Deutsche Papierindustrie mitschuldig an Kahlschlag von Urwäldern auf
indianischem Land
Die deutsche Papierindustrie
bezieht ungeachtet der Konflikte um Landrechte und Schutzbestimmungen noch immer
Zellstoff aus den Urwäldern an Kanadas Westküste. Dies steht im Gegensatz zu medienwirksamen
Lippenbekenntnissen von vor zwei Jahren als der Verband Deutscher Papierfabriken (VDP), der die Interessen
von über 100 Unternehmen der Zellstoff und Papierbranche vertritt, sich für den Schutz des dortigen Great Bear
Rainforest aussprach.
In der Provinz British Columbia (BC) an der Westküste Kanadas liegt der
Great Bear Rainforest, einer der letzten unzerschnittenen
Regenwälder der gemäßigten Zone. Dieser Regenwald bietet vielen bedrohten Tier- und
Pflanzenarten ein letztes Rückzugsgebiet. Die dort lebenden Indigenen, wie
das Volk der Nuxalk, kämpfen seit langem um ihre angestammten Landrechte.
Nach der derzeit gültigen kanadischen Gesetzgebung sind sie die rechtmäßigen
Besitzer dieses Landes. Trotzdem vergibt die kanadische Provinzregierung
Einschlag-Lizenzen an internationale Holzkonzerne, die durch riesige
Kahlschläge den Urwald und die Heimat der Indigenen zerstören.
Verantwortlich ist auch die deutsche Papierindustrie, die rund 20 Prozent
ihres Importzellstoffs aus Kanada, speziell British Columbia (BC), bezieht: "BC ist eine
der wichtigsten
Herkunftsregionen für den in deutschem Zeitschriftenpapier eingesetzten
Zellstoff." (Zitat: VDP-Pressemitteilung, 4. April 2001).
Häuptling Qwatsinas vom Volk der Nuxalk fordert "von der deutschen
Papierindustrie, daß sie keine Produkte aus dem Great Bear Rainforest
kauft. Wir sind von den Wäldern als Nahrungsquelle abhängig, mit dem
Einschlag durch die Holzkonzerne verschwindet auch unsere Lebensgrundlage."
Das Abkommen zum Schutz dieses einmaligen Urwaldgebietes, das vor zwei
Jahren am 4. April 2001 von der Provinzregierung, mehreren Holzkonzernen,
vier Umweltorganisationen und einigen indianischen Völkern unterzeichnet
wurde, hat den Great Bear Rainforest de facto nicht schützen können. Die Kahlschläge
gehen weiter und die Landrechte
werden nach wie vor mißachtet. Rund 22 Millionen Kubikmeter Holz wurden
auch im letzten Jahr an der Küste British Columbias "geerntet". Trotz
geltendem Einschlagstop markierte der Holzkonzern INTERFOR ein für die
Indigenen heiliges Urwaldgebiet für den Kahlschlag. Die kanadische
Umweltorganisation "Forest Action Network" entfernte diese Markierungsbänder
und sandte sie nach Bonn
(www.fanweb.org/deflag.html).
Lydia Bartz von der Umweltschutz-Organisation 'urgewald' erläutert:
"Die aus dem Great Bear Rainforest stammenden
Markierungsbänder (...) beweisen: Landrechte und
Schutzabkommen werden von den Holzkonzernen mit Füßen getreten. Der
Kahlschlag geht weiter."
Eine erhöhte Einsatzrate von Altpapier, vor allem in Druck- und
Schreibpapieren, ist eine Möglichkeit wie jede und jeder mithelfen kann,
den Raubbau zu stoppen oder wenigstens zu bremsen. Rudolf Fenner,
Waldreferent bei ROBIN
WOOD, stellt klar: "VerbraucherInnen in Deutschland wollen kein Papier, in
dem Urwald steckt und für das Landrechte missachtet werden." Trotzdem sinkt
seit einer kurzfristigen Blüte in den 80er Jahren der Anteil von Umweltpapier in Deutschland.
Am 13.04. veröffentlichen wir auf unseren Seiten
ein
Info über Umwelt-Papier.
Adriana Ascoli