MilchbäuerInnen kämpfen um ihre Existenz
Nach einem kurzfristigen Hoch im Sommer vergangenen Jahres ist der Milchpreis, den die BäuerInnen von den Molkereien erhalten, längst wieder auf rund 30 Cent pro Liter abgesackt.1 Dies reicht allenfalls norddeutschen Großbetrieben mit Massentierhaltung zum Überleben. Für die MilchbäuerInnen im Schwarzwald mit in der Regel zwanzig bis vierzig Kühen sank die Bilanz längst schon vor dem drastischen Anstieg des Dieselpreises in den roten Bereich. Ein Überleben ist so nicht mehr möglich. Und mit dem Rücken zur Wand werden nun Aktionsformen möglich, die zumindest von den sieben Einzelhandels-Konzernen, die den deutschen Markt beherrschen, nicht für möglich gehalten wurden.
Ein Milchlieferstreik ist nicht mit einem gewerkschaftlich organisierten Streik vergleichbar, denn es existiert keine Streikkasse. Der 'Bund Deutscher Milchbauern' (BDM), der den Streik organisiert, hat nicht vorgesorgt und so ist eine Beteiligung am Milchlieferstreik für viele seiner Mitglieder eine existentielle Frage. Viele hoffen, daß sie bereits innerhalb einer Woche einen Durchbruch erzielen können, denn viel länger können sie ohne Einnahmen nicht überstehen. Zugleich ist für eine große Zahl der MilchbäuerInnen gerade im Schwarzwald und in Bayern die Lage so prekär, daß sie beim gegenwärtigen Milchpreis ebenfalls nach nur wenigen Wochen vor dem Aus ständen. So sagt Christoph Blattmann, Milchbauer mit 28 Milchkühen aus dem Wildtal, daß er seine letzte Hoffnung auf diesen Streik setzt. Wenn er nicht wenigstens 43 Cent pro Liter Milch erzielen kann, will er aufgeben. Bei den seit letztem Herbst gestiegenen Preisen für das Futter für seine Kühe, den Diesel für den Traktor und etliche Nebenkosten, wäre die Milchproduktion ansonsten für ihn ein Zuschußgeschäft. Und bei einem 14-Stunden-Arbeitstag will er nicht auch noch drauflegen.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe auch unseren Artikel:
20.000 Milchbäuerinnen und -bauern
demonstrieren für faire Preise (9.05.07)