Ein internationales Konsortium unter Leitung des britischen Ingenieurbüros IT Power hat sich dieses Ziel mit dem 'Seaflow'-Projekt gesetzt. Bei der Entwicklung zentraler Komponenten stand das Know-how deutscher Windenergie-Experten Pate. Rotor, Netzanschluss, Steuerung und Regelung der Anlage wurden am Institut für Solare Energieversorgungstechnik (ISET) in Kassel in Zusammenarbeit mit Komponentenherstellern entwickelt und optimiert.
Die ersten Betriebsergebnisse sind ermutigend. "Der Rotor ist leistungsfähiger als wir erwartet haben", erläutert Jochen Bard vom ISET. Dennoch gibt es bis zur kommerziellen Stromerzeugung mit Meeresströmungs-Kraftwerken noch viel zu tun. Zahlreiche Detaillösungen des Triebstranges, der Netzanbindung und der Gründung müssen noch optimiert werden. Während die Pilotanlage für eine Nennleistung von 350 kW ausgelegt wurde, sollen künftige Anlagen mit zwei Rotoren eine Gesamtleistung von ein Megawatt erreichen.
Während der Wind nicht immer weht und die Sonne nicht immer scheint, strömt das Meer kontinuierlich und berechenbar. Da die Dichte von Wasser deutlich größer ist als die von Luft, genügt auch das eher gemächliche Tempo von Ebbe und Flut, um Strom zu gewinnen. Ideale Wassertiefen liegen bei 15 bis 20 Metern mit Fließgeschwindigkeiten von 2 bis 3 Metern pro Sekunde - Bedingungen, die an der deutschen Küste kaum zu finden sind. Großbritannien könnte aber 10 bis 20 Prozent seines Strombedarfs mit der Energie von Meeresströmungen decken. Insgesamt sind in Europa über 100 geeignete Standorte mit einem Potential von 12 Gigawatt bekannt. Durch die Kombination von Meeresenergieanlagen mit Offshore-Windparks könnten erhebliche Synergiepotenziale beispielsweise durch eine gemeinsame Netzanbindung ausgeschöpft werden.
Patrick Hammann