungen zeigen zwei Phänomene und ihre Folgen auf.
Unabhängig davon, ob es sich um künstlich eingefügte oder natürlich vorkommende Gene handelt, wird deren Verbreitung
durch Pollenflug berechnet. Das eine der dabei zu beobachtenden Phänomene wird als "genetische Assimilation"
beschrieben: Nutzpflanzen-Gene ersetzen entsprechende Abschnitte im Erbgut verwandter Pflanzen, Wildpflanzen oder
Nutzpflanzen herkömmlicher Züchtung. Das andere Phänomen, die "demographische Über- schwemmung", beschreibt das
Entstehen von Kreuzungen, die weniger überlebensfähig sind als die Bestände, in die Gene durch Pollenflug eingetragen
wurden. Die Bestände werden dezimiert.
Das Modell zeigt auch, daß beide Prozesse keine besonderen Bedingungen voraussetzen - weder starken Pollenflug noch
sehr vorteilhafte genetische Eigenschaften. Selbst Gene von empfindlichen Nutzpflanzen können sich innerhalb vpn zehn
bis zwanzig Generationen im Gen-Pool der ursprünglich vorhandenen Pflanzen ausbreiten - nach Einschätzung der
Forscher ein unumkehrbarer Prozeß.
Diese Ergebnisse sind besonders im Hinblick auf die Ausbreitungs-Geschwindigkeit der künstlich veränderten Gene
bei gentechnisch manipulierten Pflanzensorten interessant. Denn bisher stellte das Auskreuzen von Gen-Pflanzen ein
schwer kalkulierbares Risiko dar. Wenn beispielsweise die gentechnisch eingefügte Resistenz gegen Pestizide auf
Wildkräuter überspringt, können "Super- Unkräuter" entstehen. Da diese nicht mehr auf die bekannten Petizide
reagieren, können sehr große wirtschaftliche Schäden die folge sein. Die Forscher um Haygood und Ives wollten mit
ihrer Arbeit nach eigenem Bekunden auch einen Beitrag zur Diskussion über die Zulassung von genmanipulierten
Pflanzen leisten.
Adriana Ascoli
Hinweis:
In der Schweiz wurden bereits 110.000 Unterschriften für den Erhalt des dortigen Gen-Moratoriums
gesammelt. Nehmen wir uns die SchweizerInnen zum Vorbild -
Zur Unterschriften-Aktion
'Moratorium für Gen-Food'
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