Die US-Regierung?
Heute vor 35 Jahren
wurde Martin Luther King ermordet
Organisierten CIA, FBI und die Mafia den Schuß auf den Bürgerrechtler? Ein
Rechtsanwalt legt neue, glaubwürdige Beweise vor.
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Martin Luther King starb am 4. April 1968 durch den Schuß eines
Präzisions- gewehrs. James Earl Ray wurde als sein
Mörder ins Gefängnis gesteckt, ohne daß ihn ein
Gericht je öffentlich verurteilte. Beweise für seine
Unschuld wurden unterschlagen oder gefälscht. Sagt
William F. Pepper, Rechtsanwalt und Journalist, in
dem brandaktuellen Buch "Die Hinrichtung des Martin
Luther King".
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Peppers Reportagen über den Vietnam-Krieg hatten
King überzeugt, daß die Unterdrückung der
amerikanischen Schwarzen, die Armut in den USA und
der Tod von US-Soldaten in dem asiatischen Land
keine Einzelphänomene waren, sondern - um ein
modernes Wort zu gebrauchen - "Staatsterrorismus".
Seine Reden darüber und sein Plan, Hunderttausende von Armen zu einer
Demonstration nach Washington zu rufen, machte den charismatischen
schwarzen Bürgerrechtler gefährlich für die Herrschenden. Sie beschlossen
seine Beseitigung und suchten sich gleichzeitig einen Sündenbock: James Earl
Ray.
William F. Pepper recherchierte 20 Jahre lang, um die Wahrheit über den Tod
Kings herauszufinden, erst als Verteidiger von Ray und - als ein Prozeß über
seine Unschuld abgelehnt wurde - als Anwalt der Familie King um
Schadenersatz gegen einen von der Staatsmacht eingeschüchterten Zeugen.
Diesen Prozeß gewann er. Vor einem ordentlichen amerikanischen Gericht. Mit
Beweisen dafür, daß CIA und FBI die Ermordung Martin Luther Kings geplant
hatten.
Diese Beweise legt Pepper in "Die Hinrichtung des Martin Luther King" vor.
Detailliert schildert er seine Suche nach der Wahrheit, die Hindernisse, die ihm
staatliche Stellen in den Weg legten, und den Prozeß, in dem er seine Beweise
endlich der Öffentlichkeit präsentieren konnte. Daß die amerikanische
Öffentlichkeit sie nicht zur Kenntnis nahm, kein Aufschrei durchs Land ging, lastet
Pepper den, seiner Meinung nach, vom US-Staat und den Wirtschaftsmächten
gegängelten Medien an.
Nur in der Einleitung und im Schlußkapitel wird Pepper polemisch und
beschuldigt die USA der schlimmste "Staatsterrorist" der Welt zu sein, weit
gefährlicher als die Diktatoren auf der "Achse des Bösen" von Saddam Hussein
über Iran bis Nordkorea. Aber: Selbst wenn man als Leser Peppers
Anschuldigungen gegen die US-Regierung nicht folgen will, weil sie aus der
Sicht eines Europäers "Antiamerikanismus" in Reinkultur sind, selbst dann sind
die Beweise für die "Hinrichtung" Kings überzeugend: Fotos vom Tatort, die
vorher in keinem Prozeß gezeigt wurden, die Veränderung des Tatorts gleich
nach der Ermordung - die Hecke, aus der heraus der Täter schoß, wurde
beseitigt -, die Einschüchterung von Zeugen, die Verbindung des wichtigsten
Zeugen mit der Mafia, den Rückzug der staatlichen Schutzkräfte vor der
Ermordung, die Anwesenheit von staatlichen Scharfschützen zur Zeit des Mordes,
die Verwicklungen von CIA, FBI, NSA und anderen staatlichen
Geheimorganisationen - das alles verursacht kälteren Thrill als jeder
Stephen-King-Roman. Allerdings: So spannend ist es nicht. Man muß schon sehr an
Martin Luther King und seiner Bürgerrechtsbewegung interessiert oder ein
Anhänger von Verschwörungstheorien sein, um das Buch ordentlich, Seite für
Seite, zu lesen und sehr antiamerikanisch eingestellt, um Peppers Polemik
gegen die USA für fair zu halten. Trotzdem: Lohnend ist "Die Hinrichtung des
Martin Luther King" auf jeden Fall - und sei es nur, um auch diese Ansicht kennen
zu lernen und sich eine eigene Meinung über den "Staatsterrorist" USA zu bilden.
William F. Pepper: "Die Hinrichtung des Martin Luther King", Verlag Diederichs,
22 €, ISBN 3-7205-2405-1
Anne von Blomberg