23.04.2004

Artikel

Atomares Endlager:
Der Druck auf Gorleben wächst

Während einer Fachtagung der "Grünen"-Fraktion im niedersächsischen Landtag in Hannover forderte die Atomindustrie vehement, Gorleben und Schacht Konrad als atomare Endlager fertigzustellen und in Betrieb zu nehmen. Bruno Thomauske, Geschäftsführer von Vattenfall, dem zweitgrößten Strom-Konzern in Deutschland, tat sich dabei besonders hervor.

Dies nimmt die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg zum Anlaß, darauf hinzuweisen, daß Thomauske noch im letzten Jahr, bevor er auf den hoch dotierten Posten bei Vattenfall wechselte, Chef der "Sicherheitsabteilung Entsorgung" beim Bundesamt für Strahlenschutz war. Laut den Wendländer Atomkaft-GegnerInnen boxte Thomauske in dieser Funktion sämtliche Genehmigungsverfahren für die neuen Zwischenlager an den verschiedenen AKW-Standorten durch. "Sämtliche Genehmigungen sollten deshalb wegen offensichtlicher Befangenheit widerrufen werden," fordert die BI.

Auch die Argumentation Thomauskes für die schnelle Fertigstellung von Gorleben und Schacht Konrad, wird von der BI zurückgewiesen. Thomauske verwies darauf, daß in Gorleben bereits 1,3 Milliarden Euro und in den Schacht Konrad bereits 800 Millionen Euro investiert wurden, um diese zu untersuchen und als atomare Endlager vorzubereiten. Dies sei "Augenwischerei" so die Wendländer, denn diese Summen seien nicht etwa von den Atom-Konzernen, sondern von den VerbraucherInnen durch Aufschläge auf die Stromrechnung erbracht worden.

"Für die Atomstrom-Konzerne war die ungelöste Entsorgung ihrer strahlenden Hinterlassenschaften schon immer ein gigantisches Füllhorn," erinnert Bürgerinitiativ-Sprecher Francis Althoff. "Zudem haben die Atomstrom-Konzerne allein bis Ende 2002 35 Milliarden Euro steuerfreie Rückstellungen für die nukleare Entsorgung als Barkasse aufgetürmt. Eine gigantische Wettbewerbsverzerrung auf dem Energiemarkt zu Ungunsten regenerativer Energieerzeugung." Althoff erinnert weiter daran, "daß die Gorlebener Erkundung nicht nach Atom-, sondern nach Bergrecht durchgesetzt wurde. Darum blieb der Rechtsweg über Öffentlichkeitsbeteiligung und Klagemöglichkeit von Verbänden, Kommunen oder Anwohnern von vorneherein ausgeschlossen." Auch seien nach inzwischen fast drei Jahrzehnten eine Fülle wissenschaftliche abgesicherter Fakten bekannt, die beweisen, daß die erkundeten Salzbergwerke in hohem Maße unsicher sind.

An die "rot-grüne" Bundesregierung gerichtet heißt es: "Es ist grotesk und demokratieunwürdig, einerseits vollkommen berechtigte Zweifel am Gorlebener Standort zu äußern, dieses Wissen aber durch ein Moratorium nur auszusitzen - und andererseits mit Tausenden von Polizisten weitere Castor-Transporte ins Zwischenlager durchzusetzen, um so den Standort weiter als Atomklo zu zementieren." Statt die Atommüllmengen weiter anwachsen zu lassen, sei die einzig verantwortungsbewußte Politik: Alle Atomanlagen sofort abschalten.

 

Christian Semmler

 

 

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