9.02.2007

BASF will Gen-Kartoffel anbauen

Fällt nun das europäische Gen-Moratorium?

In der EU wurden seit Anfang 1998 keine genmanipulierten Pflanzen mehr für den kommerziellen Anbau zugelassen. Der Chemie-Konzern BASF hat nun bei der EU einen Zulassungs-Antrag für den Anbau einer genmanipulierten Kartoffel gestellt. Mit einem positiven Bescheid würde das bereits durchlöcherte Gen-Moratorium auf EU-Ebene endgültig zu Fall gebracht. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, wie ernst es verschiedenen Umwelt-Organisationen tatsächlich ist, den Durchbruch der Agro-Gentechnik in Europa zu verhindern.

Am 20. Februar sollen die EU-"Umwelt"-MinisterInnen über den Antrag entscheiden. Alles deutet darauf hin, daß der BASF-Konzern sich seiner Sache sehr sicher ist. Bereits Mitte Januar hat er über 150 Hektar für den Anbau "seiner" Kartoffel in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern in die Standort-Register eintragen lassen. Dennoch kann BASF nahezu ungestört agieren, es regt sich kein Sturm der Entrüstung, kaum jemand geht auf die Barrikaden.

Immerhin wurden europaweit bislang in mehr als 170 Regionen von Bäuerinnen und Bauern gentechnikfreie Zonen ausgerufen. In der Schweiz wurde das dort offiziell geltende Gen-Moratorium im November 2005 per Volksentscheid um weitere 5 Jahre verlängert, in Italien und Polen wurden auch die sogenannten Freilandversuche teils gerichtlich verboten und so de facto das Gen-Moratorium aufrechterhalten, während in der Zeit der "rot-grünen" deutschen Regierung von Ministerin Renate Künast von Jahr zu Jahr größere Mengen genmanipulierte Saatguts für den Anbau auf - teilweise geheimen - "Versuchsflächen" zugelassen wurden.1

Und auch in Österreich, Ungarn und Griechenland wurde das Gen-Moratorium eingehalten, während in Deutschland von Jahr zu Jahr und aus den verschiedensten Quellen immer wieder zu hören und zu lesen war, das Gen-Moratorium sei nunmehr endgültig gefallen. Doch selbst der Anbau von genmanipuliertem Mais in Spanien, wo bisher die größten Flächen kontaminiert wurden, ist solange noch nicht irreversibel, solange sich die entsprechenden Gensequenzen noch nicht in hergebrachten Mais-Sorten ausgebreitet haben.

Doch da sich die öffentliche Aufmerksamkeit bislang auf die am weitesten verbreiteten Gen-Pflanzen, auf Gen-Mais, Gen-Soja, Gen-Baumwolle und Gen-Raps beschränkt, sind die Gen-Konzerne Monsanto, Syngenta, DuPont, Bayer, Dow AgroSciences, BASF und Co. mit der Gen-Kartoffel dem Durchbruch nahe. Die EFSA, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, hat den vorliegenden Antrag bereits positiv beschieden. Nach der Abstimmung des zuständigen Fachausschusses im Dezember 2006 sind die nächsten Schritte nun - voraussichtlich - die Abstimmungen EU-"Umwelt"-MinisterInnen am 20. Februar und die der EU-Agrar-MinisterInnen am 26. Februar 2007. Falls sich hier keine qualifizierte Mehrheit für oder gegen den Antrag findet, kann die EU-Kommission im Anschuß daran nach Belieben entscheiden.

Für den Anbau der Gen-Kartoffel mit dem vertraut klingenden Namen "Amflora" sind vor allem Flächen in Deutschland und in Tschechien vorgesehen - aber dennoch regt sich wenig Widerstand. Kriterien für die Auswahl von Aktionsschwerpunkten lassen sich bei großen Umweltorganisationen wie Greenpeace oder BUND nur schwer nachvollziehen, da die Entscheidungsfindung wenig transparent ist. Beim Bundesverband der Verbraucherzentralen beispielsweise sieht es nicht besser aus. Es stellt sich die Frage, ob in diesen Organisationen die Problematik unterschätzt wird, ob die Möglichkeit einer Kampagne als zu schwierig angesehen oder die ganze Angelegenheit schlicht verschlafen wird. Seltsam erscheint auch, daß seit Jahren von dieser Seite kaum ein Wort zum Gen-Moratorium zu hören war, während die verfehlte Koexistenz-Politik der "rot-grünen" Bundesregierung vielfach Unterstützung fand.

