Wie beim "Atom-Ausstieg" wird von der "rot-grünen" Bundesregierung auch im Bereich
Landwirtschaft und Verbraucherschutz das eine versprochen, nämlich die "ökologische
Agrar-Wende", und heimlich das genaue Gegenteil getan.
Über das Bundessortenamt hat Ministerin Künast eine Sondergenehmigung für rund 50 Tonnen
gen-manipuliertes Saatgut für den kommerziellen Anbau erteilen lassen.
In keinem anderen EU-Land außer in Deutschland und Spanien darf in diesem Jahr Gen-Mais
frei angebaut werden. Immer noch sind in Deutschland laut repräsentativen Umfragen mehr
als 70 Prozent der Bevölkerung gegen Gen-Food. Doch dies interessiert hierzulande weder
Regierungsparteien noch Opposition.
Zudem werden im Gegensatz zu früheren Versuchs- anpflanzungen von Gen-Mais diesmal die
Anbauorte geheim gehalten. Offensichtlich soll damit verhindert werden, daß örtliche
Bürgerinitiativen mit der Sense verhindern, daß über unsere Köpfe hinweg Fakten geschaffen
werden.
Diese in der absoluten Zahl als geringfügig anmutenden Anpflanzmengen müssen im
Zusammenhang mit neuesten EU-Verordnungen gesehen werden. Laut diesen dürfen in Zukunft
Lebensmittel als "gentechnik-frei" verkauft werden, wenn sie bis zu 3 Prozent mit Gen-Food
verunreinigt sind. Die Industrie hofft, auf diesem Wege den Widerstand der
VerbraucherInnen brechen zu können, wenn es denn in Zukunft heißt: "Jetzt ist sowieso
überall Gen-Food drin".
GREENPEACE hat inzwischen an alle Städte und Gemeinden in Deutschland Briefe verschickt,
in denen diese aufgefordert werden, für den Schutz ihrer AnwohnerInnen Sorge zu tragen
und von der Gentechnik-Industrie und den einschlägigen Saatgutfirmen Auskunft über die
Anpflanzorte zu verlangen. Bekannt geworden ist inzwischen immerhin soviel, daß der
Gen-Mais vor allem entlang des Rheingrabens und in einigen Gegenden Bayerns angebaut
werden soll.
Am 15.06. entdeckte GREENPEACE den heimlichen Anbau von Gen-Mais in Riedstadt bei
Darmstadt. Das dortige Feld wurde öffentlich gemacht. Rund zwanzig AktivistInnen
errichteten einen 12 Meter hohen Mast und spannten daran ein Transparent mit der
Warnung: "Achtung! Hier wird heimlich Gen-Mais angebaut". In diesem Fall handelt es
sich um Gen-Mais des Schweizer Chemie- und Agro-Konzerns Novartis.
Immer häufiger werden inzwischen auch Informationen über die schädlichen Auswirkungen
von gen-manipulierten Pflanzen bekannt. In China sind die Auswirkungen des Anbaus
gen-manipulieter Baumwolle nach nur fünf Jahren nicht mehr beherrschbar (Siehe unseren
Artikel 'Außer Kontrolle'). Erst vor wenigen Wochen
veröffentlichte das US-amerikanische Wissenschaftsmaganzin 'nature' Untersuchungen, die
belegen, daß der Monarchfalter durch die Pollen von Gen-Mais geschädigt wird. Ähnliche
Auswirkungen sind auch auf andere Schmetterlingsarten zu erwarten. Das Feld mit Gen-Mais
im hessischen Riedstadt liegt in der Nähe eines der größten Naturschutzgebiete Hessens.
Der Novartis-Mais birgt zudem eine besondere Gefahr: Er enthält aus technischen Gründen
ein zusätzliches Gen, das ihn widerstandsfähig gegen den Einsatz von Antibiotika macht.
Viele Wissenschaftler und Mediziner fordern ein Verbot von Gen-Pflanzen mit dieser
Resistenz. Sie befürchten, daß die Antibiotika-Resistenz beim Verzehr der Gen-Pflanzen
auf Krankheitserreger übertragen werden. Gebräuchliche Medikamente gegen gefährliche
Bakterien würden beim Menschen dann nicht mehr wirken.
Bislang fordert GREENPEACE den verantwortlichen Bauern in Riedstadt dazu auf, den
Gen-Mais sofort vom Acker zu entfernen und zu vernichten.
Ute Daniels