"Das ist erst der Anfang"
Die größte Montags-Demonstration in Baden-Württemberg kam in Offenburg zustande, bisher eher bekannt als Standort eines der umsatzstärksten Verlage, des Burda-Verlags. Nach Polizeiangaben hatten sich 900 bis 1000 Menschen in der Innenstadt versammelt. Wie die bundesweit verbreitete Zahl von 300 zustande kam, ist den Offenburgern ein Rätsel. Aufgerufen hatte ein breites Bündnis: Eine Erwerbslosen-Initiative, die Initiative 'Offenburger Aktionstage', die Offenburger Gliederung der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und etliche kleinere Gruppen aus dem linken Spektrum. Neben dem obligaten "Weg mit Hartz IV!" waren viele originelle, selbst gemalte Plakate zu sehen, so "Wir sind keine Sklaven von Hartz IV" (wörtlich: Hartz dem Vierten).
Nach einem vorläufigen Überblick gab es am Montag Demonstrationen in Offenburg (950), Mannheim (800), Aachen (400), Stuttgart (300), Freiburg (250), Tübingen (200), Heilbronn (100), Ulm (100), in Heidelberg und in Villingen-Schwenningen (80).
In Freiburg hatte ein Aktionsbündnis vorsichtig zu einer "Montags-Aktion" aufgerufen.
Als sich dann überraschend viele Menschen um 18 Uhr am Bertoldsbrunnen einfanden, mußte die Versammlung sich erst einmal über eine spontane Demonstrations-Route verständigen. So zogen Zwei- bis Dreihundert entgegen den polizeilichen Einwänden, dies sei doch nicht angemeldet, am Sozialamt vorbei und zum Freiburger Rathaus. Klaus Werner vom 'Büro für ungewöhnliche Maßnahmen' erklärte in einer Rede vor dem Rathaus: "Es ist ein Skandal, daß in einem der reichsten Länder der Welt ein Drittel der Bevölkerung zu Bedürftigen gemacht wird." Rüdiger Deissler von ver.di zeigte sich von der Resonanz der Montags-Demo begeistert und kündigte sogleich an: "Das ist erst der Anfang."
Klaus Schramm