Vielfach wurde in den letzten Jahren in der Argumentation auch zu einseitig auf die Ablehnung von Gen-Food durch die VerbraucherInnen abgehoben, während die Problematik der Gen-Kontamination in den Hintergrund trat. Dabei ist inzwischen auch wissenschaftlich nachgewiesen, daß über den Weg von Koexistenz und Gen-Kontamination letztlich die vielzitierte Wahlfreiheit der VerbraucherInnen auf der Strecke bliebe.

Der Widerstand gegen Gen-Food geht bei der Gen-Kartoffel ins leere, solange sie tatsächlich nur für die industrielle Stärke-Produktion eingesetzt wird. Und: Bei der Gen-Kartoffel trete das Problem der Gen-Kontamination gar nicht erst auf, wird von den BefürworterInnen argumentiert. Kartoffelpflanzen vermehren sich nicht über die Blütenpollen, sondern über die Knollen. Angeblich verblieben beim Anbau der Gen-Kartoffel keine Knollen im Boden. Solche Aussagen können wohl nur von Agrar-Ingenieuren getroffen werden, die von Landwirtschaft keine Ahnung haben. Auch die Vermischung nach der Ernte wird bewußt oder mutwillig übersehen: Es ist schlicht naiv anzunehmen, daß die Gen-Kartoffeln nicht auch irgendwann in der Nahrung landet. Die Erfahrungen mit StarLink-Mais in den USA im Jahr 2000 und LL6101-Reis im Jahr 2006 haben nur zu deutlich gezeigt, daß eine Trennung konventioneller und genmanipulierter Ware nicht gewährleistet werden kann.

Bezeichnender Weise wurde zusammen mit dem Anbau-Antrag auch eine Zulassung als Nahrungs- und Futtermittel beantragt. Dies ist ein Eingeständnis, daß eine vollständige Trennung der landwirtschaftlichen Produktion mit und ohne Gentechnik nicht machbar ist. Für die BASF ist die Zulassung als Lebensmittel entscheidend mit Blick auf Folgekosten für Anwälte und mögliche Entschädigungen für die Lebensmittelbranche. Nach einer Zulassung als Nahrungsmittel bedeutete eine Verunreinigung "lediglich", daß die Produkte gegebenenfalls gekennzeichnet werden müssen. Eine Verunreinigung mit einem nicht-zugelassenen Gentech-Produkt dagegen hieße, daß die Endprodukte überhaupt nicht vermarktet werden dürften.

Auch im Anbau der Gen-Kartoffel ist mit Kontamination zu rechnen. Die Erfahrungen der letzten 15 Jahre zeigen immer wieder, daß gerade auch in der Saatgutherstellung Kontaminationen stattfinden. Nichts spricht dafür, daß die Saatgutbetriebe dieses Problem plötzlich bei der Produktion von Pflanzkartoffeln in den Griff bekommen werden. Ebenfalls bestehen bleiben die Kontaminationswege bei Lagerung, Erntemaschinen, Transportverluste und durch Durchwuchs von Kartoffeln, die nach der Ernte auf dem Feld zurückbleiben. Selbst wenn nur ein Prozent der Ernte auf dem Feld zurückbleibt, sind das bei Kartoffeln noch 300 bis 400 Kilogramm je Hektar. Kartoffeln können - im Gegensatz zu Getreide - nicht nur aus einem Samenkorn keimen, sondern aus jedem so genannten Auge in der Kartoffelschale. Wer sich bei einer Fahrt durch die spezialisierten Anbauregionen für Stärkekartoffeln in Deutschland einmal ein Roggenfeld genauer anschaut, wird darin regelmäßig Kartoffelpflanzen entdecken.

