Gemeinsame Presseerklärung der BUND Kreisgruppe Ortenau
und des BUND Regionalverbandes
In den Medien des Ortenaukreises findet sich zu Zeit ein Hinweis auf eine
Veranstaltung am 25.1.2001 in Kehl. Der Arbeitskreis Körnermaisanbau und
das Amt für Landwirtschaft Offenburg laden herzlich ein zum Thema "Genmais
- Chance oder Risiko". Referent ist Dr. Norbert Mülleder von der Firma
Monsanto. Er wird über den aktuellen Stand der Forschungen sprechen und
über die Zukunftsperspektiven auf diesem Gebiet informieren...
Die Landwirtschaft und deren Zukunft ist zur Zeit aus einem traurigen
Anlass in aller Munde der BSE-Skandal beschäftigt die Menschen in diesem
Land. Ein Skandal, der nicht zuletzt eine Folge der Auswüchse der
industriellen Landwirtschaft ist. Da wurde Tiermehl an Grasfresser
verfüttert. Tiermehl, zu wenig erhitzt, um die Gewinne zu vergrößern.
Verunreinigtes Futter wurde an ahnungslose Landwirte verkauft. Da wurde
verschwiegen, verharmlost, falsch beraten, dereguliert, wurden Kontrollen
abgebaut und es wurde gut verdient.
Unter den Folgen dieser Fehlentwicklung leiden am stärksten die Landwirte.
Sie stehen öffentlich am Pranger. Diejenigen, die Futtermittel gepanscht,
falsch beraten, dereguliert und den Weg in die industrielle Landwirtschaft
gebahnt haben, freuen sich über den Sündenbock Landwirtschaft. Hier
wiederholen sich die alten Mechanismen, die wir als BUND aus der
Vergangenheit (Hormone im Fleisch, Gifte in Futtermitteln....) kennen,
nämlich Verschweigen, Verharmlosen, Skandal, Vergessen.
Die geplante Veranstaltung in Kehl zeigt, dass der BSE Skandal nicht
zu einem tatsächlichen Umdenken führt. Da gibt es eine Veranstaltung zum
Thema Genmais und das Pro und Contra wird von einem Vertreter der Firma
Monsanto abgedeckt, die am Genmais verdient. Da könnte man auch im
Landtagswahlkampf einen Parteivertreter über die Fehler der eigenen Partei
referieren lassen.
Das Weglassen der Kritik, die Nichtbeachtung der Kritiker der
industrialisierten Landwirtschaft, ist eine Mitursache des BSE-Skandals.
Überall wird öffentlich von einem hin zu einer mehr natürlichen
Landwirtschaft gesprochen. Nicht nur der BUND fragt, ob es einen heftigeren
Angriff auf die Natur geben kann als Gentechnik in der Landwirtschaft.
Genmais mit eingebauter Antibiotikaresistenz. Pflanzen mit Viren-,
Bakterien- oder Fischgenen, Nutztiere mit menschlichen Genen. Sieht so für
das Landwirtschaftsamt Offenburg der Weg zu einer naturnäheren
Landwirtschaft aus? Da freuen sich die Vertreter von Monsanto, Novartis und
anderen Konzernen.
Und wenn dann in Sachen Gentechnik in der Landwirtschaft wieder etwas
schiefgeht? Wenn Antibiotika beim Menschen nicht mehr wirkt, wenn
Herbizidresistenzen auf Ackerwildkräuter übertragen werden und
Superunkräuter entstehen, wenn der ausgebrochen Genlachs die
Wildlachsbestände vernichtet, wenn Menschen unter Allergien leiden...?
Dann werden wieder einmal die VerbraucherInnen und vor allem aber unsere
Bauern den Ärger haben - nicht die Konzerne und Berater.
Ilse Weghaupt, Vorstandsmitglied der BUND Kreisgruppe Ortenau
Axel Mayer, Geschäftsführer BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein