8.01.2007

Wird das Ozonloch größer?

Welche Auswirkungen könnte das auf unser alltägliches Leben haben? Müssen wir uns vielleicht schon in einigen Jahren jedesmal eincremen, bevor wir das Haus verlassen?

Diese Fragen zu stellen, heißt keineswegs, Horrorbilder an die Wand zu malen. WissenschaftlerInnen sagen zwar, sie glauben, daß sich das Ozonloch zurückbildet - aber sie wissen es nicht.

Das Ozonloch über dem Südpol brach im Jahr 2006 nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde NASA alle Rekorde. Und nicht nur über der Antarktis hat sich die Ozonschicht verflüchtigt. In Australien hat das Ozonloch bereits heute die Sonne zur Gefahr gemacht. Das Land hat die höchste Hautkrebsrate der Welt. Mit steigender Tendenz. Jeder dritte Australier muß sich irgendwann im Leben wegen Hautkrebs behandeln lassen.

In einer Höhe von rund 15 Kilometern über der Erde befindet sich die Ozonschicht. Ozon ist reiner Sauerstoff, aber in einer recht unstabilen Form. Und gerade dieses unstabile Ozon hat die Fähigkeit, die gefährlichen, kurzwelligen Sonnenstrahlen - ultraviolettes Licht vom Typ B - aus dem Sonnenlicht einzufangen. Diese Strahlen sind deshalb so gefährlich, weil sie Krebs erzeugen und auch blind machen können.

Die Menschen der Industrieländer ließen viele chlorhaltige Chemikalien in die Atmosphäre entweichen. Ein bekanntes Beispiel sind die FCKW - die Abkürzung steht für den Zungenbrecher Fluorchlorkohlenwasserstoffe - die früher in Spraydosen oder Kühlschränken waren. Die Chlorteilchen der Chemikalien reagieren mit dem Ozon. Dabei wird das Ozon in normalen Sauerstoff umgewandelt. Aber normaler Sauerstoff wirkt nicht als Filter für die gefährliche Strahlung.

Diese Vorgänge spielen sich seit einiger Zeit vor allem über der südlichen Halbkugel der Erde ab. Vereinfachend wurde der Begriff Ozonloch geprägt. In Wirklichkeit handelt es sich dabei nicht um ein richtiges Loch, sondern um eine Ausdünnung der Ozonschicht. Die Ausdünnung über der Südhalbkugel wurde erstmals Ende der fünfziger Jahre festgestellt. Seither nimmt sie zu, jedoch immer nur für ein bis zwei Monate im Frühling. Bedingt durch die Chemikalien wurde die Ozonschicht von Jahr zu Jahr stärker ausgedünnt.

Nicht nur die US-Raumfahrtbehörde NASA, auch die Wetterbehörde der Vereinten Nationen in Genf meldete bereits im Oktober 2006, daß das Ozonloch über der Antarktis Rekordgröße erreicht hat. Ausdehnung: 29,5 Millionen Quadratkilometer. Ganz Europa paßt rund dreimal in diese Fläche. Und die Europäische Weltraumbehörde ESA hatte bereits Anfang Oktober gemeldet, daß über dem Südpol in diesem Jahr so viel schützendes Ozon verloren ging wie nie zuvor seit Beginn der Messungen.

Das Ozonloch ist damit mehr als drei Millionen Quadratkilometer größer als erwartet. Die Daten beruhen auf Messungen Ende September mit dem Nasa-Satelliten 'Aura'. In der Höhe zwischen 13 und 21 Kilometer sei fast das gesamte Ozon zerstört. "Das Ozon in dieser Schicht der Atmosphäre ist so gut wie verschwunden", sagte der David Hofmann. Er ist Ozon-Experte der US-Behörde für Atmosphärenforschung NOAA. Laut Hoffmann hängt der verstärkte Ozon-Abbau mit den hohen Konzentrationen von Ozon-verringernden Substanzen und den Rekord-Kälte-Temperaturen in der Stratosphäre über dem Südpol zusammen. Messungen hätten ergeben, daß die durchschnittlichen Temperaturen dort Ende September um etwa fünf Grad Celsius niedriger waren als im langjährigen Mittel. Beschleunigt sich der Treibhauseffekt, können die Temperaturen in der Stratosphäre noch stärker sinken und so das Ozonloch vergrößern.

Im Mai 2006 hatte es dagegen in einigen Medien bereits Entwarnung gegeben. So hatte der 'spiegel' gemeldet, das Ozonloch werde nicht größer. Und: Japanische Forscher hätten errechnet, daß sich die Ozonschicht bereits ab 2020 wieder erhole.

Noch 2002 hatte der 'spiegel' die Thesen des dänischen Statistik-Professors Björn Lomborg verbreitet, der in seinem Bestseller Umwelt-Optimismus verbreitete. 2004 zählte das Time-Magazin Lomborg zu den hundert einflußreichsten Menschen der Welt. Lomborg erregte mit der frohen Botschaft Aufsehen, der Erde gehe es so gut wie nie zuvor und apokalyptische Öko-Szenarien seien bloße Panikmache.

In den letzten Jahren wurde das Protokoll von Montreal, mit dem international ein weitgehendes Verbot der FCKW vereinbart wurde, häufig als positives Beispiel für staatliche Umweltpolitik genannt. Die aktive Zerstörung wurde so zwar gestoppt werden. Es gibt jedoch auf absehbare Zeit keine technischen Mittel, um die nun in die oberen Schichten der Atmosphäre gelangten zerstörerischen FCKW zu entfernen. Der Treibhauseffekt kann nun dazu führen, daß die Zerstörungswirkung der langlebigen Chemikalien verstärkt wird.

 

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