Über die Folgen der mangelnden Unterscheidung zwischen Versorgung und (sogen.) "Entsorgung" im Widerstand
Das Argument, es sei schließlich egal, an welcher Stelle der Atomspirale , wir Widerstand leisten, schließlich diene jeder Widerstand dem "Ausstieg" , scheint auf den ersten Blick plausibel, auf den zweiten Blick nicht. Die Konzentration auf den Widerstand am Ende der Atommüllspirale, gegen AKWs und Atommülltransporte in Zwischenlager, WAAs oder zur PKA, kann die Atommafia im ROTGRÜNEN KONSENS lässig und profitgewiß beantworten:
1. mit bis zu zweijähriger "TBL", Transportbehälterbereitstellungs-Lagerung auf AKW-Gelände nach Genehmigungserteilung
2. mit weiteren Jahrzehnten Atommüllproduktion durch die Aussicht auf den Bau von mehr als einem Dutzend Zwischenlagern bei den AKW- Standorten (z. B. die Kapazität beim AKW Lingen reicht für 50 weitere Jahre.)
3. mit der Fortsetzung von Modernisierungsprojekten (z. B. EPR:Framatome/Siemens) und die Nachrüstung von Schrottreaktoren im Ausland (z. B. in Tschechien,Ukraine, Rumänien)
4. mit der Fortschreibung des Uranraubbaus (für Forschung und militärische Option) weltweit - unter mächtiger Beteiligung deutscher Energiekonzerne
Widerstand gegen Uranabbau/Urantransporte/Urananreicherung hingegen, trifft die Atommüllspirale am zentralen Versorgungs-Nerv und zwar so, daß keine nationalen Eigeninteressen innerhalb der Anti-Atombewegungen zu Konflikten und Widersprüchen führen. Die Diskussion um die angeblich "nationale Verantwortung " gegenüber der Rücknahme von WAA-Atommüll aus La Hague und Sellafield (vergl. Triitins Propagandatour durch Zeitungsredaktionen) zeigt beispielhaft, welches lähmende Konflikt-Potential unter transnationalen Anti-Atomgruppen erzeugt werden soll und kann, wenn sich der Widerstand nur am Ende der Atommüll-Spirale orientiert. Hinzu kommt dabei die unerwünschte Nebenwirkung, sich der "Logik" der Atombetreiber "auszuliefern."(vergl. oben 1-4), weil es ihnen leichter gelingt, vom Ursprung der weiteren Atommüllproduktion abzulenken und mit der Rattenfängerlogik zu werben, die "Entsorgung" sei schließlich "Umweltschutz" , und die PKA ein sinnvoller Reperaturbetrieb. Von dem weiteren unnötigen Anwachsen der Atommüllgebirge, der Unbeherrschbarkeit und der Notlösung aller Endlagerung von Atommüll muß dann nicht mehr gesprochen werden, stattdessen beginnt der Ringelreihen mit der Atommafia um sogenannte "Entsorgungs"-Konzepte und "Moratorien".
Was spricht eigentlich dagegen, eine zentrale Versorgungsanlage ,vom Anfang der Atomspirale, z.B. die UAA Gronau, mit gleichem Mobiliserungseifer für Widerstandsaktionen zu bedenken, wie die Gorlebener Atomanlagen ?
