27.10.2003

Artikel

Grüne
Schweine-Gentechnik

Neues Highlight im Abstrusitäten-Kabinett

Grün fluoriszierende Schweine sind zurzeit der ganze Stolz eines Münchner Forscherteams. Um eine neuartige, effizientere Methode der Genmanipulation an Schweinen kenntlich zu machen, implantierten sie in Schweinezellen ein Gen, das grüne Farbe produziert. An der grünen Farbe, die bei der Bestrahlung der Schweine mit blauem Licht sichtbar wird, sei der Erfolg des Experiments abzulesen.

Über ihre Frankensteiniade berichten die Münchner im Magazin der European Molecular Biology Organization, dem EMBO Report (Bd. 4, S. 5). Das Team um Eckard Wolf und Alexander Pfeifer von der Uni München nutzte als Überträger des Gens einen besonderen Virustyp, Lentivirus genannt. Die Wissenschaftler integrierten das Farbgen in Lentiviren und infizierten damit wenige Tage alte Schweineembryonen. Wolf, Pfeifer und Kollegen übertrugen nun die Embryonen in Muttertiere. Von 46 Ferkeln, die auf diese Weise zur Welt kamen, waren 26 genetisch verändert und leuchteten bei Blaulichtbestrahlung grün. Allein diese Zahl läßt Rückschlüsse auf die Exaktheit derartiger "wissenschaftlicher" Methoden zu, die eher an "try and error" gemahnen. Wie das Team im Weiteren feststellen konnte, hatte sich das zusätzliche Gen in alle Organe integriert, auch in die Keimzellen. Das Gen wird also weitervererbt.

"Die Übertragung von Genen mit Hilfe von Lentiviren ist viel effizienter als die bisher übliche Mikroinjektion", schreibt das Team um Wolf und Pfeifer. Bei der Mikroinjektion wird das fremde Erbgut direkt in die befruchtete Eizelle gespritzt. Die Methode ist meist jedoch nur bei weniger als einem von zehn Tieren erfolgreich und daher für die breite Anwendung zu teuer. Die Wissenschaftler hoffen, daß die neue Technik das Züchten genetisch veränderter Nutztiere für die Landwirtschaft vereinfachen werde. "Brave new paradise", wäre da der passende Toast.

 

Ute Daniels

 

Hinweis:
In der Schweiz wurden bereits 110.000 Unterschriften für den Erhalt des dortigen Gen-Moratoriums gesammelt. Nehmen wir uns die SchweizerInnen zum Vorbild -
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