Viele EU-Zulassungsanträge der letzten Jahre weisen Lücken auf: Zum Beispiel wurde Hinweisen auf negative Effekte nicht nachgegangen oder es wurden bestimmte Fragen erst gar nicht gestellt. Doch selbst im Vergleich mit diesem oft kritisierten Standard ist der Zulassungsantrag der BASF von ausgesprochen schlechter Qualität. Die EFSA listete in ihrer Stellungnahme 22 Seiten mit Bedenken auf - gab aber letztlich dann doch grünes Licht. Hier nur einige Highlights: Die Sicherheit als Futtermittel sollte mit zwei Studien belegt werden. In der ersten enthielt die Nahrung von Ratten 90 Tage lang 5 Prozent gefriergetrocknete Kartoffeln. In anderen Fütterungsversuchen beträgt der Anteil genmanipulierter Produkte bis zu 30 Prozent. Doch selbst mit diesem geringen Anteil von 5 Prozent hatten in dem kurzen Zeitraum von nur 90 Tagen negative gesundheitliche Effekte gezeigt. Rattenweibchen zeigten signifikant veränderte Werte in Bezug auf ihre weißen Blutkörperchen und ein verändertes Gewicht der Milz. Diese Effekte wurden jedoch nicht weiter untersucht. In einer zweiten Studie wurden in zwei Versuchsreihen jeweils sechzehn Kühe für acht Wochen mit genmanipulierter Kartoffelpulpe gefüttert. Kartoffelpulpe ist das Abfallprodukt der industriellen Stärkegewinnung. Bei dem Versuch wurden keine Gesundheitsparameter wie zum Beispiel Blut oder Urin untersucht sondern lediglich das Gewicht der Tiere gemessen. Außerdem handelte es sich um eine Kuhrasse, die auf reine Milchleistung gezüchtet und für die Mast ungeeignet ist. Die Aussagekraft dieser Studie ist in etwa so groß, als würde man die Sicherheit eines Oldtimers dadurch bestimmen, wie schnell er von 0 auf 100 beschleunigt, ohne die Bremsen und Abgasemissionen zu messen. In dem gesamten Zulassungsverfahren wurde kein Versuch mit frischen Kartoffeln unternommen, weder roh so, wie sie an Kühe verfüttert werden oder wie sie Wildtiere auf dem Acker fressen könnten, noch gekocht, so wie sie in der menschlichen Nahrung vorliegen könnten.

Um die Umweltstudien ist es noch schlechter gestellt. Auch hier wurden zwei Versuche vorgelegt. In dem einen wurde die Anzahl der Athropoden (Insekten und andere Gliedertiere) auf Versuchsflächen gezählt. In dem Versuch wurden keine Unterschiede festgestellt - allerdings wurden die Flächen während des Versuchs wiederholt mit Insektiziden behandelt. So lassen sich kaum aussagekräftige Werte feststellen. Bei dem zweiten Versuch handelt es sich um Daten aus einem klassischen Sortenversuch ohne Umweltparameter. Die Daten zeigen, daß es "keine erhöhte Anfälligkeit oder Resistenz für Schädlinge und Krankheiten gibt, und auch keine Veränderung in der Empfindlichkeit gegenüber einer Anzahl von Kartoffelviren". Bei dieser Studie handelt es sich also eindeutig nicht um eine Umweltverträglichkeitsstudie. Was sagt uns der Versuch über andere Insekten, Bodenorganismen und Wildtiere, die während des Anbaus und nach der Ernte mit den Kartoffeln in Kontakt kommen? Was sagt er uns darüber, ob die veränderte Zusammensetzung und zum Beispiel der höhere Zuckergehalt die Kartoffel für Wildtiere attraktiver macht? Eine veränderte Stärkezusammensetzung könnte auch zu einem veränderten Abbau im Boden führen. Selbst die EFSA gibt in ihrer Stellungnahme an, daß "gv-Kartoffelknollen eine veränderte Stärkezusammensetzung haben, und dadurch anders zusammengesetzte Mikrobengemeinschaften abgebaut werden könnten". Doch auch der Abbau der Gen-Kartoffeln im Boden bleibt un-untersucht.

