28.03.2005

Gen-Mais Bt10
illegal auch in Europa

Skandal weitet sich aus

Vor einer knappen Woche wurde durch eine Veröffentlichung des Wissenschafts-Magazins 'nature' bekannt,1 daß der Gentech-Konzern Syngenta illegal "mehrere hundert Tonnen" Saatgut der genmanipulierten Mais-Sorte Bt10 in Umlauf gebracht hatte. Inzwischen liegen Informationen vor, daß von Bt10 innerhalb von vier Jahren rund 187.000 Tonnen in die Nahrungskette gebracht wurden.

Die Informationen über den "Outbreak" von Bt10 lagen spätestens seit Dezember 2004 mehreren US-amerikanischen Behörden vor, die sie wochenlang geheim hielten. Auch nach der Veröffentlichung durch 'nature' verweigerten sowohl die US-Behörden als auch der Konzern Syngenta zunächst jegliche Informationen darüber, ob Bt10-Saatgut auch nach Europa oder in andere Länder gelangt sei.

Weiter meldet das 'Umweltinstitut München', daß in Bt10 Resistenzgene gegen ein Antibiotikum enthalten sind, das in der Behandlung von Menschen weit verbreitet ist. Bt10 sei entgegen anderslautender Veröffentlichungen kein Futtermais, der in der Tiermast eingesetzt werde, sondern ein Süßmais, der explizit für die menschliche Ernährung konzipiert wurde.

Inzwischen wurde auch bekannt, daß Syngenta zunächst falsche Angaben über die Menge des in Umlauf gebrachten Bt10-Saatgutes gemacht hatte. Syngenta mußte unter dem Druck der Fakten jedoch nunmehr einräumen, daß Bt10 auch in die EU geliefert worden sei.

Der Gen-Mais Bt10 ist - wie auch das 'Umweltinstitut München' bestätigt - in keinem Land der Welt für den menschlichen Verzehr zugelassen. Andreas Bauer, Gentechnikexperte beim 'Umweltinstitut München' hebt hervor, daß sowohl US-Behörden als auch der Gentech-Konzern Syngenta seit Monaten von der Kontamination wußten, ohne die Öffentlichkeit zu informieren. Er sprach von einem "Vertuschungs- skandal ersten Ranges". Alle Maisimporte aus den USA müßten umgehend gestoppt und alle Produkte, in denen der Gen-Mais gefunden werde, müßten aus dem Verkehr gezogen werden.

Laut 'Umweltinstitut München' fand die angebliche "Verwechslung der Genkonstrukte" über mindestens vier Jahre hinweg statt. Der Gen-Mais Bt10 enthalte Resistenzgene gegen das Antibiotikum Ampicillin, das in der Humanmedizin weit verbreitet sei. Der Verzehr von Produkten, die Anitbiotikaresistenzgene enthalten, könne dazu führen, daß die entsprechenden Antibiotika nicht mehr wirken.

Die Regierungen der bisher betroffenen 12 Länder hätten "wegen der von Syngenta vorgegaukelten Ungefährlichkeit von Bt10" auf Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung verzichtet. Die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA empfehle, diese Resistenzgene nur noch im Rahmen von Freisetzungsversuchen zu erlauben, nicht jedoch bei kommerziell angebauten genmanipulierten Pflanzen. Bt10 wäre daher in der EU nie zugelassen worden, erläutert das Institut.

Nach Auffassung von Andreas Bauer vom 'Umweltinstitut München' haben Antibiotika-Resistenzgene "nichts in der Nahrung verloren". Die europäischen, aber auch die deutschen Behörden seien nun in der Pflicht, umgehend zu handeln.

Der Skandal werfe gravierende Fragen über die Möglichkeit auf, gentechnisch veränderte Pflanzen unter Kontrolle zu halten. "Die Regierungen Europas müssen daher das Anbau-Moratorium wieder in Kraft setzen", fordert Bauer. Sie sollten sich zudem "überlegen, ob die vollmundig gepriesene Koexistenz nicht reine Augenwischerei ist."

 

Solveig Brendel

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unseren Artikel

      Gen-Mais jahrelang ohne Zulassung angebaut
      In den USA gelangte die Sorte Bt10
      seit 2001 "unbeabsichtigt" auf Anbauflächen (23.03.05)

 

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