21.06.2004

Wissenschaftsskandal

Negative Studie zu Gen-Milch drei Jahre geheim gehalten
Gen-Futter ist doch in der Milch nachweisbar

Manipuliertes Erbgut aus Futter-Pflanzen wie Gen-Soja und Gen-Mais, die auch hier in Deutschland bereits im Einsatz sind, läßt sich in der Milch von Kühen nachweisen, denen dies verfüttert wurde. Drei Jahre lang wurde ein Untersuchungsbericht des Forschungszentrums für Milch und Lebensmittel in Weihenstephan, Bayern, unter Verschluß gehalten. Aus dieser Studie geht hervor, daß in der Milch von Kühen, denen genmanipulierte Futtermittel zu fressen gegeben wurden, Teile der Erbsubstanz der eingesetzten Gen-Pflanzen zu finden sind.

Greenpeace veröffentlichte heute diesen Untersuchungsbericht, den Unbekannte der Umwelt-Organisation zugespielt hatten. So ist auch das gerade eben erst durch den Bundestag geschleuste Gentechnik-Gesetz, das vorgeblich eine Koexistenz regeln soll, obsolet. Kritisiert wurde schon seit einiger Zeit, daß alle Nahrungsmittel als "gentechnik-frei" deklariert werden sollen, die nicht unmittelbar genmanipulierte Bestandteile enthalten. Doch 80 bis 90 Prozent aller Gen-Pflanzen werden als Futtermittel vermarktet und gelangen durch die Mägen von Kühen, Schweinen und Hühnern in die Nahrungskette. So können die KundInnen im Supermarkt keineswegs die vielgepriesene "Abstimmung mit dem Einkaufskorb" realisieren.1

Bisher wurde von Seiten der Genforscher und der Konzerne behauptet, Gen-Pflanzen würden in der Verdauung der Tiere abgebaut und könnten auch nicht in Spuren in Fleisch oder Milch gelangen. In den analysierten Milchproben wurde jedoch - so die veröffentlichte Studie - die Erbsubstanz von genmanipuliertem Roundup-Ready-Soja und Gen-Mais der Sorte Bt 176 nachgewiesen. Greenpeace fordert nun weitere Studien und die Kennzeichnung von tierischen Produkten, die mit Hilfe von Gen-Futter erzeugt wurden. Was die Genforschung bisher als unmöglich dargestellt hatte, müsse nun anders bewertet werden, erklärte Greenpeace.

In der aktuellen Kampagne gegen Müller-Milch und bei der Klage, die der Branchenführer dagegen angestrengt hat, kann die veröffentlichte Studie zum Zünglein an der Waage werden. Müller-Milch verweigert laut Greenpeace jede klare Auskunft darüber, ob die verarbeitete Milch von Kühen stammt, die mit Gen-Pflanzen gefüttert wurden. Unterlassungsklage gegen die Greenpeace-Kampagne hat Müller-Milch beim Landgericht Köln eingereicht. Am Mittwoch, 23. Juni, will das Gericht über die Klage entscheiden.

 

Klaus Schramm

 

Anmerkungen:

1 Siehe auch unseren Artikel
    'Müller-Milch verklagt Greenpeace'
    Motto: Milch stinkt nicht trotz Gen-Futter (2.06.04)

 

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