Greenpeace testet: 20 Prozent der Lebensmittel pestizidverseucht
Vermutlich bereits diesen Herbst soll das europaweite Gen-Moratorium fallen. Schon nächstes Jahr können dann überall in
Europa gen-manipulierte Pflanzen angebaut werden. Über Pollen und Samen können sich diese Pflanzen unkontrollierbar
ausbreiten. Dennoch wird den europäischen VerbraucherInnen versprochen, die Wahl zwischen gen-manipulierten und
gentechnik-freien Lebensmitteln könne per Gesetz gewährleistet werden. Was von den so sicheren deutschen
Lebensmittelgesetzen zu halten ist, beleuchtet der aktuell in Berlin aufgedeckte Skandal um pestizidverseuchtes Obst
und Gemüse.
20 Prozent der Obst- und Gemüseproben aus einem Berliner Nobelkaufhaus, dem KaDeWe, die von Greenpeace
untersucht wurden, überschritten die gesetzlichen Pestizid-Grenzwerte. Was sind solche Gesetze wert?
In Trauben, Kopfsalat, Erdbeeren und Zucchini wurden sogar Giftcocktails mit bis zu acht verschiedenen Pestiziden
gefunden. Zudem warnt Greenpeace vor Wurstwaren und Produkten von Firmen wie Herta und Kattus, die möglicherweise
gentechnisch manipulierte Zutaten einsetzen.
60 Greenpeace-AktivistInnen protestieren seit heute morgen vor und im KaDeWe. Auf einem sechs mal elf Meter großen
Transparent an der Fassade des Kaufhauses fordert Greenpeace: "Gift und Gentechnik - Alles muss raus." Die
UmweltschützerInnen präsentieren Obst und Gemüse sowie Produkte der Gentechnik-Verdächtigen aus dem KaDeWE
vor dem Kaufhaus in einem zwei Meter hohen Reagenzglas.
Greenpeace fordert von den Lebensmittelhändlern und Supermarktketten, die gesetzlichen Grenzwerte sofort einzuhalten.
Zudem müssten die Behörden stärker kontrollieren. Greenpeace behauptet, die skandalösen Ergebnisse bei KaDeWe
seien keinen Zufallstreffer, sondern symptomatisch für den deutschen Lebensmittelhandel mit Ausnahme der Bio-Läden.
"Das pestizidverseuchte Obst und Gemüse zeigt, daß die Landwirtschaft in eine völlig falsche Richtung läuft", so
Greenpeace. Damit setzt sich diese Organisation erstmals in Gegensatz zu der von Ministerin Künast propagierten
"Agrarwende", die bislang von Greenpeace durchweg gelobt wurde.
"Wer Essen ohne Pestizide und Gentechnik kaufen will, kann nur bei Bio-Produkten sicher sein", erklärt Manfred
Krautter, Chemieexperte bei Greenpeace. Schon seit Jahren überschreiten durchschnittlich rund vier Prozent der in der
EU verkauften Lebensmittel die gesetzlichen Pestizid-Grenzwerte; bei einigen Obst- und Gemüsearten sind es sogar
regelmäßig über 20 Prozent. Viele der Pestizide sind krebserregend, können das Hormonsystem schädigen und
gefährden vor allem die Gesundheit von Kindern.
Adriana Ascoli