Berlin: Bauern-, Verbraucher- und Umweltverbände sowie Gewerkschafts- und
Kirchenorganisationen haben die Bundesregierung in einem offenen Brief
aufgerufen, die Zukunft der naturnahen Landwirtschaft ohne Gentechnik zu
sichern. Die Bundesregierung müsse sich im EU-Saatgutausschuss für ein
Reinheitsgebot für Saatgut einsetzen. Bei der Novelle des Gentechnikgesetzes
müsse sie den Schutz der gentechnikfreien Landwirtschaft und
Lebensmittelproduktion garantieren. Sonst drohe eine schleichende
gentechnische Kontamination der Nahrungskette. Das widerspreche dem
Mehrheitswillen der Bevölkerung in Deutschland und Europa.
Am 27. Oktober entscheidet der Saatgutausschuss der EU über die Höhe der
zulässigen gentechnischen Verunreinigung von Saatgut. Die EU-Kommission hat
je nach Pflanzenart Werte zwischen 0,3 und 0,7 Prozent vorgeschlagen. Nach
den Verbänden muss jede messbare Verunreinigung ausnahmslos gekennzeichnet
werden. Ohne ein solches Reinheitsgebot würde Bauern und Verbrauchern die
Gentechnik gegen ihren Willen aufgezwungen.
Ein Entwurf zur Novelle des Gentechnikgesetzes aus dem
Verbraucherministerium wird zur Zeit mit den zuständigen Ressorts in den
Ministerien für Wirtschaft, Forschung, Gesundheit und Justiz abgestimmt.
Umstritten sind vor allem die Auflagen für Gentech-Betriebe. Die Verbände
fordern, dass diejenigen, die gentechnisch veränderte Pflanzen entwickeln
oder verwenden, auch dafür sorgen, dass keine Kontamination stattfindet.
Kontroll-, Sicherheits- und Schadenskosten dürften nicht die bedrohten
Bauern in der konventionellen und biologischen Landwirtschaft belasten.
Der Brief wurde gestern, 13. Oktober, an die Bundesregierung sowie an alle
Mitglieder des Bundestages und der Landtage verschickt. Zu den
Unterzeichnern gehören: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL),
Agrarbündnis, Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der evangelischen
Kirche (AGU), Bioland, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Bund
für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Deutscher Naturschutzring
(DNR), Gen-ethisches Netzwerk (GeN), Greenpeace, Grüne Liga, Katholische
Landjugendbewegung (KLJB), Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (IGBau),
Naturschutzbund (NABU), Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv),
Zukunftsstiftung Landwirtschaft (zs-l). Weitere sechzig Unternehmen und
Wirtschaftsverbände unterstützen die Initiative.
Hinweis:
In der Schweiz wurden bereits 110.000 Unterschriften für den Erhalt des dortigen Gen-Moratoriums
gesammelt. Nehmen wir uns die SchweizerInnen zum Vorbild -
Zur Unterschriften-Aktion
'Moratorium für Gen-Food'
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