19.08.2002

Hochwasserkatastrophe
menschengemacht

ROBIN WOOD fordert Stop des Elbausbaus
Bodewig auf Tauchstation

Ende Juli startete die Umweltschutzorganisation ROBIN WOOD in Dresden ihre Floßtour auf Elbe und Havel unter dem Motto: "Freie Ufer - lebendige Flüsse". Das ROBIN WOOD-Floß hatte vor den Elbfluten die Havel erreicht. "Mit Entsetzen haben wir die Bilder aus den Katastrophengebieten gesehen", sagt Alexa Kessler, Biologin und Sprecherin der Floßtour. "Dresden, Pirna, Meißen, Mühlberg und Magdeburg, das alles sind Orte, an denen wir noch vor kurzem am Ufer festmachen konnten".

Schon vor der Flut-Katastrophe hatten die UmweltschützerInnen viel Zuspruch für ihren Einsatz für naturnahe Flußlandschaften erhalten. "Die Bevölkerung weiß längst, wie verantwortungslos es ist, die Flüsse mit Milliardenaufwand zu Kanälen auszubauen, in denen Hochwasserspitzen gefährlich schnell auftreten", erklärt Alexa Kessler.

ROBIN WOOD wird seine Fahrt für naturnahe Flüsse über die Havel nach Berlin fortsetzen. Denn Hochwasserkatastrophen haben handfeste menschliche Ursachen:

  • Durch den Anstieg der Treibhausgaskonzentration häufen sich weltweit extreme Wetterereignisse, wie Trockenheit, aber auch sintflutartige Regenfälle.
  • Die Einengung und Vertiefung von Flüssen führt zu höheren Abflussgeschwindigkeiten.
  • Mit der Vernichtung von Auwäldern an der Elbe wurden natürliche Wasserpuffer zerstört.
  • Auch die konventionelle Land- und Forstwirtschaft trägt durch künstliche Entwässerungsmaßnahmen und Monokulturen zu einem raschen Ablauf der Wassermassen in die Flüsse bei.

ROBIN WOOD fordert von den Politikerinnen und Politikern, sich klar und eindeutig für eine ökologische Flußdynamik und gegen weitere Ausbaumaßnahmen auszusprechen. Diesen Wunsch werden sie gerade in Wahlkampfzeiten gerne erfüllen. Doch was von Wahlversprechungen zu halten ist, haben vier Jahre "Rot-Grün" bitter genug bewiesen: Krieg statt Friedenspolitik, AKW-Bestandsgarantie statt Atom-Ausstieg, Anbau von Gen-Mais statt Agrar-Wende, ...
Ebenso im Hinblick auf die Elbe:
Mit dem Projekt 17 der Verkehrsprojekte "Deutsche Einheit" hatte bereits die Bundesregierung aus CDU/CSU und FDP eines der größten Flußzerstörungsprojekte der Nachkriegszeit aufgelegt. Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig setzte dieses Projekt unverdrossen fort. Durch das Projekt 17 werden Saale, Elbe, Havel und Oder ausgebaggert, eingezwängt und zu Wasserstraßen umfunktioniert.

Dadurch werden natürliche Überschwemmungsflächen und Auen zerstört, Flußufer mit Schotter gesteinigt, dem sanften Tourismus das Wasser abgegraben und dem verheerenden Hochwasser die Wege geebnet. Kurt Bodewig ist inzwischen auf Tauchstation gegangen. Das läßt nicht auf Lern- bereitschaft schließen.

ROBIN WOOD fordert:

  • Stop aller Flußausbaupläne, sofortige Bereitstellung der Ausbau-Milliarden für die Opfer der Überschwemmungen und zur Renaturierung der Elbe, Stop der Jahr für Jahr zunehmendes Versiegelung der Landschaft
  • Schaffung von Überschwemmungsgebieten und Auen durch Rückverlegung von Deichen - auch unter Aufgabe flußnaher, landwirtschaftlich genutzter Flächen
  • Eine tatsächliche Wende hin zu einer ökologischen Land- und Waldwirtschaft

Diese Forderungen können jedoch nur durchgesetzt werden, wenn genügend Menschen - wie es beispielsweise bei der Verhinderung des AKWs Wyhl oder der WAA Wackersdorf waren - die Sache selbst in die Hand nehmen, und nicht weiter darauf vertrauen, daß "die Politik" es schon richten wird.

Die letzten vier Jahre haben gezeigt: Gleich welcher Färbung steuert uns "die Politik" mit zunehmender Geschwindigkeit in immer schlimmere Katastrophen, statt endlich das Ruder herumzureißen. Es wird Zeit, sich das nicht länger gefallen zu lassen, sich nicht länger an der Nase herumführen zu lassen und sich nicht mehr länger die Illusion eines "kleineren Übels" aufschwatzen zu lassen.

 

Ute Daniels

 

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