Greenpeace-AktivistInnen haben zwei bisher unbekannte Genmais-Felder in Bayern entdeckt und öffentlich gemacht. Dieser "Geheimnisverrat" wird von Greenpeace damit begründet, daß Transparenz im Forschungsanbau unabdingbar sei.
Eines der beiden Gen-Mais-Felder befindet sich auf dem staatlichen Gut Grub bei München. Dort markierten die Greenpeace-AktivistInnen die Äcker mit Absperrband und stellen die Attrappe einer Kuh auf. Alle Anbau-Flächen für Gen-Mais müßten bekannt gegeben werden, forderten die UmweltschützerInnen, zumal das EU-Recht ein öffentliches Register für Gen-Pflanzen vorschreibt.
"Gerade im Forschungsanbau ist absolute Transparenz notwendig", fordert Gentechnik-Expertin Ulrike Brendel. Zwar war bisher bekannt, daß in Grub ein Erprobungsanbau läuft, die konkreten Felder waren aber nicht öffentlich benannt worden. Geheim sind weiter sieben private Äcker in der näheren Umgebung, auf denen ebenso Gen-Mais angebaut wird.1
Grundlage für den "Erprobungsanbau" in sieben Bundesländern ist eine Genehmigung durch Ministerin Künast Mitte Februar.2 Während sie sich in den Medien als Schutzpatronin der VerbraucherInnen und Kämpferin gegen Gen-Food feiern läßt, verhilft sie so der Gentechnik durch die Hintertür zu Einzug. Dabei sind auch das SPD/PDS-regierte Mecklenburg-Vorpommern und das CDU/SPD-regierte Brandenburg beteiligt. Die Aussaat von 25,5 Tonnen Gen-Mais wurde von Frau Künast genehmigt, ohne daß eine klare Rechtsgrundlage und ohne daß eine neutrale Kontrolle gegeben wäre. Die Menge genügt für eine Anbaufläche von rund 1000 Hektar.
Nach Greenpeace-Angaben steht Milch von mit Gen-Mais und Gen-Soja gefütterten Kühen schon jetzt in den Regalen der Supermärkte. Gen-Futtermittel aus Versuchsanbau oder Importen würden bereits seit längerem - oft ohne Kenntnis der betroffenen Landwirte - eingesetzt. Auch auf dem staatlichen Gut in Grub sei in der Vergangenheit teilweise schon Gen-Mais verfüttert worden. Die Milch des Versuchsguts gehe an eine Molkerei.
Gen-Futter-Rückstände seien bereits in Futtertrögen gefunden worden, erklärt Greenpeace-Experte Christoph Then. Es sei allerdings nicht verboten, genmanipulierte Pflanzen an Tiere zu verfüttern. Bisher sei wissenschaftlich nicht geklärt, ob das beispielsweise von Gen-Mais der Sorte Bt-176 des Schweizer Konzerns Syngenta produzierte Insektizid auch in der Milch lande. Gen-Mais-Sorten - auch anderer Agro-Konzerne - die das Kürzel "Bt" in ihrer Bezeichnung tragen, können ein Gift gegen Insekten produzieren. Diese Eigenschaft wurde durch Übertragung entsprechender Gen-Sequenzen aus dem Erbgut eines giftproduzierenden Bakteriums ins Erbgut der Mais-Pflanze hervorgerufen. Nachgewiesen ist inzwischen allerdings zweifelsfrei, daß dieses Insekten-Gift bei der Verdauung im Rindermagen nicht vollständig abgebaut wird.
"Wir haben nichts zu verbergen", kommentierte ein Sprecher des bayerischen Agrarministeriums die Greenpeace-Aktion. Das Ministerium habe damit "kein großes Problem", sondern sei zur sachlichen Diskussion bereit.
Monika Wittmer
Anmerkungen:
1 Der Anbau erfolgt in folgenden Bundesländern:
Mecklenburg-Vorpommern (2 Standorte)
Sachsen-Anhalt (6, davon 1 staatliche Fläche)
Brandenburg (4)
Baden-Württemberg (2)
Thüringen (1)
Bayern (10, davon 3 staatliche Flächen)
Sachsen (5)
2 Siehe auch unseren Artikel
Künast versucht vollendete Gen-Tatsachen zu schaffen
v. 25.02.04