Freiburg, 17.02.04
An:
Bürgermeister von Kirchbach
Herrn Dr. Peter Schnell
Konzernbevollmächtigter der DB in Baden-Württemberg
Herrn Sahrbacher
DB Service Immobilien GmbH
Niederlassung Karlsruhe
Herrn Dr. Michael Vulpius
DB Regio
sowie an die Fraktionen, das Kulturamt, das Sozial- und Jugendamt, die
Liegenschaftsverwaltung sowie die Medien.
Appell der KTS-Ini in Zusammenarbeit mit dem Komitee zur Verteidigung
der Vernunft an die vernünftigen Kräfte in der Deutschen Bahn und der Stadt Freiburg
Mit gemischten Gefühlen erleben wir die derzeitigen Ereignisse um die
Kündigung der Räumlichkeiten der KTS durch die Deutsche Bahn.
Wir sind weiterhin zu vernünftigen Gesprächen über die Gründe der
Kündigung bereit. Falls der Stadt wirklich am Erhalt der KTS gelegen ist
und es der Bahn nur darum geht, Beeinträchtigungen ihres
Betriebsablaufes zu verhindern, sollte es in diesen Gesprächen darum
gehen, die Vorwürfe von Seiten der Bahn an die KTS bzw. deren
BesucherInnen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, diejenigen
herauszufinden, die tatsächlich etwas mit der KTS zu tun haben und dann
Abhilfe zu schaffen.
Damit sollte die Grundlage für einen weiteren Verbleib der KTS in den
Räumen in der Baslerstrasse gelegt sein. Dieser Verbleib ist unserer
Ansicht nach die billigste und mit dem geringsten Aufwand verbundene
Lösung zum Erhalt der KTS.
Was uns bisher aus der Presse über die Beschwerden von Seiten der
Deutschen Bahn bekannt ist, lässt leider nicht auf die Bereitschaft der
Bahn zu solchen vernünftigen Gesprächen schliessen. So wird in der
Badischen Zeitung vom Samstag, den 14.2.04, wiederum eine Aufzählung an
Störungen präsentiert, die sich dadurch auszeichnet, dass sie bekannte
Vorfälle, die von uns bereits zusammen besprochen und geklärt wurden in
neuem Gewand darstellt.
Um der Vernunft dennoch eine Chance zu geben, machen wir uns noch einmal
die Mühe auf diese Vorwürfe einzugehen.
1. Beschmierte Waggons
Eine Problematik, die auch unter der Bezeichnung Graffiti bekannt ist
und sich weder auf Freiburg, geschweige denn auf die KTS reduzieren
lässt. Graffiti werden übrigens auch immer wieder gerne als
Sachbeschädigung bezeichnet.
2. Das Verbrennen radachsensichernder Bremsklötze aus Holz
Das hört sich jetzt sehr gefährlich an, wir können die Bevölkerung
allerdings beruhigen, die Deutsche Bahn sichert ihre Radachsen im
normalen Betrieb nicht mit Holz, sondern verwendet andere Materialien
zur Radaufhängung.
Es geht um Holzklötze, die im Bahnbetriebswerk verhindern, dass dort zu
bearbeitende Achsen wegrollen. Bei dem Stapel Holzpaletten, der bei
einer komplett bescheuerten Aktion von BesucherInnen einer Veranstaltung
entwendet und verbrannt wurden, lagen wohl auch solche Klötze.
Der Schaden wurde von uns bezahlt.
3. Müllablagerungen und Personen auf dem Bahnbetriebswerk der Bahn
Wir haben es ebenfalls schon erwähnt, dass bis zum Frühjahr 2003 das
Betriebsgelände der Bahn offen zugänglich war. Seitdem das Tor
geschlossen ist, sind uns keine weiteren Vorfälle dieser Art bekannt.
Ausserdem würde es uns interessieren, ob andere Veranstaltungsorte auch
für alles verantwortlich gemacht werden, was im Umkreis von 500 m um sie
herum passiert.
4. Das Beschimpfen von Bediensteten und deren Bedrohung - auch durch
Hunde
Falls es wirklich zu einseitigen Beschimpfungen und Bedrohungen von
BahnmitarbeiterInnen durch BesucherInnen der KTS gekommen ist, möchten
wir an dieser Stelle noch einmal klarstellen, dass wir solches Verhalten
gelinde gesagt als idiotisch empfinden und wir alle BesucherInnen
auffordern, solches Verhalten zu unterlassen und einzuschreiten, wenn
sie es beobachten.
