dpa will uns Erdöl in die Augen schmieren
Am Wochenende verbreitete die Nachrichten-Agentur dpa eine 20-Zeilen-Meldung, in der uns
nicht weniger als dreierlei krasser Blödsinn zugemutet wird - und Zeitungen und
Wirtschaftsredaktionen
posaunen es auch noch ungeniert in alle Welt hinaus:
1. Die OPEC ist ein Kartell.
Unter Kartell versteht mensch nun allerdings einen Zusammenschluß von Unternehmen zum
Zweck von Preisabsprachen. Um den Preis in die Höhe zu treiben ist ein seit alters her
beliebtes Mittel, die künstliche Angebots-Verknappung. Zumindest seit 1986 ist allgemein
bekannt, daß die OPEC kein Kartell mehr ist und Absprachen über Mengenbegrenzungen von
den Mitgliedsstaaten nicht eingehalten wurden. Gelegentlich wird behauptet, dies habe
sich seit 1999 wieder geändert. Glaubhafte Belege für tatsächliche
Fördermengen-Begrenzungen ersparen uns jedoch die Märchenonkel und -tanten.
2. Die OPEC will die Preise senken.
Die Heiligen Drei Könige waren am 6.01. schon da! Und daß "der Kunde König" sei, glaubt
wohl nur der Weihnachtsmann. Den ZeitungsleserInnen zuzumuten, ausgerechnet bei den
geldgierigsten und skrupellosesten Potentaten dieses Globus einen Akt purer Noblesse
auch nur in Erwägung zu ziehen, ist schlicht eine Frechheit. Diese Typen und ihre
Entourage würden den Ölhahn freiwillig nicht um ein Grad zudrehen, sondern lassen laufen,
was rausläuft.
3. Zu diesem Zweck will die OPEC die Fördermengen erhöhen.
Dazu müßten sie dann schon neue Ölquellen auf ihren Territorien entdecken - und das
geht nun mal nicht per Dekret. Im übrigen deutet einiges darauf hin, daß die globale
Erdölproduktion ihren Peak bereits überschritten hat. Die Erdölquellen der USA haben
nachweislich ihren kummulativen Peak seit langer Zeit hinter sich. Der Druck in den
Lagestätten läßt nach und die Förderleistung sinkt ab diesem Zeitpunkt dem absteigenden
Ast der bekannten Glockenkurve folgend. Und die nachlassenden Fördermengen der bereits
angezapften Ölfelder lassen sich nicht mehr durch die immer spärlicheren und
geringeren Funde bisher unentdeckter Ölquellen kompensieren. Namhafte Erdöl-Experten
haben diesen globalen Peak für die Jahre 2003 und 2004 vorhergesagt.
Mag sein, daß mit dem geballtem Blödsinn solcher Agentur-Meldungen versucht wird,
gerade diese Entwicklung zu verschleiern. Denn sowohl der Großindustrie als auch den
Ölkonzernen und den Machthabern der Ölförderländer wäre nichts weniger lieb, als daß
sich die Menscheit auf die Entwicklung erneuerbarer Energien konzentriert. Solarenergie,
Windenergie, Blockheizkraftwerke und andere alternative Formen der Energienutzung
sind dezentral einsatzbereit und entziehen sich ihrer Kontrolle. Macht basiert immer
auf Machtmitteln, die sich zentral und von wenigen kontrollieren lassen. Und es würde
schon Mut machen, wenn wir wüßten, daß ihnen der Saft ausgeht.
Adriana Ascoli