Aufruf zum Kampf gegen ICANN Bereits vor einiger Zeit habe ich die i.f. in roter Schrift wiedergegebene Nachricht erhalten. Wie auch andere Quellen bestätigen, sollen nur 5 von 19 Plätze des ICANN-Direktoriums "gewählt" werden. Es kann also allein von dieser Verteilung her nicht von einer demokratischen Wahl die Rede sein ! Dann sollen alle 5 aus verschiedenen Regionen - darunter sind wohl Erdteile zu verstehen - kommen. Es ist von vorneherein klar, daß keinE einfache Internet-UserIn solch ein Amt übernehmen kann, um dann regelmäßig zu zentralen Sitzungen - sicher in den USA - zu jetten. Noch ein wichtiger Punkt: Bei allen bisherigen repräsentativen Wahlen, konnten diese durch Beteiligung unabhängiger Bürger bei der Organisation und der Auszählung der Stimmen kontrolliert werden. Ich sehe bei dieser "Wahl" per Elektronik keine Möglichkeit für eine unabhängige Kontrolle - wobei dieser Punkt angesichts der Anzahl der 5 von 19 Plätzen nebensächlich erscheint. Meine Einschätzung: Wie die Inszenierungen von Medien-Hysterie anläßlich des DDOS-Angriffs und der I LOVE YOU - Virus - Attacke zeigen, hat die US-Regierung ein lebhaftes Interesse daran, die freie Kommunikation im internet zu unterdrücken und das internet unter Kontrolle zu bekommen. Hierzu allein dient dieses pseudo-demokratische ICANN-Direktorium. Die Freiheit im internet ist in Gefahr. Wenn sich erst einmal eine undemokratische Regierung, die sich durch Pseudowahlen als "demokratisch" legitimiert und von den übrigen Massen-Medien (Bertelsmann !) anerkannt ist, etabliert hat, ist es vielleicht schon zu spät, noch für Freiheit und Demokratie zu kämpfen... Hier der mir als e-mail zugesandte Text:
(...) >ICANN (2)< - Antworten auf einige in der Zwischenzeit gestellte Fragen 1. Das ICANN-Direktorium besteht bereits seit 2 Jahren - allerdings bisher mit rein technischen und nicht mit administrativen Kompetenzen. Vordergründig erscheint das ICANN-Direktorium selbst als Initiator der Wahlen, um - wie es heißt - das eigene Handeln "demokratischer" zu gestalten. Die Vorsitzende, Esther Dyson, eine Unternehmerin, gab selbst in einem Interview mit politik-digital am 30.03.2000 zwischen den Zeilen zu Protokoll, von der US-Regierung ausgewählt worden zu sein: - Wie sind Sie Vorsitzende von ICANN, der Internet Corporation for Assigned Names und Numbers geworden? Esther Dyson: "Ganz einfach. Die Gründungsmitglieder wurden in einen Raum gesperrt, und ich war die einzige, die sich als Freiwillige gemeldet hat. John Postel, der zuvor die Internet Assigned Numbers Authority personifizierte und das gesamte Adressen-System für das Internet entwickelt und organisiert hatte, suchte in den USA, Europa und in der ganzen Welt nach Personen für eine neue Organisation, die das Management des Internets übernehmen sollte. Sein Anwalt hat mir eine E-Mail geschickt, in der stand, daß ich Mitglied des Direktoriums werden sollte. Ira Magaziner, der Internetbeauftragte der Clinton-Regierung, hatte mir zwar schon vorher von ICANN erzählt, die Initiative jedoch ging auf John Postel zurück. Ich weiß nicht, wie es in Europa war, aber in den USA hat die Regierung alles getan, um sich aus diesem Prozeß herauszuhalten. Natürlich war sie immer sichtbar, aber nur in Form von Vorschlägen - zum Guten, oder zum Schlechten. Einige glauben ja, daß die Regierung eine größere Rolle hätte spielen sollen. Ich weiß, daß genau das die Europäer nervös macht." - Haben sie dazu nicht allen Grund? ICANN wird die Internetadressen verteilen und allein schon dadurch den Zugang zum Netz weltweit kontrollieren. Wollen Sie das Netz regieren?