Wir haben Personen, die sich als VermittlerInnen angeboten haben, unsere
Bereitschaft signalisiert, mit MitarbeiterInnen der Bahn über diese
Problematik zu sprechen und bekunden diese Bereitschaft hiermit
öffentlich.
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass wir der Bahn eine
Telefonnummer gegeben haben, damit deren MitarbeiterInnen direkten
Kontakt mit VeranstalterInnen in der KTS aufnehmen können. Uns ist nur
ein Fall bekannt, in dem diese Nummer genutzt wurde. Dabei ging es um
ein am Zugangstor angekettetes Fahrrad, welches dann auch umgehend
entfernt wurde.
5. Verspätungen im Nahverkehr
Diese Verspätungen (uns ist ganz konkret ein Fall bekannt) sind Teil der
Falschparkproblematik. Wenn die Zufahrt durch Autos blockiert ist oder
ein Fahrrad am Zugangstor angekettet ist, kommen BahnmitarbeiterInnen
mit ihrem Auto nicht durch. Wenn es sich dabei um eineN LokführerIn
handelt, ist die Verspätung da.
Für dieses Problematik fordern wir seit langem eine technische Lösung
und haben auch mehrmals konkrete Lösungsvorschläge gemacht. Wir sehen es
auch als einen groben Planungsfehler an, dass bei der Neugestaltung der
Auffahrt keinerlei Rücksicht darauf genommen wurde, dass es sich nicht
nur um die Zufahrt zum Bahnbetriebswerk, sondern auch zur KTS, also
einem Veranstaltungsort ohne Parkplätze am Haus, handelt.
Wir glauben, dass sich vernünftig betrachtet Lösungen für all diese
Probleme finden lassen, und seien es bauliche Massnahmen, die den Zugang
zur KTS komplett von dem zum Bahnbetriebswerk trennen. Dies ist
sicherlich immer noch billiger als die Kosten, die durch einen Umzug der
KTS entstehen würden.
Da die Bahn eine solche Lösung ablehnt, lässt uns die Vernunft so
langsam zu dem Schluss kommen, dass es gar nicht um die angeblichen
Störungen des Bahnbetriebes geht, sondern das die KTS auf alle Fälle aus
den Räumlichkeiten verschwinden soll. Vielleicht gibt es ja einen
anderen Verwendungszweck für die Räume.
Wenn dem so ist, bitten wir die Bahn dies öffentlich mitzuteilen, da wir
uns dann die Mühe sparen können, immer wieder von neuem zu erklären,
wieso die von der Bahn angeführten Gründe keine fristlose Kündigung
rechtfertigen.
Auch die Stadtverwaltung macht uns derzeit nicht viel Hoffnung auf eine
vernünftige Lösung. Zwar finden hier regelmässig Gespräche statt, in der
Öffentlichkeit wird jedoch vor allem Verständnis für die
Kündigungsgründe der Bahn gezeigt und gleichzeitig betont, dass es kein
Ersatzgebäude gibt.
Das sind keine tollen Perspektiven, die uns da vorgestellt werden. In
dieser Situation wird uns ein Besuch von Herrn Salomon angeboten. Unsere
Vernunft sagt uns, dass das eine billige Aktion für die Öffentlichkeit
ist, um das Image eines tollen Machers auszubauen oder erst zu schaffen.
Wir schreiben der Stadt nicht vor, wie sie ihre Verhandlungsgruppe
zusammensetzt, somit besteht gerade für den Oberbürgermeister jederzeit
die Möglichkeit sich aktiv in die Gespräche einzuschalten. Für die
Profilierung eines Bürgermeisters ist die KTS jedoch der völlig falsche
Platz.
Hoffnung machen uns dagegen die vielen Menschen, die in der Stadt an
Aktionen zum Erhalt der KTS teilnehmen und zeigen, dass sich die KTS
nicht einfach plattmachen lässt, nicht von der Bahn und nicht von jemand
anders.
KTS-Plenum
KTS, Baslerstr. 103, 79100 Freiburg. plenum@ kts-freiburg.org
in Zusammenarbeit mit dem Komitee zur Verteidigung der Vernunft
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Zu finden auf www.kts-freiburg.org
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