Der Mangel an Umwelt- und Fütterungsstudien wird durch die Tatsache verschärft, daß es weder Erfahrungen mit dem Anbau von Gentech-Pflanzen mit veränderten Inhaltstoffen gibt, noch mit dem Anbau von Gen-Kartoffeln. Im Gegensatz zu den ansonsten vor allem angebauten herbizidtoleranten oder Bt-Pflanzen bildet die Gentech-Kartoffel nicht "einfach" ein zusätzlichen Protein. Bei dieser Kartoffel wird ein essentieller Teil des Stoffwechsels der Pflanze blockiert, so daß eine der üblicherweise zwei Kartoffelstärken - und zwar die Amylose - nicht gebildet wird. Die Frage ist, was die Pflanze stattdessen mit den Stoffen macht, die eigentlich in Amylose umgewandelt würden, und ob die Blockade auch andere Stoffwechselwege blockiert, die zum Beispiel unter Stressbedingungen aktiviert werden. Der Stoffwechsel der Gen-Kartoffel ist verändert und deshalb sollte dies um so genauer untersucht werden. Auch mit dem Anbau von Gen-Kartoffeln gibt es kaum Erfahrung. Selbst in den USA verschwanden genmanipulierte Bt-Kartoffeln schon vor sieben Jahren wieder von den Äckern, nachdem die Fastfood-Kette McDonald's und der Chips-Hersteller Procter & Gamble aus Sorge vor Verbraucherablehnung von den US-Farmern ausschließlich konventionelle Kartoffeln verlangten. Sollte die Kartoffel eine Anbauzulassung bekommen, wären Deutschland und die anderen Mitgliedstaaten der EU dafür verantwortlich, den Einstieg für den großflächigen Anbau der Gen-Kartoffeln den Weg zu bahnen.

Die BASF-Kartoffel enthält das Antibiotikaresistenzgen "nptII" als Markergen. Markergene dienen im Labor dazu, frühzeitig die gentechnisch veränderten Zellen zu identifizieren. Als Technik ist das Nutzen von Antibiotikaresistenzen hierfür inzwischen veraltet und - wichtiger noch - in der EU ausdrücklich verboten. Laut der EU-Freisetzungsrichtlinie 2001/18 dürfen seit 2005 praktisch keine Gen-Pflanzen mit Antibiotika-Resistenz mehr angebaut werden. BASF und die EFSA scheint das wenig zu kümmern. Die EFSA bescheinigt dieser Antibiotikaresistenz einfach Unbedenklichkeit, da die betroffenen Antibiotika nur in geringem Umfang in der Human- und Tiermedizin eingesetzt würden. NptII bewirkt eine Resistenz gegen die Antibiotika Kanamycin, Neomycin, Gentamycin, Genetycin, Paramomycin und Framycetin. Neomcyin wird in einigen EU-Ländern sehr wohl noch in der Human- und/oder Veterinärmedizin eingesetzt. Bedenklich ist aber vor allem die Resistenz gegen Kanamycin. Kanamycin wird in der WHO-Liste der wichtigsten Medikamente als Reserveantibiotikum gegen mehrfach-resistente Tuberkulose aufgeführt.

Bereits in 2006 war ein Trend beim Anbau des Gen-Mais Mon810 in Deutschland zu sehen: weg von Nahrungs- und Futtermitteln, hin zu industriellen Rohstoffen. Verbraucher lehnen Gentechnik in Nahrungs- und Futtermitteln deutlich ab, und so versuchten einige Mon810-Landwirte der Kritik zu entgehen, indem sie angaben, daß dieser Mais nur für die Herstellung von Biogas genutzt werden sollte, und nicht als Futtermittel.

Die BASF-Kartoffel folgt diesem Trend. Sie ist gentechnisch so verändert, daß sie nur eine statt zwei verschiedener Stärken produziert, wodurch sie besser als industrieller Rohstoff genutzt werden können soll. Sie folgt aber auch einem Trend zunehmend landwirtschaftliche Flächen nicht zur Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln zu nutzen, sondern für industrielle Rohstoffe. Einerseits wird ein Horrorszenario gezeichnet, in dem die Weltbevölkerung explodiert und die landwirtschaftlichen Nutzflächen aus verschiedenen Gründen immer weniger werden, andererseits werden hier Flächen aus der Nahrungsmittelproduktion herausgenommen. Langfristig bedeutet dieser Trend, daß vor allem die Nahrungsmittelproduktion der Armen dieser Welt nicht mehr nur mit Cash Crops konkurriert, sondern zunehmend auch mit dem großflächigen Anbau für Biogas, Stärke und anderen Rohstoffen. Die aktuelle Verdoppelung des Tortillapreises in Mexiko ist Folge der Nutzung von Mais als Bioethanol statt als Nahrungs- und Futtermittel.

