4.04.2006

Nanotechnologie gefährlich

Verletzungen durch 'Magic'-Spray

Durch die beiden vom Discounter Penny verkauften Sprays 'Magic Nano Bad- und WC-Versiegeler' und 'Magic Nano Glas- und Keramikversiegeler' sind nach offiziellen Angaben bislang 74 Menschen verletzt worden. Bei einzelnen der Opfer wurden "toxische Lungenödeme" diagnostiziert. Symptome wie heftige Kopfschmerzen, Atemnot, Hustenanfälle und Schüttelfrost hatten die KonsumentInnen der Nano-Produkte veranlaßt, Hausarzt oder Klinik aufzusuchen.

Auch zehn Tage nach dem Verkaufsstart dieser Nano-Sprays ist vorgeblich die Ursache für das Desaster ungeklärt. Alles deutet jedoch darauf hin, daß die nur Millionstel Millimeter kleinen Partikel in die Lunge der AnwenderInnen gelangten und in den Lungenbläschen den Sauerstofftransport blockierten.

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Tübingen. Betroffene hätten gute Chancen auf Schadenersatz und Schmerzensgeld, heißt es von der 'Stiftung Warentest'. Doch weder von dieser noch von Öko-Test waren bisher Warnungen vor dem überstürzten Einführen der Nanotechnologie bei Waren des täglichen Gebrauch ausgegangen. Die ungehemmte Gier nach Profit hat sich einmal mehr den Weg gebahnt.

Angeblich sollen die beiden Magic-Nano-Sprays das Leben leichter machen. Winzige Partikel in der Größenordnung von Nanometern - Millionstel Millimetern - gleichen die Unebenheiten in Glas und Keramik aus und machen Flächen unempfindlich gegen Schmutz und Feuchtigkeit. Doch daß diese Teilchen beim Versprühen auch eingeatmet werden können, bereitete dem Produzenten, der Kleinmann GmbH aus Baden-Württemberg, offenbar keine Sorgen.

Schon wenige Stunden nach dem Verkaufsstart bei Penny liefen bei den Giftinformationszentralen (GIZ) Berichte über akute Vergiftungen ein. Soweit bekannt ließen die Beschwerden nach 12 bis 18 Stunden nach. Und voreilig heißt es bereits, es habe niemand bleibende Schäden davongetragen. Zumindest zwei schwangere Frauen benutzten die gefährlichen Nano-Sprays.

Die Giftinformationszentrale Nord und die Behörden verschiedener Bundesländer warnten bereits am 28. März vor den gefährlichen Nano-Sprays - mit mäßigem Erfolg. Die Mainstream-Medien berichteten zögerlich und verharmlosend. "Trotz intensiver Bemühungen der Behörden brachten weder die heute-Sendung des ZDF um 19 Uhr noch die Tagesschau der ARD um 20 Uhr die Warnung", kritisiert Prof. Dr. Manfred Edelhäuser, der für Lebensmittelüberwachung zuständiger Dezernent im baden-württembergischen Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum. Erst am 29. März wurde die Warnung angemessen verbreitet.

 

Solveig Brendel

 

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