16.01.2003

Einwurf

Hattrick
der Verblödung

dpa will uns Erdöl in die Augen schmieren

Am Wochenende verbreitete die Nachrichten-Agentur dpa eine 20-Zeilen-Meldung, in der uns nicht weniger als dreierlei krasser Blödsinn zugemutet wird - und Zeitungen und Wirtschaftsredaktionen posaunen es auch noch ungeniert in alle Welt hinaus:

1. Die OPEC ist ein Kartell.

Unter Kartell versteht mensch nun allerdings einen Zusammenschluß von Unternehmen zum Zweck von Preisabsprachen. Um den Preis in die Höhe zu treiben ist ein seit alters her beliebtes Mittel, die künstliche Angebots-Verknappung. Zumindest seit 1986 ist allgemein bekannt, daß die OPEC kein Kartell mehr ist und Absprachen über Mengenbegrenzungen von den Mitgliedsstaaten nicht eingehalten wurden. Gelegentlich wird behauptet, dies habe sich seit 1999 wieder geändert. Glaubhafte Belege für tatsächliche Fördermengen-Begrenzungen ersparen uns jedoch die Märchenonkel und -tanten.

2. Die OPEC will die Preise senken.

Die Heiligen Drei Könige waren am 6.01. schon da! Und daß "der Kunde König" sei, glaubt wohl nur der Weihnachtsmann. Den ZeitungsleserInnen zuzumuten, ausgerechnet bei den geldgierigsten und skrupellosesten Potentaten dieses Globus einen Akt purer Noblesse auch nur in Erwägung zu ziehen, ist schlicht eine Frechheit. Diese Typen und ihre Entourage würden den Ölhahn freiwillig nicht um ein Grad zudrehen, sondern lassen laufen, was rausläuft.

3. Zu diesem Zweck will die OPEC die Fördermengen erhöhen.

Dazu müßten sie dann schon neue Ölquellen auf ihren Territorien entdecken - und das geht nun mal nicht per Dekret. Im übrigen deutet einiges darauf hin, daß die globale Erdölproduktion ihren Peak bereits überschritten hat. Die Erdölquellen der USA haben nachweislich ihren kummulativen Peak seit langer Zeit hinter sich. Der Druck in den Lagestätten läßt nach und die Förderleistung sinkt ab diesem Zeitpunkt dem absteigenden Ast der bekannten Glockenkurve folgend. Und die nachlassenden Fördermengen der bereits angezapften Ölfelder lassen sich nicht mehr durch die immer spärlicheren und geringeren Funde bisher unentdeckter Ölquellen kompensieren. Namhafte Erdöl-Experten haben diesen globalen Peak für die Jahre 2003 und 2004 vorhergesagt.

Mag sein, daß mit dem geballtem Blödsinn solcher Agentur-Meldungen versucht wird, gerade diese Entwicklung zu verschleiern. Denn sowohl der Großindustrie als auch den Ölkonzernen und den Machthabern der Ölförderländer wäre nichts weniger lieb, als daß sich die Menscheit auf die Entwicklung erneuerbarer Energien konzentriert. Solarenergie, Windenergie, Blockheizkraftwerke und andere alternative Formen der Energienutzung sind dezentral einsatzbereit und entziehen sich ihrer Kontrolle. Macht basiert immer auf Machtmitteln, die sich zentral und von wenigen kontrollieren lassen. Und es würde schon Mut machen, wenn wir wüßten, daß ihnen der Saft ausgeht.

 

Adriana Ascoli

 

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