SÜDWESTFERNSEHEN
Montag, 17. November 2003, 22:30 bis 23:15 Uhr
"Betrifft:" - Reihe : MAHLZEIT !
Teil 2: Krieg ums Essen
Ein Film von Manfred Ladwig
eine kurze Vorschau:
Als Dale Beaudoin im Interview erzählt, daß er daran denkt die Landwirtschaft aufzugeben, fängt seine Frau an zu weinen.
Das es so schlimm um den Hof steht , hat sie nicht gewußt. Die Beaudoins bewirtschaften einen Bauernhof in
Saskatchewan, der Kornkammer Kanadas, in der dritten Generation. Landwirtschaft in Saskatchewan, eigentlich eine
sichere Sache. Aber seitdem der Nachbar gentechnisch veränderten Raps anbaut und den Bioraps von Dale Beaudoin
per Pollenflug verseucht, kann er keinen garantiert gentech-freien Raps mehr verkaufen. Wie dramatisch seine Situation ist,
wurde aber auch Beaudoin erst klar, als die letzte Lieferung von Bioraps nach Korea wegen genetischer Verunreinigungen
zurückkam. Das Geld fehlt mittlerweile an allen Ecken und wenn im kommenden Jahr auch noch das nächste Produkt der
Gentechindustrie, nämlich Gen-Weizen, auf die Äcker kommt, ist es aus mit seinem Biohof, so Beaudoin. "Den Ausfall von
Raps und Weizen kann ich wirtschaftlich nicht mehr verkraften." Und ein nebeneinander von Biolandbau und Gentech, eine
Koexistenz, ist das möglich? "Nein", lautet die kurze, klare Antwort von Dale Beaudoin.
Diese Geschichte wird sich in Zukunft auch in Deutschland abspielen. Denn der Anbau von gentechnisch veränderten
Pflanzen kann im nächsten Jahr auch in Europa Realität sein. Und hinter den Kulissen findet ein Krieg ums Essen, um die
Nahrungsmittelproduktion, statt. Die Großen des Agrobuisiness, Monsanto, Bayer oder Syngenta setzen auf eine neue
Technik, die den Biobauern gentechfreies Wirtschaften unmöglich machen wird. Und die Verbraucher werden über kurz
oder lang keine absolut gentechfreien Lebensmittel mehr kaufen können. Obwohl in Umfragen klar wird, das die Kunden
mit großer Mehrheit kein gentechverändertes Essen haben wollen.
Der SWR ist auf Spurensuche gegangen. Er besuchte Bauern in Kanada, die seit jetzt 6 Jahren gentechnisch veränderten
Raps anbauen. Er zeigt, wie innerhalb von wenigen Jahren die Kornkammer Kanadas flächendeckend mit Genraps
verunreinigt wurde. Und auch das Saatgut, der Stoff aus dem die nächste Ernte erwächst, gentechnische Verunreinigungen
enthält. Unbrauchbar geworden für die Biobauern, von Hessen bis Hawaii, wo ein Papaya-Farmer seine Früchte nicht mehr
verkaufen kann, weil sie gentechnisch "kontaminiert" wurden, aus der Luft !
Götz Wollinski, ein Biobauern aus der hessischen Wetterau, weiß um das Schicksal seiner amerikanischen Berufskollegen.
Er hat schon vor einigen Jahren gegen den Versuchsanbau von Genmais seines Nachbarn protestiert und meint: "Wenn in
Deutschland gentechnisch veränderte Produkte angebaut werden, ist es über kurz oder lang auch hier aus mit "Genfrei" und
der Öko-Landwirtschaft".
Die Spurensuche führt auch in die politischen Zentren Europas, nach Berlin und Brüssel. Dort wo die Entscheidungen über
die neue "Supertechnik" in der Landwirtschaft fallen. Der Autor stellt die Frage: "Wie kann es sein, das eine große Mehrheit
der Europäer gegen gentechnisch modifzierten Raps, Weizen oder Kartoffeln ist, die Politik aber Gentechnik auf dem Acker
zulässt.?" Wie kann es sein, daß in Deutschland eine "Argrarwende" nachhaltige Landwirtschaft fördern will. Und gleichzeitig
die Gentechnik genau dieser Wachstumsbranche, nämlich dem ökologischen Landbau, existenzielle Probleme bereiten
kann? Der Autor geht auf Spurensuche "Wer übt wo auf wen Druck aus? Wie werden die Interessen des Agrobusiness in
reale Politik übersetzt? Wie funktioniert das Lobbying in Sachen grüner Gentechnik? Im Hintergrund machen die Amerikaner
Druck. Und die deutsche Landwirtschaftsministerin, Renate Künast? Kann Sie am Ende nur noch abnicken?
In Brandenburg überlegt Biobauer Palme mit Kollegen eine "GenTechFreieZone" auszurufen. Die EU will das nicht, das
örtliche Landwirtschaftsamt hat schon gewarnt. Ist Koexistenz, dieses Zauberwort der unterschiedlichen
Bewirtschaftungsformen, überhaupt möglich. Der Autor fragt nach bei der Wissenschaft. Wieviel Abstand brauchen die
Felder, müssen hohe Hecken, gar Zäune zwischen den Feldern angelegt werden ? Was sind die Folgen für den
"Landfrieden" ? Die friedliche Koexistenz von Bio- und Gentechbauern abseits des Ackers ist für Palme unmöglich,
das gutnachbarschaftliche Verhältnis gestört.
Der Film zeigt einen existenziellen politischen Kampf um eine neue Technik, deren Auswirkungen vom Acker bis in unseren
Kühlschrank reicht. Und er zeigt die bittere Konsequenz, dass "Bio-Bauern", wie wir sie heute definieren, keine Zukunft haben.
Hinweis:
In der Schweiz wurden bereits 110.000 Unterschriften für den Erhalt des dortigen Gen-Moratoriums
gesammelt. Nehmen wir uns die SchweizerInnen zum Vorbild -
Zur Unterschriften-Aktion
'Moratorium für Gen-Food'
hier klicken.