16.01.2002

Leserbrief

Nicht
im Namen
unseres Sohnes

Ein Brief von Phyllis und Orlando Rodriguez
an die New York Times
Ihr Sohn Greg gehört zu den Opfern vom 11.September 2001

Unser Sohn Greg gehört zu den vielen Vermißten des Angriffes auf das World Trade Center. Seit wir die erste Nachricht hörten, erleben wir Schmerz, Trost, Hoffnung, Verzweiflung und liebevolle Erinnerung. Wir erfahren dies gemeinsam mit seiner Frau, unseren beiden Familien, unseren Freunden und Nachbarn, seinen lieben Kollegen der Firma und all den trauernden Familien, die sich täglich im Pierre Hotel treffen.

Wir sehen unser eigenes Verletztsein und unseren Zorn auch widergespiegelt in allen, denen wir begegnen. Wir haben kein Ohr für die tägliche Nachrichtenflut über diese Katastrophe. Doch wir lesen genug Nachrichten, um zu spüren, daß unsere Regierung sich in Richtung gewaltsamer Rache bewegt mit der Aussicht, daß Söhne, Töchter, Eltern, Freunde in weit entfernten Ländern leiden und sterben, und so wiederum Gefühle von Rache und Groll gegen uns geweckt werden.

Das ist nicht der Weg, den wir gehen sollen. Das wird den Tod unseres Sohnes nicht rächen. Es geschieht nicht im Namen unseres Sohnes. Unser Sohn starb als Opfer einen unmenschlichen Ideologie. Unsere Reaktionen sollten nicht demselben Ziel dienen. Laßt uns trauern. Laßt uns nachdenken und beten. Laßt uns über eine vernünftige Reaktion nachdenken, die unserer Welt wirklichen Frieden und Gerechtigkeit bringt. Aber laßt unser Volk nicht die Unmenschlichkeit dieser Zeit noch vermehren.

 

Phyllis & Orlando Rodriguez

 

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