Esther Dyson: " Das hängt davon ab, was man unter Regieren versteht. Sicherlich
stand für uns am Anfang im Vordergrund, welche Rolle technische Standards
spielen. Oder Fragen wie: Sollen kommerzielle Aktivitäten
überhaupt erlaubt werden? In wieweit sind Meinungsfreiheit und Datenschutz
betroffen? Unsere unmittelbare und wichtigste Aufgabe ist es heute, bei der
Namensvergabe im Netz Wettbewerb zu schaffen. In den Bereichen von
.com, .net, .org hat es bisher keinen freien Wettbewerb gegeben. Schwierig wird
vor allem sein, ein effektives System zu schaffen, das Konflikte bei der
Namensvergabe löst. Auf längere Sicht müssen wir uns auch mit der
Frage befassen, ob es neue top-level-domains geben wird, zum Beispiel .firm oder
.shop."
Ich denke, dies macht deutlich genug, daß somit in Zukunft kommerzielle
Interessen das internet bestimmen sollen. Das internet als Medium der
freien Meinungsäußerung wird dann der Vergangenheit angehören...
Sowohl das Interview in politik-digital v. 23.06, als auch ein Artikel im
Spiegel v. 26.05. enthalten interessante Informationen, obwohl sie in
ihrer gesamten Tendenz dieser Sache positiv gegenüberstehen. Der
Spiegel betreibt gar eine Kampagne, sich als WählerIn eintragen zu
lassen...
2. Zur Einschätzung, ICANN stehe "NICHT direkt unter US-Direktive" :
In einem Artikel in der taz v. 12.07., der insgesamt leider auch eher
positiv über die ICANN-"Wahlen" berichtet, ist zu lesen:
> Regierungen, mit Ausnahme der US-amerikanischen, haben die Kampagne, die seit
Ich meine: Die US-Regierung hält sich im Hintergrund und versucht mit
dieser pseudo-demokratischen Inszenierung die mit Basisdemokratie genauso
viel zu tun hat wie die US-amerikanische Präsidentenwahl, zu verschleiern,
daß zum erstenmal ein internet-Gremium Kompetenzen über rein technische
hinaus sich anzumaßen versucht.
3. Nochmals zu den vermeintlich geringfügigen Kompetenzen von ICANN
Bisher scheint einigen noch nicht klar geworden zu sein, was
dieses ICANN undemokratisches anstellen könnte. Wenn ICANN Kompetenzen
erhält, bei internationalen Namensstreitigkeiten zu entscheiden, wird
eine Entscheidung wie bei 'etoys' letztes Jahr nicht wieder zu Gunsten, sondern zuungunsten der Kleineren
ausfallen - da hilft dann auch keine Präsenz in der Öffentlichkeit mehr,
da sich ICANN als demokratisch legitimiert ausweisen wird...
Da sich manche schon nicht mehr an die Sache erinnern werden:
Ein GB-online-Spielzeuganbieter (der nachweislich erst als zweiter
einen URL mit der Buchstabenfolge 'etoys' hatte eintragen lassen) wollte
einer KüstlerInnen-Gruppe ihren Namen, in dem ebenfalls 'etoys' vorkam, sperren
lassen. Fadenscheinige Begründung war, daß e-KundInnen, die versehentlich auf
die Seite der KünstlerInnen-Gruppe geraten waren, einen schlechten Eindruck
bekommen könnten und somit ein Imageschaden entstünde. Nur durch massive
Öffentlichkeitsarbeit konnte eine negative präjudizierende Entscheidung
abgebogen werden.
Klaus Schramm
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