Als Anwtort kommt häufig, Gorleben sei ein ganz wichtiges "Symbol" für den gesamten Widerstand. Dort gebe es den in sozialen Zusammenhängen verankerten, "gewachsenen" Widerstand, der sich nicht so ohne weiteres woanders "importieren" ließe. Stimmt das wirklich so ? Betrachtet man, wieviele Menschen um Gorleben wirklich präsent sind außerhalb der "CASTOR"-Zeiten ,z. B. bei Aktionen gegen die Erweiterung des Verladekrans, oder gegen die PKA, so läßt sich leicht feststellen, daß dann auch nur die "Unentwegten" aus der nächsten Umgebung dabei sind, oder daß (bei PKA-Aktionen z. B. ) ein großer Anteil aus anderen Regionen kamen. Was wäre der Gorleben -Widerstand, auch zu CASTOR-Zeiten , ohne den "importierten" Widerstand ? Das ist kein hämischer Vorwurf, sondern zeigt nur, daß alle Standorte, an denen sich ein kraftvoller Widerstand entwickeln soll, auf den Willen zur gegenseitigen Unterstützung von "außen" und die Bereitschaft der intensiven Mobilisierung aller Anti-Atomgruppen angewiesen sind. Und das hat damit zu tun, für wie wichtig Menschen die Aktion halten, um die es geht. Und das wiederum hängt davon ab, wie man die Wichitgkeit politisch einschätzt Nur hintragen zu diesen Erkenntnissen kann man die Menschen nicht, das muß jede/jeder schon selber leisten wollen. Infos gibt es genug! Gleichzeitig muß aber auch die Öffentlichkeitsarbeit von Initiativen, Gruppen,Bürgerinitiativen aufzeigen, daß sie dieses Thema für ein zentrales Thema halten, für das sie zu mobilisieren bereit sind. Auf den Mythos vom quasi natürlich gewachsenen Widerstand sollte man sich nicht mehr verlassen. Der rotgrüne Konsens-Nonsens mit seinen Vereinnahmungs- und Täuschungsstrategien hat da einiges an Lähmung bewirkt. Also müssen wir uns etwas einfallen lassen, wie wir politisch agieren, um eine so wichtige und zentrale Versorgungsanlage in der Atommüllspirale, wie die UAA Gronau es ist, zu einem "zugkräftigen" Symbol des Widerstands machen zu können. Logisch:Die Verstopfungsstrategie paßt hier nicht! Sie ist eine Strategie, die sich auf das "Entsorgungsende " der Atomspirale bezieht, wofür mittelfristige Argumente sprechen mögen, langfristig gesehen ist sie problematisch, weil sie durch den fatalen "Atom-Auslauf"-Konsens konterkarriert wird (s.oben 1-4-).
Die Forderung "HAHN ZUDREHEN, STATT ABFLUß VERSTOPFEN!" hingegen zielt welteit wirklich auf die Stillegung aller Atomanlagen und zeigt, wo unsere primäre Verantwortung beim Atomausstieg liegt:
DAS URAN MUß IN DER ERDE BLEIBEN!
Konkret:
Es lohnt sich, dafür intensiv zu arbeiten, daß die UAA GRONAU für mehr als ein paar Stunden im Jahr "eingemottet wird", die UF6-Transporte nicht rein- und nicht rauskönnen. Dazu muß eine ausdauernde (!)Mobilisierung/Kampagne betrieben werden, wie sonst zu "Castor"-Transporten, damit es auch in Gronau mehr wird als eine symbolische Aktion. Und das kann nicht nur davon abhängig gemacht werden, wie lokale Bürgerinitiativen vor Ort die Lage beurteilen. Denn die Urananreicherung betrifft uns alle.
Es gibt vereinzelt Gruppen/Einzelpersonen, die in dieser Richtung schon arbeiten. Aber politisch weitsichtiger wäre es, wenn
die gesamte Anti-Atom-Bewegung dies als eines ihrer zentralen Projekte in Angriff nähme, und dies nicht wieder im Nebel verschwinden ließe, oder einer "URAN"-AG bzw. einer quasi dafür "zuständig" erklärten "Sachbearbeiter/Experten-Truppe" zuschanzte. Bürgerinitiativen könnten ihre Außenkontakte (z. B.nach England, Holland und Frankreich) nutzen um evtl. zeitgleiche Aktionen anzuregen in den Regionen um die UAAs, z. B. Almelo (NL), Capenhurst (GB), Tricastin (FR).Damit könnte öffentlich aufgezeigt werden, daß der STOPP der Atommüllspirale an ihrem Anfang eine transnationale Aufgabe ist und nicht durch einen national beschränkten Ausstieg erreicht werden kann. Durch die Konsensverhandlungen ist deutlich geworden, daß die rotgrüne Regierung national beschränkt denkt und handelt und nicht kompromißlos daran arbeitet, durch ökologische Standards und Sichherheitsauflagen Grundrechte/Menschenrechte zu schützen und das Atomgeschäft in kürzester Zeit unrentabel werden zu lassen.
Die Aktionen rund um UAAs haben den Vorteil, daß sie jederzeit, und nicht nur zu Castorzeiten aktuell sind.
Dabei lassen sich auch weitergehende Botschaften vermitteln: z. B Wir wollen nicht den Größenwahn solcher Großtechnologien und das System, das sie um jeden Preis ermöglicht. Für solche Botschaften vortreffliche Zeitpunkte zu finden, ist eine Frage des genauen Hinsehens, wann wieder einmal irgendwo solcher Größenwahn besonders zelebriert wird..