Die sogenannte links-alternative Tageszeitung 'taz', meint, an Rudi Dutschke erinnern zu müssen. Deren Redaktion hat beantragt, die Kochstraße, wo sie ihre Räume hat, in "Rudi-Dutschke-Straße" umzubenennen. Bereits am 11. April 1993, dem 25. Jahrestag des Attentats auf Rudi Dutschke, hat die 'taz' die beiden Gebäude, in denen sie samt 'taz'-Genossenschaft residiert, zum "Rudi-Dutschke-Haus" erklärt - "offiziell". Regelmäßig wirbt sie mit einem Zitat Dutschkes, der 1978 vom "miserablen Zustand der deutschen Öffentlichkeit" sprach.
H.H.:
Rudi Dutschke hatte tatsächlich und zu Recht "Gegenöffentlichkeit" gefordert. Daß die 'taz' ihn vereinnahmen will und meint, ihm ein Denkmal nach dem anderen setzen zu müssen, zeigt allerdings nur, daß sie längst vergessen hat, das Versprechen "Gegenöffentlichkeit" einzulösen. Wer Denkmäler benötigt, muß sich selbst als erstes ans Denken erinnern.
Die eigentliche Funktion eines Denkmals ist jedoch, der Erinnerung an das Denken des Originals das Andenken an einen sinnentleerten Heros überzustülpen. Das ist auch eine Form der "Aneignung" - allerdings von der Gegenseite.
Als vor drei Jahren die Pseudo-68er auf der Regierungsbank von Teilen der Medien angegriffen wurden wegen eines früheren Steinwurfs oder einer "Mescalero"-Solidarisierung, konnten sie das nutzen, um sich damit den Nimbus einer Revoluzzer-Vergangenheit anzuheften. Das war erster Akt der Farce. Der zweite Akt stellt nun den Versuch dar, die 68er-Bewegung als Vorläuferin ihrer "rot-grünen" Regierungskunst zu vereinnahmen - als Vorläuferin von Umweltzerstörung, Kriegstreiberei und Sozialabbau. Statt der Straßen-Umbenennung schlage ich vor, eine Rudi-Dutschke-Figur als Atlas in die Fassade des 'taz'-Gebäudes einzubauen. Das wär doch so richtig sinnfällig.