22.10.2003

Artikel

Syngenta
aus Thüringen vertrieben

Einem Bio-Landwirt ist es zusammen mit Greenpeace gelungen, Syngenta zur Aufgabe seines Gen-Weizen-Projekts bei Gotha zu veranlassen.

Ein monatelanger Rechtsstreit trug jetzt endlich Früchte. Einer der sechs großen Gentech-Konzerne, Syngenta, unterlag vor Gericht. Und laut einem internen Schreiben an das für die Zulassung von genmanipulierten Pflanzen zuständige Robert-Koch-Institut bekundete Syngenta, "im Jahr 2004 und darüber hinaus auf absehbare Zeit" keinen erneuten Gen-Weizen-Versuch in dieser Gegend zu unternehmen. Das schließt bei genauer Betrachtung nicht aus, daß Syngenta seine Chance bei passender Gelegenheit in einer anderen Gegend in Deutschland sucht.

Zur Vorgeschichte:
Weder von den Behörden, noch - erst recht nicht - von Syngenta war der betroffene Bio-Landwirt über den bereits genehmigten Freilandversuch mit Gen-Weizen informiert worden. Und dies, obwohl die dafür ausgewählten Versuchsflächen unmittelbar neben seinen Feldern lagen. Spätestens durch neuere Studien, die im Verlauf der letzten eineinhalb Jahre veröffentlicht wurden, ist klar, daß durch unkontrollierbaren Pollenflug oder durch Vermischungen bei der Ernte die Gefahr von Gen-Kontaminierung besteht. Dem Bio-Landwirt, aber auch konventionellen Landwirten, die ihre Erzeugnisse als gentech-frei vermarkten wollen, drohen finanzielle Einbußen, die - wie sich in Kanada und Spanien bereits gezeigt hat - die wirtschaftliche Existenz vernichten können.

Nicht nur vor Ort haben die Behörden versagt, sondern ebenso ist das Verbraucher- und Landwirtschaftsministerium unter Renate Künast dafür verantwortlich, daß von Seiten des weisungsgebundenen Robert-Koch-Instituts jeglicher Schutz von Anliegern unterlassen wurde. Der Fall zeigt, daß ein solcher Schutz nicht zu erwarten und Abhilfe nur durch Widerstand vor Ort möglich ist. Hier in diesem Fall glücklicherweise auf legalem Wege durch eine Entscheidung des angerufenen Gerichts, das allerdings vielleicht auch anders entschieden hätte, wenn die örtliche Bevölkerung nicht energisch aufgetreten wäre.

Daß auf eine gentechnik-freundliche und durch Gutachtertätigkeit mit den Gentech-Konzernen vielfach verwobene Behörde wie das Robert-Koch-Institut kein Verlaß ist, zeigte sich bereits im Frühjahr 2003. Greenpeace deckte im Antrag von Syngenta, der beim Robert-Koch-Institut eingereicht worden war, grobe Mängel auf. Wesentliche Informationen über die Art der gentechnischen Veränderungen am Erbgut der Weizensorte blieben geheim. Es wurden weder Informationen darüber vorgelegt, welche neuen Erbinformationen eingefügt worden waren, noch woher diese stammten. Im Extremfall wäre also nicht einmal auszuschließen, ob Teile des menschlichen Genoms widerrechtlich verwendet wurden. Ohne die fehlenden Informationen kann niemand verantwortungsvoll prüfen, welche Risiken von der beantragten Gen-Weizensorte für Mensch und Umwelt ausgehen. Dennoch genehmigte das Robert-Koch-Institut den Freisetzungsversuch blind. Und Ministerin Künast, die von Greenpeace informiert war, schritt nicht ein.

 

Klaus Schramm

 

Hinweis:
In der Schweiz wurden bereits 110.000 Unterschriften für den Erhalt des dortigen Gen-Moratoriums gesammelt. Nehmen wir uns die SchweizerInnen zum Vorbild -
Zur Unterschriften-Aktion
'Moratorium für Gen-Food' hier klicken.

 

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