Bei den Verträgen mit den Anbietern für Gen-Mais-Saatgut unterzeichnen die LandwirtInnen weiter reichende Verpflichtungen, als bisher üblich: Ohne Zustimmung der Betroffenen geben die Gen-Pflanzen anbauenden Landwirte die Adressen ihrer NachbarInnen an die Saatgutkonzerne weiter. Bei der BASF-Kartoffel rutschen sie noch tiefer in die Abhängigkeit von der Industrie. Schon heute ist die Produktion von Stärkekartoffeln stark reguliert und Bauern brauchen Lieferrechte für die Stärkefabriken. Die BASF plant nun den Spielraum für die Bauern elegant noch weiter zu beschneiden. Sie liefert patentiertes Saatgut und macht Vorgaben für alle möglichen Details des Anbaus. Am Ende der Produktionskette sitzt sie als Großabnehmer der Stärke für ihre breite Produktpalette wieder am langen Hebel und kann Druck auf ihre Lieferanten aus der Stärkeindustrie ausüben. Bauern sind dann nur noch Heimarbeiter und Scheinselbständige, die das Risiko tragen aber kaum noch eigenständige Entscheidungen über ihre Anbaumethoden treffen können. Sie verlieren über den Patentschutz jegliche Möglichkeit Kartoffeln aufzubewahren und im Folgejahr erneut auszupflanzen. Traditionell tauschen Landwirte untereinander ihre Flächen, da Kartoffeln nur alle drei oder vier Jahre auf dem gleichen Acker angebaut werden können. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern mit einem der höchsten Anteile an Pachtland in Deutschland entstehen so neue Konflikte: Was bisher als Nachbarschaftshilfe unbürokratisch geregelt wurde, ist im Fall der Gen-Kartoffel ausgeschlossen.

Der Mangel an Umweltstudien für eine Pflanze, die in Deutschland angebaut werden soll - und deren Durchwuchsproblematik bekannt ist -, der Mangel an Futter- und Nahrungsmittelsicherheit, der lückenhafte Zulassungsantrag und die schamlose Zustimmung der EFSA - dies alles sind mehr als gute Gründe, den Anbau dieser Gen-Kartoffel abzulehnen. Und die Tatsache, daß es sich bei "Amflora" um eine Industriekartoffel handelt, verlangt nicht weniger politische Öffentlichkeit. Es stellt sich genau an dieser Stelle die Frage, was für eine Landwirtschaft wir wollen, und wer dies bestimmen soll.

Sehr interessant in diesem Zusammenhang die Aussage von Richard Lenk, Geschäftsführer der Südstärke, in der Süddeutschen Zeitung: "Für uns kommt eine Verarbeitung von Amflora zurzeit nicht in Frage". Und weiter: "Wenn bekannt würde, daß wir in unserem Betrieb gentechnisch veränderte Kartoffeln verarbeiten, bekämen wir ein Imageproblem". Wirtschaftlich lohne sich "Amflora" nicht. Durch die gentechnische Veränderung wird zwar ein Schritt in der Verarbeitung gespart. "Dafür sind die Kartoffeln teurer und nicht so ertragreich wie herkömmliche Sorten".

Vor diesem Hintergrund wird um so deutlicher, worum es beim Anbau-Antrag für die Gen-Kartoffel geht: Sie erscheint der Gentech-Industrie als geeignetes Mittel, um endlich den Durchbruch in Europa zu erzielen. "Die Genehmigung wäre ein Meilenstein", sagt BASF-Sprecherin Susanne Benner.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unseren Beitrag:

      Renate Künast und der heimliche Genmais-Anbau in Endingen
      (29.01.07)

 

neuronales Netzwerk