Kündigt Chavez Verträge mit Monsanto?
Der venezolanische Präsident Hugo Chavez Frias hat ein Ausaatverbot gentechnisch veränderten Saatgutes auf venezolanischem Boden angekündigt. Sollte diese Maßnahme tatsächlich umgesetzt werden, was bei der bislang undurchsichtigen Rolle Chavez' im Verhältnis zu den US-Konzernen fraglich erscheint, würde es sich hierbei um eine der stärksten Restriktionen gegen genmanipulierte Pflanzen in der westlichen Hemisphäre handeln. Obwohl die Details der künftigen Politik Chavez' noch nicht veröffentlicht sind, soll es schnellstmöglich zur Aufkündigung der Verträge mit dem US-Konzern Monsanto kommen.
Bei einer internationalen Zusammenkunft von Unterstützern in Caracas stellte Chavez klar, die Aussaat genmanipulierter Pflanzen widerspreche den Interessen der Bauern und Landarbeiter des Landes. Er legte den Plan Monsantos offen, auf über 200.000 Hektar Fläche genmanipulierte Sojabohnen in Venezuela anbauen lassen zu wollen. "Ich habe den Stop dieses Projekts angeordnet", sagte Chavez.
Chavez bekräftige nachdrücklich die Wichtigkeit der Nahrungsmittel- Souveränität und deren Sicherheit - entsprechend der venezolanischen Verfassung - als Grundlage seiner Entscheidung. "Statt Monsanto den Anbau der genmanipulierter Pflanzen zu gestatten, werden die Anbauflächen zukünftig für Yuca, eine indianische Pflanze, genutzt," erklärte Chavez. Außerdem kündigte Chavez die Schaffung einer umfassenden Saatgutbank indigenen Saatguts an, um dieses so Bauernbewegungen in aller Welt zur Verfügung zu stellen.
Die internationale Organisation 'Via Campesina' (Sicht der Bauern), die mehr als 60 Millionen Landwirte repräsentiert, hatte die Chavez-Regierung auf die Problematik aufmerksam gemacht, die mit den Verträgen mit Monsanto verknüpft ist. Laut Rafael Alegria, Sekretär von 'Via Campesina' für internationale Kooperation, versucht außer Monsanto auch der Konzern Cargill die Genehmigung zur Herstellung genmanipulierter Soja-Produkte in Venezuela zu erlangen.
Alegria hat Grund zur Besorgnis: In die lange Geschichte von Umwelt- und sozialen Problemen, die Monsanto verursachte, gehört auch, daß der Konzern das berüchtigte Entlaubungsmittel "Agent Orange" produzierte, das im Vietnam-Krieg eingesetzt wurde. Es verursacht bis heute eine Vielzahl verschiedener nicht selten chronischer Krankheiten, von denen Millionen Menschen betroffen sind.
Die aktuelle Kritik an Monsanto bezieht sich auf die in Argentinien bereits sichtbaren Folgen des Anbaus genmanipulierter Pflanzen für Mensch und Natur und auf den Einsatz von Wachstumshormonen bei der Rinderaufzucht. In der Nachbarschaft Venezuelas produziert Monsanto das Pestizid Glyphosat, das die Regierung Kolumbiens unter Alvaro Uribe als Drogenvernichtungsmittel und im Kampf gegen die Guerilla einsetzt. Per Chemikaliensprühung im so genannten Anti-Drogen-Krieg zerstört die kolumbianische Regierung hundettausende Hektar legaler Anbauflächen und natürliche Areale wie den Regenwald von Patomayo. Zudem bedroht sie auf diesem Weg direkt die Gesundheit und die indigenen Gemeinden.
"Wenn wir die Nahrungsmittel-Souveränität erlangen wollen", so Maximilien Arvalaiz, Berater von Hugo Chavez, "dürfen wir uns nicht mit dem Multi Monsanto einlassen. Wir müssen den lokalen Anbau forcieren und die eigene Artenvielfalt und lokale Ressourcen bewahren."
Rafael Alegria von 'Via Campesina' hofft, daß die Entwicklung in Venezuela andere Länder zu Entscheidungen gegen genmanipulierte Pflanzen ermutigt: "Die Menschen in den USA, Lateinamerika, und auf der ganzen Welt sollten dem Beispiel eines gentechnik-freien Venezuelas folgen."
Frank Bayer