19.03.2004

Hungerstreik für Lacoma

Protest gegen die Zerstörung des Dorfs Lacoma und der einmalige Teichlandschaft in der Lausitz

Nachdem sie rund einen Monat von den Massenmedien ignoriert wurden, verlegten Franziska Liesigk und Robert Künne nun ihren Hungerstreik nach Berlin. Direkt vor der Zentrale des Gegners, des Energie-Multis 'Vattenfall' setzen sie ihren Protest fort. Sie meinen: "Hier müssen uns die Entscheidungsträger täglich in die Augen schauen." Sie fühlen sich zwar täglich schwächer, aber empfinden - offenbar im Gegensatz zu den Angestellten eines der vier den deutschen Strommarkt beherrschenden Unternehmen - Verantwortung für die Landschaft um Lacoma.

'Vattenfall', zugleich im Besitz von Braunkohlekraftwerken und - über ein Tochterunternehmen - im Braunkohlebergbau aktiv, setzt rücksichtslos und ohne Respekt vor schwebenden Gerichtsverfahren sein Zerstörungswerk fort. Nachdem bereits das denkmalgeschützte Lausitzer Dorf Horno weggebaggert wurde, versucht 'Vattenfall' Haus um Haus auch in Lacoma vollendete Tatsachen zu schaffen. Ein wasserrechtliches Planfeststellungsverfahren, welches über die Zukunft der Teichlandschaft entscheiden soll, ist gerade beim Bergamt anhängig. Der Richterspruch ist jedoch nicht vor Dezember zu erwarten. Und 'Vattenfall' scheint die Strafandrohung gegenüber den zu erwartenden Gewinnen als lächerlich gering zu kalkulieren. Völlig uninteressant, daß die gesamte Landschaft als europäisches Schutzgebiet nach der FFH-Richtlinien gemeldet wurde und für potentielle FFH-Gebiete gilt ein Verschlechterungsverbot gilt, welches jegliche Eingriffe in die Natur verbietet. "Legal, illegal, scheißegal" scheint das Motto von 'Vattenfall' zu sein.

Diese Woche zogen Franziska und Robert nun zusammen mit einer großen Zahl SympathisantInnen und mit Unterstützung von der Grünen Liga vor die 'Vattenfall'-Zentrale in Berlin in der Chausseestraße 23. Inzwischen zeigt sich, daß ihre Aktion hier sehr viel mehr Aufmerksamkeit erregt als in dem abgelegenen Dorf in der Lausitz. Auch AutofahrerInnen halten gelegentlich an, um sich Informations- material geben zu lassen. Doch noch ist die Zerstörung in Lacoma nicht gestoppt. Nur an den Teichen konnten die Bagger von 'Vattenfall' jetzt vom brandenburgischen Umweltamt aufgehalten werden. In dieser Behörde sind anscheinend einige mutige BeamtInnen zu finden. Mehr jedenfalls als im brandenburgischen Denkmalschutzamt, das der Zerstörung von Horno tatenlos zusah.

Und die Grüne Liga erklärt: "Die Lacomaer Teiche als Heimat der Rotbauchunke sind EU-Schutzgebiet gemäß der Flora-Fauna- Habitat-Richtlinie. Es besteht ein Verbot, den Zustand solcher Gebiete zu verschlechtern. Deutsches Bergrecht kann dieses EU-Recht nicht brechen." Die Macht des Geldes jedoch steht über dem Gesetz, wenn nicht Menschen für das Leben und gegen die Profitgier kämpfen. Noch ist dieser Kampf nicht verloren.

 

Ute Daniels

 

Anmerkung:
Siehe auch unseren Artikel
    'Robin-Wood-Aktion für Lacoma'
    v. 21.12.03

 

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