Einem Bio-Landwirt ist es zusammen mit Greenpeace gelungen, Syngenta zur Aufgabe seines Gen-Weizen-Projekts
bei Gotha zu veranlassen.
Ein monatelanger Rechtsstreit trug jetzt endlich Früchte. Einer der sechs großen Gentech-Konzerne, Syngenta, unterlag
vor Gericht. Und laut einem internen Schreiben an das für die Zulassung von genmanipulierten Pflanzen zuständige
Robert-Koch-Institut bekundete Syngenta, "im Jahr 2004 und darüber hinaus auf absehbare Zeit" keinen erneuten
Gen-Weizen-Versuch in dieser Gegend zu unternehmen. Das schließt bei genauer Betrachtung nicht aus, daß Syngenta
seine Chance bei passender Gelegenheit in einer anderen Gegend in Deutschland sucht.
Zur Vorgeschichte:
Weder von den Behörden, noch - erst recht nicht - von Syngenta war der betroffene Bio-Landwirt über den bereits
genehmigten Freilandversuch mit Gen-Weizen informiert worden. Und dies, obwohl die dafür ausgewählten
Versuchsflächen unmittelbar neben seinen Feldern lagen. Spätestens durch neuere Studien, die im Verlauf der letzten
eineinhalb Jahre veröffentlicht wurden, ist klar, daß durch unkontrollierbaren Pollenflug oder durch Vermischungen
bei der Ernte die Gefahr von Gen-Kontaminierung besteht. Dem Bio-Landwirt, aber auch konventionellen Landwirten,
die ihre Erzeugnisse als gentech-frei vermarkten wollen, drohen finanzielle Einbußen, die - wie sich in Kanada und
Spanien bereits gezeigt hat - die wirtschaftliche Existenz vernichten können.
Nicht nur vor Ort haben die Behörden versagt, sondern ebenso ist das Verbraucher- und Landwirtschaftsministerium
unter Renate Künast dafür verantwortlich, daß von Seiten des weisungsgebundenen Robert-Koch-Instituts jeglicher
Schutz von Anliegern unterlassen wurde. Der Fall zeigt, daß ein solcher Schutz nicht zu erwarten und Abhilfe nur durch
Widerstand vor Ort möglich ist. Hier in diesem Fall glücklicherweise auf legalem Wege durch eine Entscheidung des
angerufenen Gerichts, das allerdings vielleicht auch anders entschieden hätte, wenn die örtliche Bevölkerung nicht
energisch aufgetreten wäre.
Daß auf eine gentechnik-freundliche und durch Gutachtertätigkeit mit den Gentech-Konzernen vielfach verwobene
Behörde wie das Robert-Koch-Institut kein Verlaß ist, zeigte sich bereits im Frühjahr 2003. Greenpeace deckte im
Antrag von Syngenta, der beim Robert-Koch-Institut eingereicht worden war, grobe Mängel auf. Wesentliche Informationen
über die Art der gentechnischen Veränderungen am Erbgut der Weizensorte blieben geheim. Es wurden weder
Informationen darüber vorgelegt, welche neuen Erbinformationen eingefügt worden waren, noch woher diese stammten.
Im Extremfall wäre also nicht einmal auszuschließen, ob Teile des menschlichen Genoms widerrechtlich verwendet
wurden. Ohne die fehlenden Informationen kann niemand verantwortungsvoll prüfen, welche Risiken von der beantragten
Gen-Weizensorte für Mensch und Umwelt ausgehen. Dennoch genehmigte das Robert-Koch-Institut den Freisetzungsversuch
blind. Und Ministerin Künast, die von Greenpeace informiert war, schritt nicht ein.
Klaus Schramm
Hinweis:
In der Schweiz wurden bereits 110.000 Unterschriften für den Erhalt des dortigen Gen-Moratoriums
gesammelt. Nehmen wir uns die SchweizerInnen zum Vorbild -
Zur Unterschriften-Aktion
'Moratorium für Gen-Food'
hier klicken.