21.10.2003

Die Irak-Lügen
der australischen Regierung

In Europa wurde dies wenig registriert, aber neben GB beteiligte sich auch Australien am "Krieg gegen den Terrorismus" im Irak. Durch den eigenen Geheimdienst, der offenbar ebenso wie CIA und britischer Geheimdienst dem Irak-Abenteuer skeptisch gegenüber gestanden hatte, werden nun auch in Australien die Kriegslügen der Regierung offenbar.

Immerhin war in Australien bereits im März ein führender Geheimdienstfachmann, Andrew Wilkie, aus Protest gegen den nach seiner Ansicht ungerechtfertigten Irak-Krieg zurückgetreten. CIA-Chef George Tenet dagegen hatte es Anfang Juli hinnehmen müssen, vom US-Präsidenten als Idiot hingestellt zu werden. Noch am 9. Oktober 2002 waren die Aussagen Tenets vor dem US-Kongress über das Bedrohungs-Potential des Irak klar und objektiv. Sie waren zudem für alle, die sich dafür interessiert hätten, öffentlich zugänglich. Erst im Verlauf der Kriegshetze der weiteren Monate bis zum Beginn des Irak-Kriegs wurde unter Führerschaft der US-Administration der Irak zur weltweiten Bedrohung stilisiert: Massenvernichtungswaffen, Uran-Connection nach Nigeria, Komplizenschaft zu Al Quaida... Der CIA schwieg weitestgehend und sträubte sich insbesondere bei der Nigeria-Story als Material-Lieferant für allzu offensichtlich taube Nüsse mißbraucht zu werden. Im Juli dann übernahm Tenet dennoch die Verantwortung für den ansonsten bloßgestellten George W. Bush.

Während der Monate vor Kriegsbeginn hatten sowohl die britische als auch die australische Regierung sämtliche Kriegspropaganda eilfertig übernommen oder gar durch aufgepeppte Abschriften studentischer Seminararbeiten verfeinert. In GB ist die Diskussion über die Kriegslügen durch Blair inzwischen geschickt in die Sackgasse eines Streites darüber manövriert worden, welche "Fehlinformationen" von der britischen Regierung wider besseres Wissen verbreitet worden seien. In Australien allerdings ist die Regierung durch Aussagen von Andrew Wilkie vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuß in die Enge getrieben worden. Immerhin erhielt der konservative Premierminister Howert vom australischen Oberhaus eine offizielle Rüge, weil er die Öffentlichkeit "getäuscht" habe.

"Als Folge der Märchengeschichten aus den USA wurde die Bedrohung (durch Saddam Hussein) mehrfach überschätzt", zitiert die Süddeutsche Zeitung den Geheimdienstfachmann Andrew Wilkie. Die australischen Geheimdienste hätten an sich schon unglaubwürdige US-Geheimdienstberichte ständig verschärft, sagt Wilkie. "Die (australische) Regierung ging sogar so weit, Tatsachen zu erfinden. Die Behauptung, der Irak kooperiere mit Al Quaida war offensichtlich Unsinn. Ebenso der Verweis auf irakische Urankäufe in Afrika." Weiter sagte der australische Geheimdienstfachmann: "Die Regierung log, als sie den Irak mit dem Bombenanschlag auf Bali in Verbindung brachte. Und sie log jedes Mal, wenn sie den Irak mit dem Krieg gegen den Terror verknüpfte."

 

Harry Weber

 

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