Protest von Greenpeace am Reichstag
Für ein Gentech-Halloween sorgten 'Greenpeace'-AktivistInnen gestern am Reichstag mit einer großen Zahl an Maiskolben,
die mit Haloween-Fratzen verziert waren. Nicht nur durch den Fall des europäischen Gen-Moratoriums, der massiv von den
Agrar-Multis betrieben wird, sondern auch durch eine in naher Zukunft möglicherweise zulässige Gen-Kontaminierung von
Saatgut, werde eine unkontrollierbare Ausbreitung genmanipulierter Pflanzen möglich.
Die Verunreinigung von Saatgut mit Anteilen von Saatgut genmanipulierter Pflanzen droht durch einen Vorstoß der
EU-Kommission. Diese will eine solche Verunreinigung von Saatgut bis zu einem Anteil von 0,7 Prozent erlauben,
ohne daß entsprechend gekennzeichnet werden müßte. Auf einem Maisfeld wäre dann jeder 200ste Maiskolben
genmanipuliert - Lebensmittel ohne Gentechnik wären dann kaum noch zu garantieren.
Auf EU-Ebene soll am 27. Oktober hierüber abstimmen. Die Bundesregierung hat sich in dieser Frage bislang um eine
Stellungnahme gedrückt. 'Greenpeace' fordert die Bundesregierung zu einer klaren Ablehnung der von der EU-Kommission
vorgegebenen, völlig unzureichenden Grenzwerte auf. "Dem Verbraucher würde klammheimlich über das Saatgut Gen-Food
aufgetischt.", warnt Henning Strodthoff, Gentechnik-Experte von Greenpeace.
Auf Druck der Agrar-Multis und der US-Regierung will die EU-Kommission durchsetzen, daß je nach Pflanzenart 0,3 bis
0,7 Prozent der Saat genmanipuliert sein können. Dabei gibt es keinen praktischen Grund, auf unbelastetes Saatgut zu
verzichten. So hat beispielsweise Österreich im Jahr 2001 per Gesetz dafür gesorgt, daß Saatgut nicht gentechnisch
verunreinigt ist.
Nach einer aktuellen Emnid-Umfrage im Auftrag von 'Greenpeace' lehnen rund 70 Prozent der Deutschen Gen-Food und
eine Verunreinigung von Saatgut durch Gentechnik ab. Ebenso viele Landwirte wollen keine Gentechnik auf dem Acker.
Biologische Nahrungsmittelproduzenten und Landwirte, die weiterhin von den Segnungen der Gentechnik nichts wissen
wollen, würden durch die neue EU-Regelung zusätzlich belastet. Es würde für sie immer schwieriger und teurer, den für
Lebensmittel vorgeschriebenen Grenzwert einzuhalten. Denn auch bei der Ernte, Transport und der Verarbeitung können
beim Anbau genmanipulierter Pflanzen in Europa weitere Verunreinigungen hinzukommen.
Am Mittwoch, den 15.10., findet in Berlin eine Demonstration gegen Gentechnik statt, zu der die Verbände DNR, demeter,
Bioland, Gäa, Biopark, naturland, ABL, BÖLW, BUND, zs-l und Greenpeace aufrufen.
Beginn: 10 Uhr auf dem Schloßplatz
Unter den Linden
Klaus Schramm