9.12.2004

Neue Öl-Pest an Alaskas Küste?

Mehr als 600.000 Liter Schweröl aus Wrack ausgelaufen

Noch heute, 15 Jahre nach der großen Öl-Pest an der Küste Alaskas, ist der Name des Tankers, der damals havarierte, vielen bekannt: Exxon Valdez. Laut aktuellen Medienberichten droht nun aktuell eine Katastrophe ähnlichen Ausmaßes.

600.000 Liter Schweröl sind bereits aus dem in zwei Teile zerborstenen Schiff mit dem Namen 'Selendang Ayu' ausgelaufen. Nach Erkenntnissen der 'Anchorage Daily News' ist damit knapp ein Drittel der insgesamt 2 Millionen Liter Schweröl aus dem Wrack ins Meer gelangt. Laut US-Küstenwache sei auf Luftaufnahmen zu erkennen, daß aus beiden Hälften des vor der Insel Unalaska gekenterten und auseinander gebrochenen Schiffes Öl austrete. Stürmisches Wetter hat bislang jeden Versuch scheitern lassen, das Öl zu bergen. So ist es auch nicht gelungen, an Bord des Wracks zu gelangen, um die Schäden in Augenschein zu nehmen. Bereits bei der Bergung der Besatzung war ein Hubschrauber der US-Küstenwache abgestürzt, wobei sechs von zehn der Rettungskräfte ums Leben kamen.

Die Region der Aleuten-Inseln, wo der bedrohte Küstenabschnitt liegt, ist nur per Schiff und Hubschrauber zu erreichen. Sie befindet sich rund 1.300 Kilometer südwestlich der Stadt Anchorage und ist Teil des Naturreservats 'Alaska Maritime National Wildlife Refuge'. Dieses Schutzgebiet bietet einen unverzichtbaren Lebensraum für Seevögel und Meeressäuger. Es droht eine Umweltkatastrophe riesigen Ausmaßes: "Dies könnte sich zur größten Öl-Katastrophe seit dem Exxon- Valdez-Unglück entwickeln", sagte Greg Siekaniec von der Naturschutzbehörde Alaska Maritime Refuge der 'Seattle Times'.

Sturm und aufgepeitschte See behindern die Bemühungen, eine Ausbreitung des Ölteppichs einzudämmen. "Dies ist eine wirklich außergewöhnlich schwierige Operation", erklärte Lynda Giguere von der Alaska-Umweltschutzbehörde gegenüber der 'Seattle Times'. Auch Versuche, mit Seebarrieren Buchten zu schützen, in denen Fischzucht betrieben wird, hatten angesichts des Wellengangs nur wenig Erfolg. Unklar ist bislang, ob bereits Öl an die Küste geschwemmt wird.

Am 24. März 1989 war der Tanker 'Exxon Valdez' im Prince-William-Sund auf ein Riff gelaufen. Mehr als 41 Millionen Liter Öl verschmutzten damals einen 1.770 Kilometer langen Küstenabschnitt. Zehntausende am Ufer brütende Vögel und einige tausend Meeressäger, insbesondere Seeotter, starben. Geldstrafen und Schadensersatzzahlungen von insgesamt über einer Milliarde US-Dollar konnten nur einen Teil der damals entstandenen Schäden ausgleichen.

Die unter malaysischer Flagge fahrende 'Selendang Ayu' wird vermutlich nicht zuletzt wegen ihres wenig medien-kompatiblen Namens keine mit der 'Exxon Valdez' vergleichbare Aufmerksamkeit erzielen.

 

Frank Bayer

 

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