Seit Jahren schon versuchen immer wieder einzelne EU-Staaten im Auftrag der chemischen Industrie die Grenzwerte von Pestiziden, aber auch die Grenzwerte für Nitrat-, Schwermetall-, Salz- oder CKW-Belastung zu erhöhen. Vielfach können die heutigen Grenzwerte auch nur noch durch Vermischen des Wassers aus verschiedenen Brunnen eingehalten werden. Der derzeitige Grenzwert für Pestizide beträgt 0,1 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser.
Bereits vor zehn Jahren hatten Spanien, Frankreich und Portugal die Grenzwerte um das fünfzigfache zu erhöhen versucht. Insbesondere aus Deutschland gab es damals Widerstand, der populistisch ausgeschlachtet und damit zugleich auch erfolgreich wurde. Daß die Wasserschützer nicht in der EU sitzen, sondern daß sich das "kleine Übel" bisher gehalten hat, weil die verschiedenen EU-Staaten sich in ihren verschiedenen Interessen -
beispielsweise Ober- und Unterlieger am Rhein - gegenseitig blockierten, beweist die gegenwärtige Entwicklung. Innerhalb der Europäischen Kommission wird ein Entwurf ventiliert, dessen Umsetzung eine Erhöhung der Pestizid-Grenzwerte um das 500-fache zur Folge hätte.
Dabei wurde erst kürzlich vom Europäischen Umweltamt die "frohe Botschaft" verbreitet, daß nach wie vor viele europäische Gewässer stark belastet sind. Zehn Prozent der Küstengewässer und 30 Prozent der zum Baden ausgewiesenen - also nicht der Gesamtheit ! - der Flüsse und Seen können die Mindest-Standards nicht einhalten. Der Stickstoff-Eintrag der konventionellen Landwirtschaft nimmt weiterhin zu und wird zu einer akuten Bedrohung
des Trinkwassers - lediglich die Qualität des Abwassers habe sich gegenüber den 80er Jahren verbessert.
Petra Willaredt