Wo auch immer sie ausgestellt wird, sorgt sie für Unmut bei CDU-Größen.
Die Neofaschismus- Ausstellung der VVN-BdA. Und
beweist damit, dass sie ihren Zweck erfüllt: Über den Neofaschismus und ihre
Stichwortgeber in der politischen Mitte zu informieren.
Die Rede ist von der
Wanderausstellung "Neofaschismus in der Bundesrepublik Deutschland" der
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes- Bund der Antifaschisten (VVN-BdA),
die seit April 2001 bereits in über 100 Städten zu sehen war.
In Freiburg wurde sie im Januar 2001 in der Stadtbibliothek gezeigt -
allerdings unvollständig. Mit Rücksicht auf die CDU zensierte die
Stadtverwaltung eine der 27 Info-Tafeln, gestattete jedoch "großzügig", die
übrigen 26 Tafeln zu zeigen (vgl. Stattzeitung für Südbaden, Nr. 49).
In Pforzheim war man da weniger "tolerant". Dort wollte der örtliche DGB die
Ausstellung Mitte Januar im Kulturhauses Osterfeld zeigen. Doch kurz vor der
Vernissage machte die Pforzheimer CDU, allen voran dessen Vorsitzender und
Staatssekretär im Hause Teufel, Stefan Mappus, Druck. Und drohte mit der
Streichung öffentlicher Zuschüsse. Das Kulturhaus, das zu 40 Prozent von
öffentlichen Mitteln lebt, gab der politischen Erpressung nach - und blies
die Ausstellung ab. "So etwas gab`s noch nie in der knapp zweijährigen
Geschichte der Ausstellung", kommentierte die VVN-Zentrale in Berlin. Als
"unsägliche Zensurmaßnahme" und "peinlichen Rückfall in obrigkeitsstaatliche
Traditionen" kommentierte VVN-BdA-Bundes- und Landessprecher Werner Pfennig
die Zensur. "Dies ist ein einmaliger Vorgang, der ein erbärmliches
Demokratieverständnis dokumentiert", sagte Pfennig. Die CDU wolle ganz
offensichtlich nicht wahrhaben, dass neofaschistisches Gedankengut bis weit
in die Mitte der Gesellschaft reiche, wie dies in der Ausstellung zum
Ausdruck komme.
Auch andere Veranstalter sagten aus Angst vor der Macht der CDU ab. So lehnte
es auch die Pforzheimer Volkshochschule (VHS) ab, die Tafeln zu zeigen. "Wir
speisen aus den gleichen Töpfen wie das Kulturhaus", hatte VHS-Leiter Georg
Goepfert erklärt. Lediglich die Kirche zeigte sich unerschrocken. Der
Ältestenrat der Pforzheimer Kirchengemeinde gab dem Projekt grünes Licht und
gewährt der Ausstellung zwei Wochen lang Asyl in ihren Räumen. Sie ist nun
vom 10. bis 23.Februar 2003 in der evangelischen Stadtkirche zu sehen.
Martin Höxtermann