23.02.2004

Hungerstreik, Räumung
und Abrisse in Lacoma

Zwischenbericht vom Kampf gegen die Zerstörungen in der Lausitz

Der transnationale Energiekonzern Vattenfall hat erneut unter Polizeieinsatz und Baggergewalt im FFH-Gebiet nahe Cottbus Tatsachen geschaffen. Die einmalige Teichlandschaft wird von Vattenfall für den Braunkohletagebau beansprucht. Ein potentieller Kulturveranstaltungsort, mehrere Nebengebäude und ein großes Wohnhaus wurden unnötig abgerissen. Dies geschah trotz des am Donnerstag begonnenem Hungerstreik für das bedrohte Naturschutzgebiet. Zwei junge Menschen stellen sich mit Unterstützung ihrer Freunde dem Abrißbagger auch weiterhin in den Weg.

In Lacoma bei Cottbus traten Franziska Liesigk (26) und Robert Künne (22) in den unbefristeten Hungerstreik. Damit wollen sie gegen die anhaltenden Vorbereitungen für den Braunkohletagebau protestieren. "Wir wehren uns dagegen, daß das Dorf Lacoma immer mehr entvölkert und abgerissen wird, bevor überhaupt über die Zukunft der Lacomaer Teichlandschaft entschieden ist", begründen Franziska und Robert ihr Vorgehen.

Zur Zeit besteht noch keine rechtliche Grundlage dafür, das Naturschutzgebiet in seiner Einzigartigkeit zu zerstören, da die Europäische Kommission die Sondergenehmigung zur Divastierung des Schutzgebietes (nach FFH-Richtlinien) noch nicht erteilt hat. Ob die wertvollen Lakomaer Teiche dem Tagebau Cottbus-Nord weichen müssen, soll in einem gerade laufenden Planfeststellungsverfahren entschieden werden. Dort kann sich auch jeder Bürger mit Einwendungen für den Erhalt der Landschaft beteiligen.

In den letzten Monaten hatten sich mehrere hundert Menschen bei Protesten engagiert. Bei einer Protestwanderung durch die Teichlandschaft im Herbst letzten Jahres trafen sich 300 Unterstützer, die schon damals die Forderungen von Franziska und Robert stellten.

Der Lacoma-Verein hat Alternativ-Vorschläge zur Abbaggerung in seinem Konzept "Eine Vision für Lacoma" (www.lacoma.de/leitbild) veröffentlicht. Freunde und Unterstützer von Franziska und Robert begannen eine Mahnwache auf dem Dach des "Kulturpalastes". Die Häuser in denen sich Hungerstreik und Mahnwache befanden, sind für die tagebauvorbereitende Maßnahmen noch nicht erforderlich. Dennoch hat der Energie-Konzern 'Vattenfall Europe' die Nutzungsverträge gekündigt und schließlich die Abrisse mit Staatsgewalt durchgesetzt. Vattenfall arbeitet erfolgreich mit Wasserkraft- und Atomkraftwerken in Skandinavien. Mittlerweile ist er drittgrößten Energieversorger Deutschlands, entstanden aus der Fusion mit HEW, Bewag, Veag und Laubag.

Dörfer, die abgebaggert werden sollen (Horno, Heuersdorf, Lacoma) sind die Brennpunkte "rot-grüner" Energiepolitik. Nirgendwo sonst wird die Absurdität der Nutzung fossiler Energieträger so deutlich wie hier. Zerstörte Landschaften und Kohleverstromung treiben den Klimawandel unseres Erdballs voran. Es ist an der Zeit die Energiewende einzuleiten. Lacoma symbolisiert all diese Aspekte, nicht zuletzt auf dem Hintergrund der wirtschaftlichen Globalisierung.

Dieser Artikel ist auch als Einladung zu verstehen, den Weg der AktivistInnen in Lacoma gegen die Anmaßung Vattenfalls zu unterstützen - sei es mit dem eigenen Stromwechsel, der Beteiligung am Planfeststellungs- verfahren oder auch einem Besuch vor Ort. Lacoma liegt rund 100 Kilometer südlich von Berlin, 15 Minuten von Cottbus entfernt an der Tagebaukante. Heißen Tee und Schlafplätze gibt’s genug in Haus 15...bis gleich!

Mehr: http://www.lacoma-bleibt.de

 

Freunde von Lacoma
(bearbeitet von Ute Daniels)

 

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