Quelle: Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung
Selbst der in der ersten Jahreshälfte 2001 geführte Krieg in Mazedonien, der die Öffentlichkeit lange Zeit vor anderen
außenpolitischen Themen beschäftigt hatte, geriet in Vergessenheit. Mit dem Krieg in Mazedonien und dem
Afghanistan-Krieg waren 2001 zwei neue Kriege zu verzeichnen. Hingegen konnten glücklicherweise sechs Kriege des
Vorjahres aus der Liste gestrichen werden. Von 1945 bis zum Ende des Kalten Krieges wies die Statistik trotz leichter
Schwankungen einen relativ kontinuierlichen Anstieg bis zum Höchststand von 55 kriegsähnlichen bewaffneten Konflikten
auf. Bis 1997 sank diese Zahl bis auf 28 - als um fast die Hälfte.
Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) nennt für das Jahr 2002 konkret Kriege in 12 Ländern:
Rußland (Tschetschenien-Krieg), Sudan, Uganda, Burundi, Demokratische Republik Kongo, Angola, Elfenbeinküste,
Liberia, Kolumbien, Nepal, Afghanistan, und Israel/Palästina. Der Krieg in Angola ist zwar beendet, hingegen Konflikte in
Somalia und der Zentralafrikanischen Republik eskaliert. In der Mehrzahl handelt es sich dabei um innerstaatliche
Konflikte. Die Zahl der Getöteten lag allein bei den Kriegen im Kongo bei 2,5 Millionen und im Sudan bei 2 Millionen.
Beachtlich ist, daß im Gegensatz zu landläufigen Vorurteilen territoriale Konflikte in den wenigsten Fällen zu
bewaffneten Kämpfen führen. Das HIIK schreibt hierzu: "Die im Jahr 2002 laufenden politischen Auseinandersetzungen
werden am häufigsten um die Konfliktgüter nationale Macht, Territorium und Autonomie geführt. Dabei werden fast alle
Territorialkonflikte ohne den Einsatz von Gewalt ausgetragen. Im Gegensatz zu Territorialkonflikten sind Konflikte um
innerstaatliche Macht (...) oder um Autonomie (...) sehr gewaltintensiv." Und in der Regen konnte die UNO dort auch
wenig ausrichten.
Vergessen sind auch weitgehend die Kriege der USA. Überlagert wurde die Erinnerung vielleicht durch die
immerwährende Hervorhebung des Vietnamkriegs. Auch ein noch relativ junger und angeblich "grüner" Oberbürgermeister
in Freiburg erinnerte sich bei einer Podiumsdiskussion nicht an die Kriege der USA zwischen Vietnam-Krieg und
Kosovo-Krieg 1999, den er als gerechtfertigt ansah, und meinte, die USA habe sich seit den 70er Jahren grundlegend
gewandelt.