7.04.2004

Artikel

Kaffee macht arm

Niedriger Kaffepreis ruiniert die Bauern in den Entwicklungsländern

Kaffee ist wohl das wichtigste landwirtschaftliche Produkt im Handel zwischen den reichen kapitalistischen Industriestaaten und den Ländern des armen Südens. Die USA und Europa importieren über zwei Drittel des weltweit erzeugten Rohkaffees von etwa 7,3 Millionen Tonnen.

Neben den klassischen Anbauländern, Brasilien, Kolumbien, Indonesien, Elfenbeinküste, Äthiopien, Costa Rica oder Guatemala gibt es in der Kaffee-Branche mittlerweile auch einige Neulinge. Etwa zwanzig Prozent der Weltproduktion des begehrten Genußmittels kommen zum Beispiel inzwischen aus Vietnam. Von den seit Jahren gesunkenen Erzeugerpreisen für Kaffee profitieren allerdings nur die europäischen Röstereien und Konsumenten.

Die weltweite Überproduktion läßt dagegen die kleinen Kaffee-Bauern verarmen. Schuld daran ist vorrangig der Westen, der mit Hilfe der Weltbank jahrzehntelang den Anbau von Monokulturen in den Entwicklungsländern förderte. So ist von dort viel Geld nach Vietnam und in den dortigen Kaffeeanbau geflossen um zu verhindern, daß sich die Bauern der Opiumproduktion zuwenden. Ähnliche Programme hatten bereits in Kolumbien zu einer höheren Kaffeeproduktion geführt.

Vor fünf Jahren hat zum Beispiel ein Pfund guatemaltekischer Rohkaffee auf dem Weltmarkt noch 1,50 US-Dollar gekostet. Heute liegt der Preis um die 50 US-Cent. Versuche von 28 Erzeugerländern, durch einen 2000 erfolgten Zusammenschluß zur ACPC ein Quotensystem zur Preisstabilisierung einzuführen, scheiterten bisher. Ein höheres Preisniveau scheint jedoch kaum absehbar. Die Erzeugerpreise liegen weit unter dem Niveau der 70er und 80er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Der Preiskampf der großen westlichen Discounter spielt bei der ganzen Angelegenheit eine wesentliche Rolle. Im vergangenen Jahr haben in Deutschland die klassischen Bäckereien einen Umsatzrückgang von neun Prozent verzeichnet. Rund 800 Bäckermeister haben mittlerweile deshalb aufgeben müssen. Regelrechte Dumpingpreise sind dafür verantwortlich, aber auch die diversen Selbstbedienungsbäckereien und Aufbackstationen in den Supermärkten. Die Konkurrenz kann die Preise so stark drücken, weil sie in Billiglohnländern produziert. Discounter-Brot, wie bei ALDI oder Lidl, wird heute bereits in Mengen in Rumänien, Tunesien oder Bulgarien hergestellt. Auch den Preis für Milch wollen die Discounter in aktuell laufenden Verhandlungen auf 23 Cent pro Kilo und damit unter den Erzeugerpreis der deutschen Bauern drücken.

Einen Ausweg aus der ganzen Misere böte 'fair trade', der sogenannte faire Handel. Das Grundprinzip bei fairem Handel ist, daß die Zwischenhändler ausgeschaltet werden und die Bauern in den Anbauländern höhere Preise bezahlt bekommen. Der momentane Weltmarktspreis für ein englisches Pfund Kaffee liegt bei zirka 50 US-Cent. Der Kaffeebauer erhält davon momentan nur etwa 25 US-Cent. Die gepa, eine fair-trade-Gesellschaft, zahlt dagegen rund 120 US-Cent pro englischem Pfund, davon gehen an die 90 US-Cent an die Bauern.

Auf dem diesjährigen Landesaktionstag des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) am 8. Mai in Berlin werden nun Berliner Gastronomie- betriebe, die fair gehandelte Produkte im Angebot haben, ausgezeichnet. Die AktivistInnen haben dafür eine Plakette entwickelt, die an Cafés und Kneipen angebracht werden soll.

 

Falk Hornuß

 

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